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Das letzte Experiment

Das letzte Experiment

Titel: Das letzte Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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darunter.
    «Was genau suchen Sie, Herr Hausner?»
    «Ein Tagebuch. Ein Poesiealbum. Briefe. Geld, von dem Sie nichts wissen. Ein Foto von jemandem, den Sie nicht kennen. Ich weiß es nicht genau, aber ich weiß es, wenn ich es sehe.» Ich schloss die Schublade wieder. «Oder vielleicht gibt es etwas, das Sie mir sagen wollen, solange Colonel Montalban nicht in der Nähe ist?»
    Er nahm eines der Stofftiere und hielt es sich an die Nase wie ein Spürhund, der eine Witterung aufzunehmen versucht. «Es ist wirklich eigenartig», sagte er. «Ihre Spielsachen riechen wie sie. Es ist ein Geruch, der Erinnerungen weckt. Genau wie Proust es beschreibt.»
    Ich nickte. Ich hatte eine Menge über Proust gehört. Ich müsste mir beizeiten mal eine Ausrede einfallen lassen, warum ich ihn nicht gelesen hatte.
    «Ich weiß, was Montalban denkt», sagte er. «Er denkt, dass Fabienne tot ist.» Von Bader schüttelte den Kopf. «Aber ich glaube das nicht. Ich kann es einfach nicht glauben.»
    «Warum nicht, Herr Baron?»
    «Sie würden es eine Ahnung nennen, denke ich. Intuition, ich weiß es nicht, aber so ist es. Wäre sie tot, hätten wir bestimmt inzwischen schon etwas gehört. Irgendjemand hätte sie gefunden. Ich bin absolut sicher.» Er schüttelte den Kopf. «Da Sie früher ein berühmter Ermittler bei der Mordkommission in Berlin waren, nehme ich an, dass Montalban Sie gebeten hat, bei Ihrer Arbeit von der Annahme auszugehen, dass sie tot ist. Hören Sie, ich bitte Sie, vom Gegenteil auszugehen. Suchen Sie sie bitte, irgendjemand – irgendein Deutscher wahrscheinlich, ja, ich denke, ein Deutscher – hat sie entführt und hält sie versteckt.»
    Ich öffnete die nächste Schublade. «Warum sollte jemand so etwas tun, Herr Baron? Haben Sie Feinde unter den Deutschen hier?»
    «Ich bin Bankier, Herr Hausner. Rein zufällig ein verdammt wichtiger. Es mag Sie überraschen, doch Bankiers machen sich Feinde, ja. Geld oder das Verdienen von Geld ist eine aggressive Angelegenheit. Das ist das eine. Und dann muss man auch noch bedenken,was ich während des Krieges gemacht habe. Ich habe im Krieg für die Abwehr gearbeitet, den deutschen militärischen Geheimdienst. Zusammen mit einer Gruppe anderer argentinischer Bankiers habe ich den Krieg von dieser Seite des Atlantiks aus unterstützt. Wir haben deutsche Spione in den USA mit Mitteln versorgt. Ohne Erfolg, wie ich leider sagen muss. Mehrere unserer prominentesten Spione wurden vom FBI gefasst und exekutiert. Man hat sie verraten, doch ich weiß nicht mit Sicherheit, wer dahintersteckt.»
    «Könnte jemand Ihnen die Schuld dafür geben?»
    «Ich wüsste nicht wie. Ich hatte keinen Einfluss auf die Operationen. Ich war lediglich ein Geldgeber.»
    Endlich sah er mir in die Augen. Sehr tief sogar.
    «Ich bin nicht sicher, ob irgendetwas von all dem mit dem Verschwinden meiner Tochter zu tun hat, Herr Hausner, aber wir waren fünf. Fünf Bankiers, die die Nazis in Argentinien unterstützt haben. Ludwig Freude, Richard Staudt, Heinrich Dorge, Richard von Leute und ich. Ich erwähne das, weil Dr.   Dorge im vergangenen Jahr hier in Buenos Aires auf der Straße ermordet wurde. Heinrich Dorge war ein früherer Mitarbeiter von Dr.   Hjalmar Schacht. Ich nehme an, Sie haben von Dr.   Schacht gehört?»
    «Ja», sagte ich. Schacht war zuerst Präsident der Reichsbank und dann Wirtschaftsminister gewesen. 1946 war er in Nürnberg als Kriegsverbrecher angeklagt und freigesprochen worden.
    «Ich erzähle Ihnen all das, damit Sie sich über zwei Dinge im Klaren sind, Herr Hausner. Erstens, es wäre durchaus möglich, dass mich meine Vergangenheit auf irgendeine   … unheilvolle Weise eingeholt hat. Aber ich habe keinerlei Drohungen erhalten, nichts. Die andere Sache ist die, dass ich ein extrem reicher Mann bin, Herr Hausner. Und ich möchte, dass Sie mich ernst nehmen, wenn ich Ihnen sage, dass ich Ihnen eine Belohnung von zwei Millionen Peso gebe, falls Sie meine Tochter lebendig finden und wohlbehalten zu mir zurückbringen, zahlbar in jeder Währung und jedemLand Ihrer Wahl. Das sind ungefähr fünfzigtausend amerikanische Dollar.»
    «Das ist eine Menge Geld, Herr Baron.»
    «Das Leben meiner Tochter ist unbezahlbar für mich. Aber das ist meine Angelegenheit. Machen Sie sich daran, sich diese zwei Millionen zu verdienen.»
    Ich nickte nachdenklich. Ich glaube, es muss ausgesehen haben, als würde ich Fakten abwägen. Das ist das Dumme bei mir – ich bin wie ein Münzautomat. Ich

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