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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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»Sie hat mich ausgelacht.« Ein Auge zuckte. »D ... dreckiges Luder.«
    »Meinen Sie Ronda Jeffries?«, fragte Hunt vorsichtig.
    Das Kinn des Mannes zuckte heftig, aber anscheinend verstand er die Frage nicht.
    »Alles okay mit Ihnen?«, fragte Hunt.
    Beide Arme reckten sich in die Höhe. »Bin ich nicht King of the World?« Es sah aus, als wollte er weggehen, und Hunt legte zwei Finger auf den harten Knochen seiner Schulter.
    »Sir, können Sie mir sagen, was hier passiert ist?«
    Das linke Auge des Mannes schloss sich. »Ich hab nur die Schaufel gesehen.« Er stand auf einem Bein und kratzte sich mit der Schuhspitze an der Wade. »Er hat die Schaufel geholt.« Er zeigte hinüber. »Hat sie aus dem Schuppen da geholt.«
    »Meinen Sie Levi Freemantle? Ein Schwarzer. Hundertfünfzig Kilo.« Hunts Blick ging zu dem Schuppen. Als er den Mann wieder ansah, war dessen Gesicht schlaff geworden. »Sire? Was wollten Sie sagen?«
    »Was wollen Sie denn?« Der Alte wedelte mit der Hand, als verscheuche er Fliegen vor seinem Gesicht. »Ich kenne Sie nicht.« Er drehte sich um und schlurfte schwerfällig über das Gleis davon; er drehte sich noch einmal um und schlug wieder nach ein paar imaginären Fliegen.
    Hunt seufzte. »Cross«, rief er und winkte ihn herauf.
    »Ja, Sir?« Cross kam auf das Gleis.
    »Holen Sie ihn«, sagte Hunt. »Vielleicht hat er etwas gesehen. Vielleicht auch nicht. Schauen Sie, was Sie aus ihm herauskriegen können, aber machen Sie's sachte. Wenn Sie fertig sind, rufen Sie das Sozialamt und das Veteranenhospital an. Die sollen rauskommen und ihm helfen.«
    »Das Veteranenhospital ?«
    Hunt deutete auf seinen rechten Handrücken. »Er hat eine Tätowierung. US Navy. Der Mann war bei der Marine. Zeigen Sie ihm ein bisschen Respekt.«
    »Ja, Sir.«
    Als Hunt auf die Veranda zurückkam, streckte Yoakum wieder den Kopf zur Tür heraus. »Ich glaube, das hier sollten Sie sich ansehen.«
    »Was?«
    »Sie erinnern sich an das leere Zimmer an der Südwestecke?«
    »Das Schlafzimmer?« Hunt rief es sich vor Augen. Ein kleines Schlafzimmer, völlig leer. Ein gelbes Rollo vor dem Fenster. Spuren von Klebstreifen an der Wand. Bemerkenswert nur, weil es leer war. »Was ist damit?«
    Yoakum senkte die Stimme. »Sie müssen es sich einfach ansehen.«
    Hunt folgte ihm durch das Haus, vorbei an Kriminaltechnikern, die Fingerabdrücke sammelten, und an einem Fotografen in einer Polizeijacke. Zwei uniformierte Cops machten Platz, als er auf das Zimmer zuging. »Es ist im Schrank.« Yoakum öffnete die Tür des Wandschranks und knipste die Lampe an. Das Licht flutete heraus und füllte den Schrank, ließ die weißen Wände heller erscheinen, als sie waren. Das Bild, mit Kreide an die Rückwand gemalt, war über zwei Meter hoch, kindlich und verzerrt. Der Mann war schwarz umrissen, hatte rote Lippen, eine weite violette Hose und riesige Hände mit Strichfingern. Die braunen Augen waren kreisrund, als habe man die Kreide um den Boden eines Einmachglases herumgeführt. Ein paar Linien kräuselten sich über die rechte Gesichtshälfte, aber es waren Schnörkel, die nicht bedrohlich aussahen. Der Mann drückte ein Kind an die Brust und winkte mit der anderen Hand, als sehe er in der Ferne einen Freund. Das kleine Mädchen hatte ovale Augen und eine Schleife im Haar. Sie war ein rosa Fleck, der vor der breiten Brust unscheinbar wirkte. Sie hatte die Hand erhoben und trug einen gelben Rock. Ihr Lächeln sah aus wie ein greller roter Schnitt.
    »Was zum Teufel ... ?«
    »Genau«, sagte Yoakum. »Genau das hab ich auch gesagt.«
    Hunt sah sich um. »Keine weiteren Zeichnungen?«
    »Keine.«
    »Jemand muss doch etwas darüber wissen.«
    »Wir haben die Nachbarn abgeklappert, aber sie reden nicht mit Cops. Nicht in dieser Straße.«
    »Gibt es irgendein Anzeichen dafür, dass in diesem Haus ein Mädchen festgehalten wurde?«
    »Das Zimmer ist sauber gemacht worden«, sagte Yoakum. »Das an sich ist schon merkwürdig. Überall sonst ist die Hütte ein Saustall.«
    Hunt ließ den Blick über die kahlen Wände wandern und betrachtete die Flecken, wo ein Klebstreifen abgerissen worden war.
    Die Spuren waren schräg, als hätten sie Papierbögen an den Ecken festgehalten. Hunt fing in einer Ecke an und ging langsam an den Wänden entlang. Er studierte die fleckigen Rigipsplatten und den Boden, und er fand Spuren von Malkreide an den Wänden, aber kein zweites Bild und kein Muster, nur planlose Kringel und kurze, hart abgerissene Striche,

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