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Das letzte Experiment

Das letzte Experiment

Titel: Das letzte Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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für mich zu arbeiten. Wir haben ein Sprichwort hier in Argentinien. ‹Ich kann dir nicht vertrauen, bevor ich dir nicht ein Geheimnis erzähle.› Und das werde ich jetzt tun. Ich werde Ihnen eines der größten Geheimnisse im ganzen Land anvertrauen. Danach werden Sie mir helfen, und ich werde Ihnen helfen. Es ist ein Zeichen beiderseitigen Vertrauens zwischen uns.»
    «Und wenn ich Ihr Geheimnis lieber nicht kennen wollte?»
    «Nun, ich fürchte, Sie haben keine Wahl, das eine hat mit dem anderen zu tun. Dr.   George Pack ist weltweit einer der führenden Krebsspezialisten. Er ist am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York. Seine Patienten sind die Rockefellers und die Astors. Und er kommt recht häufig nach Buenos Aires herunter, hierher zu uns.»
    «Zweifellos um eine gleichermaßen wichtige Persönlichkeit zu behandeln», sagte ich. «Den General?»
    Der Colonel schüttelte den Kopf.
    «Die Frau des Generals?»
    Er nickte. «Aber selbst sie weiß es nicht.»
    «Wie ist das möglich?»
    «Weil der General es so wünscht. Evita glaubt, sie hat ein Frauenleiden. Doch es steht schlimmer um sie.» Er hielt kurz inne.
    «Ich habe bereits mit Dr.   Pack gesprochen. Er hat sich einverstanden erklärt – ein Gefallen, den er dem General tut   –, Sie das nächste Mal zu behandeln, wenn er im Land ist. Auf unsere Kosten selbstverständlich.» Der Colonel zuckte mit den Schultern. «Sie sehen also, es gibt keine Entschuldigung, keinen Grund, sich zu weigern. Es gibt nicht einen einzigen Einwand, den Sie erheben könnten, an den wir nicht bereits gedacht hätten.»
    «Also schön», räumte ich ein. «Ich muss mich geschlagen geben. Sie scheinen eine Menge Vertrauen in meine Fähigkeiten zu setzen, Colonel.»
    «Ist es so schwierig, meine Bewunderung für Ihre Kompetenz zu akzeptieren, Herr Gunther? Es wäre sicherlich das Gleiche zwischen Ihnen und Ernst Gennat, oder nicht? Oder diesem anderen berühmten Berliner Detektiv, Bernhard Weiß. Diese beiden waren Ihre Mentoren.
Ihre
persönlichen Helden.»
    «Für eine Weile, ja. Für eine Weile waren sie das», antwortete ich. «Wie dem auch sei   … mir scheint, Sie haben gewaltige Anstrengungen unternommen, um mich dazu zu bringen, in dem Mordfall zu ermitteln und Nachforschungen wegen dieses anderen vermissten Mädchens anzustellen.»
    «Es mag Ihnen vielleicht so scheinen, Herr Gunther. Aber um ganz ehrlich zu sein – es waren keine Anstrengungen. Wir haben uns ein paar alte Akten aus Berlin schicken lassen. Wir bieten Ihnen eine Arbeit an. Wir zahlen Ihnen Geld dafür. Wir beauftragen einen Arzt, Ihre Erkrankung zu behandeln. Das ist für einen Mann in meiner Position alles ganz leicht zu arrangieren, glauben Sie mir. Nichts einfacher als das.»
    «Wenn man es so sieht   …», sagte ich.
    «Allerdings   …», fügte er hinzu, «…   allerdings ist das vermisste Mädchen kein gewöhnliches Mädchen. Fabienne von Bader ist eine
paquete
. Sie kommt aus einer ziemlich vornehmen Familie. Ihr Vater, Kurt von Bader, ist ein enger Freund der Peróns und Direktor bei der Banco Germanico hier in Buenos Aires. Die Polizei scheut keine Kosten und Mühen bei der Suche nach der Vermissten. Sie für den Fall zu gewinnen, war einer der ersten Schritte. Möglicherweise ist Fabienne bereits tot, oder vielleicht ist sie nur von zu Hause weggelaufen, wie Sie ja vorhin vermutet haben. Obwohl sie offen gestanden noch ein wenig zu jung ist für einen Freund; sie ist erst vierzehn Jahre alt. Grete Wohlauf können Sie der normalen Polizei überlassen, doch Fabienne ist eine andere Geschichte. Aufsie sollten Sie ihr Hauptaugenmerk richten. Nach allem, was ich gehört habe, war das Ihr Spezialgebiet – vermisste Personen suchen. Zumindest, nachdem Sie die Berliner Polizei 1933 verlassen und sich als Privatdetektiv durchgeschlagen haben.»
    «Sie scheinen wirklich alles über mich zu wissen, Colonel», sagte ich. «Entschieden zu viel.»
    «Nicht doch. Ich weiß nur das Wichtigste. Bei Ihren Ermittlungen sollten Sie davon ausgehen, dass der Mörder ein Deutscher oder ein Deutschargentinier ist. Konzentrieren Sie sich auf die erst seit kurzem in Argentinien lebenden Einwanderer in der deutschen Gemeinde. Sie suchen nach einem Psychopathen, aber Sie suchen auch nach Hinweisen über den Verbleib der jungen Fabienne von Bader.»
    «Es wird sicherlich nicht einfach, meine alten Kameraden auszufragen.»
    «Und genau aus diesem Grund müssen Sie vorsichtig sein. Ihre Fragen

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