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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Bettkante. Johnnys Finger waren runzlig vom langen Duschen. Eine Blase an seiner Handfläche war geplatzt, und die Haut schälte sich ab. »Jack glaubt, manche Sachen passieren aus einem Grund.«
    »Fragst du nach Alyssa?«
    Johnny wusste nicht, ob er sagen konnte, was er meinte, also zuckte er nur die Achseln. Er spürte, wie Hunt sich anspannte und dann wieder locker wurde, als habe er eine Entscheidung getroffen.
    »Wir haben im Wald hinter Jarvis' Haus sieben Leichen gefunden. Kinder. Wusstest du das?«
    »Mom hat es mir erzählt.«
    Hunt zögerte noch einmal, doch dann zog er ein Foto aus seiner Innentasche. Es war Meechums Autopsiefoto, und es zeigte ihn unbekleidet von der Brust an aufwärts auf einem Stahltisch. »Ist das der Mann, den du bei Jarvis gesehen hast?«
    Das Gesicht war im Tod eingefallen und hohl, und es hatte alle Farbe verloren. Aber Johnny erkannte ihn. Er nickte.
    »Warum dachtest du, er ist ein Cop?«
    »Er hatte Handschellen und eine Pistole am Gürtel. Wie Cops sie haben.«
    Hunt steckte das Foto wieder ein. »Er gehörte zum Sicherheitsdienst in der Mall. Er und Jarvis waren zusammen in Vietnam. Beide wurden gleichzeitig unehrenhaft entlassen. Es gab Gerüchte —«
    »Was für Gerüchte?«
    »Schlimme.« Johnny zuckte die Achseln. Er hatte die Geschichten ohnehin gehört.
    »Sie waren böse Männer, Johnny. Sie haben Böses getan, aus bösen Gründen, und sie hätten es weiterhin getan, wenn du nicht gekommen wärst.«
    »Ich habe Tiffany nicht gerettet. Das hab ich Ihnen doch gesagt.«
    Hunt schaute aus dem Fenster. »Wenn Jarvis nicht auf der Straße mit dir beschäftigt gewesen wäre, hätte Tiffany nicht am Haus vorbeikommen können. Er hätte sie erwischt, und er hätte sie umgebracht. Sie wäre im Wald bei den andern. Jarvis und Meechum hätten weiter gemordet. Vielleicht hätten sie noch ein paar Kinder umgebracht, vielleicht viele. Was ich weiß, ist: Sie wurden gestoppt, weil du da warst.«
    Johnny spürte Hunts Blick auf seinem Scheitel, aber er konnte nicht aufschauen.
    »Und du wärst nicht dort gewesen, wenn Alyssa nicht gestorben wäre.« Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Vielleicht ist das der Grund, Johnny. Vielleicht musste Alyssa sterben, damit andere Kinder weiterleben können.«
    »Jack glaubt, Freemantle ist gekommen, weil Gott ihn geschickt hat.«
    »Jack hat Probleme, die kein Kind haben sollte.«
    »Er glaubt, Gott hat die Krähen geschickt, um ihm Angst zu machen, und er hat Freemantle geschickt, damit er der Wahrheit ins Auge sieht und sich eingesteht, was er getan hat.«
    »Darüber weiß ich nichts, Johnny.«
    »Bei meinem letzten Gebet habe ich Gott um drei Dinge gebeten. Ich habe darum gebetet, dass mit den Tabletten Schluss ist, und darum, dass meine Familie wieder zusammenkommt. Und das ist passiert.«
    »Das waren nur zwei Dinge.«
    Johnny blickte auf, und sein Gesicht war wie aus Marmor. »Ich habe darum gebetet, dass Ken Holloway stirbt. Eines langsamen und schrecklichen Todes.« Er schwieg, und seine dunklen Augen glänzten. »Ich habe darum gebetet, dass er in Angst stirbt.«
    Hunt öffnete den Mund, aber Johnny redete weiter. Er sah Ken Holloways Augen vor sich, als das Licht in ihnen erstarb. Er sah die Schatten der Krähen aufsteigen, das dunkle Flattern. »Das hat Levi Freemantle mir gegeben«, sagte er. »Ich glaube, darum hat Gott ihn geschickt.«
    Hunt hatte eine Besprechung mit dem Anwalt seines Sohnes, und dann fand er sich im Wagen vor dem Gefängnis wieder. Das kahle, schmucklose Gebäude füllte einen ganzen Block in der Nähe des Gerichts aus. Allen war irgendwo dort drinnen. Er hatte seine Sache gut gemacht: Unter Tränen hatte er seinem Vater alles erzählt Tränen der Reue, der Scham und der Schuld —, und er hatte Mut gezeigt, als sie zusammen zum Revier gefahren waren. Das Letzte, was Hunt gesehen hatte, war das Gesicht seines Sohnes, bevor eine Stahltür sich zwischen ihnen schloss.
    Er stellte den Motor ab und ging auf den Haupteingang des Gefängnisses zu. Er kontrollierte seine Waffe, die Tür öffnete sich summend. Er kannte die Wärter, und die Wärter kannten ihn. Man empfing ihn hier mit einem Schulterklopfen, da mit einem mitfühlenden Kopfnicken, und mindestens einmal mit einem eiskalten Blick. »Ich muss ihn sehen.«
    Der Wärter hinter der Theke antwortete offen und sanft. »Sie wissen, dass das nicht geht.«
    »Können Sie ihm eine Nachricht bringen?«, fragte Hunt.
    »Ja.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich

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