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Das letzte Koenigreich

Das letzte Koenigreich

Titel: Das letzte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatte, hinter der mir ein Wachposten in den Weg getreten war. Ubba unterbrach mich und sah Weland an. «Nun?»
    Weland nickte. «Ich sah ihn hinter dem gefällten Baum mit einem Wachposten reden.»
    Also war mir Weland gefolgt? Ich sah zu Ragnar auf. Er zuckte mit den Schultern und erklärte: «Ubba, unser Herr, bestand darauf, einen zweiten Mann zu schicken. Weland hat sich anerboten.»
    Weland schenkte mir ein Lächeln, das auch einem Teufel beim Eintritt eines Bischofs in die Hölle gut gestanden hätte. «Ich habe die Befestigung nicht überwinden können, Herr», sagte er, an Ubba gerichtet.
    «Aber du hast den Jungen durchschlüpfen sehen?»
    «Ja, Herr, und ich habe ihn mit dem Wachposten sprechen hören, konnte aber nicht verstehen, was er sagte.»
    «Hast du irgendwelche Leitern gesehen?», fragte Ubba Weland.
    «Nein, Herr, von meinem Standpunkt aus war nichts dergleichen zu entdecken.»
    Ubba starrte Weland an, bis sich dieser unbehaglich fühlte, darauf richtete er seine dunklen Augen auf mich, und nun wurde auch mir unbehaglich. «Du hast also die Absperrung überwunden», sagte er. «Was hast du gesehen?» Ich berichtete von dem großen Zelt und von dem belauschten Gespräch, davon, dass Alfred als reuiger Sünder geweint hatte und dass, wenn es nach ihm ginge, die Stadt angegriffen würde, während sein Priester darauf hoffte, die Dänen mit Gottes Hilfe aushungern zu können. Ubba glaubte meinen Worten, wahrscheinlich dachte er, dass sich ein Junge die Geschichte von der jungen Magd und dem Prinzen nicht aus den Fingern saugen konnte.
    Außerdem war mir anzumerken, dass ich mich über Alfred lustig machte, diesen frommen Schwächling und heulenden Büßer. Auch Ubba lächelte, als ich das Schluchzen des Prinzen und die Ernsthaftigkeit des Priesters schilderte. «Also keine Leitern?», fragte Ubba noch einmal.
    «Ich habe keine gesehen, Herr.»
    Er starrte mich mit seinem Furcht erregenden bärtigen Gesicht an. Darauf streifte er zu meinem Erstaunen einen Reif von seinem Arm und warf ihn mir entgegen. «Du hast Recht», sagte er zu Ragnar. «Er ist ein Däne.»
    «Und ein guter Junge», bestätigte Ragnar.
    «Manchmal erweist sich selbst der Bastard, den man auf dem Feld findet, als nützlich», sagte Ubba. Er nickte daraufhin einem alten Mann zu, der schweigend in der Ecke des Raums auf einem Stuhl saß.
    Der Alte wurde Storri genannt und war wie Ravn ein Barde, darüber hinaus aber auch ein Zauberer und Ubbas erster Berater. Ohne ein Wort griff Storri nun nach mehreren dünnen weißen Stöckchen von der Länge einer Männerhand, hielt sie dicht über den Boden, richtete murmelnd ein Gebet an Odin und ließ sie los. Klappernd fielen sie auf den Lehmboden, und Storri beugte sich vor, um das Muster zu betrachten, das sie gebildet hatten.
    Es waren Runenstäbe. Viele Dänen befragten sie, doch Storri verstand sich besonders gut darauf, und Ubba war so abergläubisch, dass er all seine Pläne daraufhin prüfen ließ, ob sie den Göttern gefielen oder nicht. «Nun?», fragte er ungeduldig.
    Storri starrte unbeirrt auf die Lage der Stäbe und suchte in dem wirren Durcheinander ein Runenzeichen oder ein bedeutungsvolles Muster. Nachdem er die Anordnung von allen Seiten genau betrachtet hatte, nickte er. «Es sieht sehr gut aus.»
    «Hat der Junge die Wahrheit gesagt?»
    «Ja», antwortete der Alte, «doch die Stäbe sprechen nicht von der vergangenen Nacht, sondern von heute und sagen mir, dass alles zum Besten steht.»
    «Gut.» Ubba stand auf, nahm sein Schwert von einem Haken an der Wand und sagte zu Ragnar: «Keine Leitern, also kein Angriff. Wir sollten los.»
    Sie hatten befürchtet, dass, während sie den Fluss überquerten, um Beute zu machen, die Mercier und Westsachsen den Wall erstürmen könnten. Am Südufer hatten die Belagerer einige wenige Truppen stationiert, um einen Ausfall der Dänen zu verhindern. Doch an diesem Nachmittag schickte Ubba sechs Schiffe über die Trente, deren Mannschaften die Mercier angriffen. Und die Weissagung der Runenstäbe erfüllte sich, denn es starb kein einziger Däne, und sie brachten Pferde, Waffen, Rüstungen und Gefangene mit zurück. Zwanzig Gefangene.
    Die Mercier hatten zwei unserer Männer geköpft. Ubba rächte sich vor ihren Augen mit zwanzig von ihnen. Die enthaupteten Körper wurden in den Graben vor dem Wall geworfen, die Köpfe auf Lanzen gespießt und über das Nordtor gesteckt.
    «Im Krieg gibt es keine Gnade», sagte Ragnar.
    «Warum habt Ihr mir

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