Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben

Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben

Titel: Das letzte Gericht - was berühmte Menschen zum Schluss vespeist haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Fasten
Vom Netzwerk:
ständigem Wenden ca. 15–20 Minuten braten, bis sie rundum braun und knusprig sind. Zusammen mit dem Schnitzel servieren.
    Dazu eine Flasche Weißwein und »M – eine Stadt sucht einen Mörder«.

Julien Offray de La Mettrie
1709 – 1751
    Als der französische Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie im Jahr 1748 sein Werk »Der Mensch als Maschine« veröffentlicht, neigt sich seine Zeit in seiner Wahlheimat Holland dem Ende zu. Das Land der Grachten und Windmühlen genießt Mitte des 18. Jahrhunderts den Ruf nahezu grenzenloser Toleranz, verbotene Schriften aus ganz Europa werden hier im Zeichen der Aufklärung gedruckt und veröffentlicht. Doch Juliens Werk ist auch den toleranten Holländern eine Spur zu deftig. Der Arzt spottet über die Kirche und unterstellt seinen medizinischen Standesgenossen unverhohlen Geldgier. Man legt dem unbequemen Philosophen und Nestbeschmutzer deshalb nahe, das Land schleunigst zu verlassen. Da ihm der Weg in seine Heimat aufgrund seiner kirchenfeindlichen Schriften verwehrt ist, bemüht sich Julien um Asyl in Preußen. Friedrich II . gilt in dieser Zeit als aufgeklärter Monarch, der verfolgten Freigeistern und unbequemen Denkern gerne Unterschlupf gewährt. Und auch im Fall des verfemten Franzosen zeigt der Preußenkönig Herz: Friedrich II . lädt Julien nach Potsdam ein, macht ihn zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und ernennt ihn zu seinem Leibarzt und persönlichen Gesellschafter. Frei und ohne Angst vor Zensur soll Julien in Potsdam seinen philosophischen Überlegungen nachgehen können.
    Schon bald zeigt sich allerdings, dass Friedrich seinen Großmut schwer büßen muss. Ohne Rücksicht auf die Gefühle seines edlen Beschützers veröffentlicht Julien die Werke Ȇber das Glück« und »Die Kunst, Wollust zu empfinden«. Beide Werke geißeln die von Friedrich so geschätzten Freigeister als lebensfremde Trottel. Juliens allumfassender Zynismus erklimmt dabei ungeahnte Höhen. Auch am Hof in Potsdam macht er sich durch seine sarkastischen Bemerkungen mehr Feinde als Freunde. Friedrich II . lässt seinem Schützling deshalb übermitteln, er möge besser keine weiteren Schriften veröffentlichen, da ihm kein weiteres Exilland zur Verfügung stünde, falls er ihn aus Preußen hinauswerfen müsse.
    Julien versteht und findet das nächste Schlupfloch: Er veröffentlicht keine eigenen Werke mehr, sondern übersetzt die unverfänglichen Schriften antiker Philosophen. Die Einleitungen bläht er jedoch zu voluminösen Konstrukten seiner ätzenden Zynismen auf.
    Ãœber die Finte, mit der er Friedrich II . erneut überlistet hat, berichtet Julien am 11. November 1751 gut gelaunt dem französischen Gesandten in Potsdam, Lord Cyrconell. Besonders wegen einer äußerst delikaten Trüffelpastete zieht es Julien immer wieder in das Haus des französischen Gesandten. Seit seiner Flucht aus Frankreich vermisst der unbequeme Philosoph vor allem die originären Aromen der französischen Küche. Am Abend des 11. November 1751 stopft Julien so viel von der leckeren Trüffelpastete in sich hinein, dass es ihm am Ende gar nicht gut geht. Lord Cyrconell lässt besorgt einen Arzt holen, der Julien nach alter Art eine Ader öffnet. Doch auch das verschafft dem Leidenden keine Linderung. Juliens Körper wird von Magenkrämpfen geschüttelt, er wirft sich in dem Bett, in das man ihn verfrachtet hat, von einer Seite auf die andere. Schließlich tritt sogar ein irischer Priester, der zufällig zu Gast im Hause des französischen Gesandten ist, an das Bett des Kranken heran, um Julien zu überzeugen, nun kurz vor dem Ende doch noch zu Gott zu finden. Julien winkt mit schmerzverzerrtem Gesicht ab. Das hätte ihm gerade noch gefehlt: Sein ganzes Leben lang gegen die Kirche zu wettern und am Ende einzuknicken. Doch als eine neuerliche Kolik schmerzhaft durch sein Gedärm tobt, schreit er hell auf: »Jesus Maria!«
    Â»Ah, ich wusste es«, triumphiert der Ire daraufhin lächelnd. »Am Ende finden sie alle zurück zu Gott …«
    Â»Das war doch nichts weiter als eine Floskel«, stöhnt Julien besorgt darum, in der letzten Stunde seines Lebens von seinem eigenen Zynismus geschlagen zu werden. Wenige Minuten später schließt der 41-Jährige für immer die Augen. Vermutlich stirbt er an einer

Weitere Kostenlose Bücher