Das letzte Hemd
wieder besser zu verstehen. »Außerdem weiß ich, wer
der Feuerteufel mit der Blackbox …« Wieder weg.
Becker fluchte, diesmal kräftiger und lauter. Als Larry sich das
nächste Mal meldete, rief Becker in sein Telefon: »Bleiben Sie, wo Sie sind,
ich komme zu Ihnen!«
Es knackste in der Leitung, aber dann war Larry wieder da. »Ich bin
nicht zu Hause, ich bin unterwegs. Wir treffen uns in einer halben Stunde auf
dem Rastplatz Geismühle, A 57 Richtung Krefeld. Fahren Sie an der Tankstelle
vorbei, ich steh auf den hintersten Parkplätzen.« Jetzt hatte er aufgelegt.
Becker packte seinen Kram zusammen. Warum machte er sich überhaupt
so eine Mühe, wenn irgendwelche Amateure mal eben alle Fälle lösten?
Auf dem Parkplatz des Rastplatzes hätte er Larry fast nicht
gefunden, weil der im Dunkeln hinter dem Steuer eines Kleintransporters saß und
eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen hatte. Fehlt nur noch eine
Sonnenbrille und die Zeitung mit Gucklöchern, dachte Becker leicht genervt. Er
sah Larry erwartungsvoll an und hoffte, dass in diesem Blick auch deutlich die
Tatsache zu erkennen war, dass er müde war und bald ins Bett wollte.
Larry griff hinter sich und zog einen Laptop aus einer Tasche hinter
dem Sitz. Er klappte ihn auf, das Gerät war nur im Ruhezustand gewesen.
Becker erkannte eine dieser Fotodatenbanken, bei denen man durch
digitale Fotos wie durch ein virtuelles Fotoalbum blättern konnte. Das würde er
sich später vielleicht noch mal erklären lassen, das wäre ja sicher auch sehr
schön für Urlaubsfotos. Und Becker hatte angesichts der bevorstehenden USA -Reise immerhin zwei zusätzliche Speicherkarten für
seine Digitalkamera gekauft.
Larry hatte die Ruhe weg. Er klickte auf eine Gesamtübersicht, die
ihm sämtliche Ordner als kleine blaue Kästchen anzeigte. Dann hatte er
anscheinend den richtigen gefunden. »Hier«, sagte er und drehte den Bildschirm
ein bisschen mehr zu Becker. »Ich wusste doch, dass ich das irgendwo
fotografiert hatte.«
Becker erkannte eine Reihe niedriger Gebäude, die sofort an
militärische Anlagen denken ließen. Im Vordergrund war Rasen zu sehen und am
rechten Bildrand eine Art Hinweisschild. Das einzige, was Becker in der Größe
erkennen konnte, war die Schrift »Band Walk«, der Rest war zu klein, um ihn zu
entziffern. Larry klickte auf das Bild und drückte ein paar Tasten. Das Bild
wurde größer und pixeliger. Er veränderte den Bildausschnitt. Jetzt konnte man
den Text lesen, mit etwas Mühe zwar, aber es ging. Da stand: » THIS ROAD IS NAMED IN MEMORY OF THOSE RAF PERSONNEL WHO DIED
IN THE ROAD ACCIDENT AT LANGENBRUCK ON 11. FEBRUARY 1985. «
Larry reichte Becker einige Ausdrucke. »Ich hab’s schon
recherchiert, Langenbruck ist bei Nürnberg, dort gab und gibt es auf der A 9
etliche Verkehrsunfälle. Und das hier war ein besonders schwerer, bei dem mehr
als zwanzig Mitglieder einer Marching Band der RAF ums Leben kamen. Vor fünfundzwanzig Jahren, 1985.«
Becker pfiff kurz, ohne zu merken, dass das eine eher unpassende
Äußerung war. Er war viel zu verblüfft. »Wo haben Sie das fotografiert?«
»Im HQ , als ich da für einen etwas
heiklen Auftrag unterwegs war.«
»Am Telefon haben Sie behauptet, dass Sie wissen, wer das mit der
Blackbox gewesen ist. Haben Sie den etwa auch fotografiert?«
Larry sah etwas unglücklich aus, als wollte er darauf nur ungern
antworten. Stimmte ja auch. Aber es ging jetzt nicht mehr anders. »Nein,
fotografiert hab ich den nicht. Aber getroffen.«
Jetzt war Becker nicht mehr verblüfft, sondern auch noch stinksauer.
Was dachte Larry sich denn, warum hatte er ihn nicht viel eher eingeweiht?
In groben Zügen erzählte Larry Becker endlich von dem Auftrag mit
der Website des NATO -Musikfests und von seinem
Besuch im HQ bei Major Bedford, der vielleicht
tatsächlich Bedford hieß, aber ganz sicher kein Major war. Dass er schon Geld
bekommen, die gehackte Website aber nicht scharf gestellt habe. Dass sich bei
Larry nicht Captain Rawlings, wie sie vermutet hatten, die Blackbox geholt
hatte, sondern Bedford. Und dass Larry ihm sagen könne, wo Bedford jetzt war.
»Und wie das? Haben Sie ihm eine Wanze unters Offiziersschiffchen
geklebt?«
Larry sah ihn für einen Moment mit großen Augen an. »Woher wissen
Sie das?«
Es war keine Wanze, und sie klebte auch nicht unter dem
Schiffchen, aber grundsätzlich war die Richtung nicht verkehrt. Als Becker ihm
von dem etwas merkwürdigen Verhalten des britischen RAF
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