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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Und nach einer Weile brauchte er nicht mehr hinzugehen.
    Einfach so.
    Einmal in der Woche durfte er unter Aufsicht seine Mutter sehen. Dann gingen sie in den Park und setzten sich in den Schatten. Jedes Mal brachte sie die Briefe mit, die Jack geschrieben hatte. Er schrieb mindestens einen am Tag, manchmal auch mehr. Aber er erzählte nie davon, wie schlimm es dort war, wo sie ihn hingeschickt hatten, nie davon, wie er seine Stunden und Tage zubrachte. Hauptsächlich sprach er von Reue und Scham und davon, dass Johnny das einzig Gute in seinem Leben sei. Er sprach von all dem, was sie zusammen getan hatten, von den Zukunftsplänen, die sie geschmiedet hatten. Und er bat um Verzeihung. So endeten alle seine Briefe.
    Johnny, bitte.
    Sag mir, dass wir Freunde sind.
    Johnny las jeden Brief, antwortete jedoch nie. Sie füllten einen ganzen Schuhkarton unter seinem Bett im Haus der Pflegeeltern.
    »Du solltest zurückschreiben«, sagte seine Mutter einmal.
    »Nach allem, was passiert ist? Was er getan hat?«
    »Er ist dein bester Freund. Sein Vater hat ihm den Arm gebrochen. Denk daran.«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Er hatte eine Million Möglichkeiten, es mir zu sagen. Eine Million Möglichkeiten.«
    »Er ist noch klein, Johnny. Ihr seid beide noch so klein.« Johnny starrte die vom Gericht bestellte Supervisorin an, und ein Gedanke rollte in seinem Kopf herum. »Hast du Detective Hunts Sohn verziehen?«
    Sie folgte seinem Blick. Die Supervisorin saß in der Nähe an einem Picknicktisch und war erhitzt, weil ihr blaues Kostüm für die Jahreszeit zu schwer war. »Hunts Sohn?« Ihre Stimme kam aus weiter Ferne. »Er scheint mir auch noch sehr jung zu sein.«
    »Triffst du dich mit Detective Hunt?«
    »Dein Vater wird morgen beerdigt, Johnny. Wie könnte ich mich da mit irgendjemandem treffen?«
    »Es wäre okay, glaube ich.«
    Seine Mutter drückte seinen Arm und stand auf. »Die Zeit ist um.« Die Supervisorin kam auf sie zu. »Hast du den Anzug bekommen? Und die Krawatte?«
    »Ja.«
    »Gefallen sie dir?«
    »Ja.«
    Sie hatten nur noch ein paar Sekunden Zeit. Bei ihrem nächsten Wiedersehen würden sie die Liebsten begraben, die sie verloren hatten. Die Supervisorin blieb ein paar Schritte vor ihnen stehen. Sie deutete auf die Uhr, und in ihrem Blick spiegelte sich so etwas wie Bedauern.
    Johnnys Mutter wandte sich mit feuchten Augen ab. »Ich hole dich rechtzeitig ab.« Johnny nahm ihre Hand und drückte sie. »Ich warte dann auf dich.«
    Es war ein Doppelbegräbnis. Vater und Tochter, Seite an Seite. Hunt forderte ein paar Gefälligkeiten ein und ließ den Friedhof absperren, um die Familie vor Neugierigen und Journalisten zu schützen. Der Priester war nicht der dicke, rotgesichtige Prediger, den Johnny in so schlechter Erinnerung hatte, sondern ein junger Mann, schmal und ernst, eine Erscheinung wie eine Klinge in strahlend weißen Gewändern. Er sprach von freien Willensentscheidungen und von der Macht der göttlichen Liebe.
    Macht.
    Er brachte das Wort zum Singen, und Johnny nickte, als er es aussprach.
    Die Macht der göttlichen Liebe. Johnny nickte, aber er sah nur die Särge und den hohen blauen Himmel. Den hohen, leeren Himmel.
    Drei Wochen nach der Beerdigung stand Katherine im Vorgarten eines gepflegten Hauses mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einer überdachten Veranda und dem größten, grünsten Garten, den sie hatte finden können. Die Küche war neu eingerichtet. Weiter unten an der Straße stand das Haus, in dem Johnny sein ganzes Leben verbracht hatte, das letzte Jahr nicht gerechnet. Sie hatte gehofft, es kaufen zu können, doch das Geld von der Lebensversicherung ihres Mannes musste reichen, bis sie wusste, was sie mit ihrem Leben anfangen und wie sie sich und ihren Sohn ernähren wollte.
    Sie schaute die Straße hinunter, ließ es dann aber gut sein. Hier gab es ein Baumhaus und einen Bach, der durch den Garten floss.
    Das würde genügen.
    Als Hunt aus dem Haus kam, war sein Hemd nass geschwitzt, und ein Büschel Glasfaserisolierung spross an seinem Hinterkopf. Er drehte sich um und schaute das Haus an. »Es ist solide«, sagte er. »Und hübsch.«
    »Glauben Sie, es wird Johnny gefallen?«
    »Ich glaube schon. Ja.«
    Katherine senkte den Kopf. »Johnny kommt morgen nach Hause. Wir werden dann ein bisschen Zeit brauchen, wissen Sie. Nur wir beide. Zeit, um irgendeinen Rhythmus miteinander zu finden.«
    »Natürlich.«
    »Aber ich dachte, vielleicht könnten Sie in ungefähr einem Monat mal

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