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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eben auf Osberts Seite, wenn er eine Belagerung befürwortet hätte.»
    «Macht das einen Unterschied?»
    Beocca schaute mich über das Lagerfeuer hinweg an; das heißt, ein Auge war auf mich gerichtet, während das andere in den Nachthimmel hinauswanderte. «Wenn wir die Dänen schlagen», sagte er, «wird die Fehde zwischen Osbert und A Ella neu aufflammen. Und damit will dein Vater nichts zu tun haben.»
    «Aber es wird doch ohnehin die Seite gewinnen, die er unterstützt», entgegnete ich.
    «Angenommen, Osbert und A Ella fallen. Wer wird dann König?», fragte Beocca.
    Ich sah ihn an, verstand und schwieg.
    «Und wer wird der übernächste König sein?» Beocca zeigte auf mich. «Du. Und ein König sollte lesen und schreiben können.»
    «Ein König», entgegnete ich verärgert, «kann sich Männer verdingen, die für ihn lesen und schreiben.»
    Am nächsten Morgen wurde uns die Entscheidung über Angriff oder Belagerung abgenommen, denn es kam die Nachricht, dass in der Mündung des Flusses Humber weitere Dänenschiffe aufgetaucht seien. Der Feind konnte also bald mit Verstärkung rechnen, und mein Vater, der so lange geschwiegen hatte, richtete endlich das Wort an Osbert und A Ella. «Wir müssen angreifen, bevor die neuen Schiffe ankommen.»
    A Ella stimmte natürlich begeistert zu, und selbst Osbert sah ein, dass sich mit der Ankunft der neuen Schiffe die Lage entscheidend verändert hatte. Außerdem schienen die dänischen Besatzer der Stadt Probleme mit den Ausbesserungsarbeiten an der Befestigungsanlage zu haben. Ein kräftiger Wind hatte die neu errichteten Palisaden gefällt, was in unserem Lager mit großem Gelächter quittiert wurde. Die Dänen, so hieß es, könnten nicht einmal einen Wall bauen. «Aber sie können Schiffe bauen», sagte Beocca zu mir.
    «Und?»
    «Wer Schiffe bauen kann, ist gewöhnlich auch imstande, einen Wall zu bauen», antwortete der junge Priester.
    «Aber die Pfähle sind umgeknickt.»
    «Vielleicht sollten sie das», entgegnete Beocca, und als ich ihn ungläubig anstarrte, fügte er hinzu: «Vielleicht wollen sie, dass wir angreifen.»
    Ich weiß nicht, ob er seinen Verdacht meinem Vater gegenüber erwähnte, doch falls er es tat, hat ihn mein Vater zweifellos beiseite gewischt. Beoccas Ansichten in Kriegsdingen interessierten ihn nicht. Der Priester hatte die Aufgabe, himmlischen Beistand zu erflehen, und die erfüllte er gut, denn er betete ausführlich und inbrünstig zu Gott, dass er uns zum Sieg gegen die Dänen verhülfe.
    Am Tag nach dem Einsturz der Palisaden gaben wir Gott die Chance, Beoccas Bitten zu erfüllen.
    Wir griffen an.
    Mag sein, dass nicht alle, die auf Eoferwic zustürmten, betrunken waren, aber es wäre gewiss keiner nüchtern geblieben, wenn es Met, Ale oder Birkenwein in ausreichenden Mengen gegeben hätte. Die ganze Nacht hindurch war gezecht worden, und als ich am Morgen erwachte, sah ich viele Männer in ihrem Erbrochenen liegen. Die wenigen, die wie mein Vater ein Kettenhemd besaßen, legten es an. Die meisten panzerten sich mit Leder, während einige keinen anderen Schutz als ihre Kleider am Leib hatten. Waffen wurden an Wetzsteinen geschärft. Die Priester gingen segnend durchs Lager, und die Männer gelobten einander Bruderschaft und Treue. Manche teilten schon die erwartete Beute unter sich auf. Einige waren sehr blass, und der eine oder andere stahl sich in den Gräben, die das flache, feuchte Land durchzogen, heimlich davon.
    Zwanzig Männern wurde befohlen, im Lager zurückzubleiben, um Frauen und Pferde zu schützen. Für Pater Beocca und mich hieß es aufsitzen. «Du bleibst im Sattel», sagte mein Vater, und an Beocca gewandt: «Pass gut auf ihn auf.»
    «Natürlich, mein Herr», versprach der junge Priester.
    «Falls irgendetwas passiert», äußerte mein Vater vage, «reitet zur Bebbanburg zurück, verriegelt das Tor und wartet.»
    «Gott ist auf unserer Seite», sagte Beocca.
    Mein Vater sah wie der große Krieger aus, der er war, obwohl er behauptete, zum Kämpfen zu alt geworden zu sein. Sein ergrauter Bart reichte bis über das Kettenhemd, auf dem ein Kruzifix hing, geschnitzt aus Ochsenbein. Gytha hatte es ihm geschenkt. Sein ledernes Waffengehänge war mit silbernen Nieten beschlagen, und das große Schwert, Knochenbrecher genannt, steckte in einer mit bronzenen Bändern verstärkten Lederscheide. Seine Stiefel waren auf beiden Seiten mit Eisenplatten armiert, die mich daran erinnerten, was er mir über den Kampf im Schildwall

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