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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Geschenkpapier wickelte, habe ich ihn gefragt, ob es bei IKEA gerade ein Sonderangebot gebe. Ich wollte nur klarstellen, daß ich sein kleines Schauspiel nicht überzeugend fand. Aber ich habe ja erklärt, wie pompös er war, er bekam es einfach nicht eine Nummer kleiner hin. Nicht einmal dann, wenn sein Publikum sich langweilte. Und da hat er es gesagt. Den Anfang dieses Entsetzlichen. (stark verstellte Stimme, tiefer, langsamer) So, wie Sie mich kennen, Frau Franck, wissen Sie, daß ich nicht pfusche. Dieses Geschenk ist kein IKEA-Trödel. Sondern das beste Messer der Welt. – Ich habe gesagt: Ich kenne dich besser, als du ahnst, Brede. Ich weiß, daß du pfuschst. Du hast dich einmal aus einer Vaterschaft herausgepfuscht. – Er sah mich an mit einem … (laut) … aasigen Lächeln und sagte: Vaterschaft? Reden wir hier nicht über Messer? Ich war außer mir vor Wut. So etwas hatte ich noch nie empfunden. Ich habe gesagt: Hast du vergessen, daß du Vater bist? Du bist damals informiert worden, als du einen Sohn bekommen hast. Dein Sohn ist heute ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren und heißt Daniel! Und da ist es passiert.
    H. W.:
    Was ist passiert? Haben Sie ihn in dem Moment umgebracht?
    I. F.:
    Nein. Da hat er gesagt (verstellt wieder die Stimme): Zweiundzwanzig? Dann ist er ja kein Kind mehr. Fertig die Kiste. (lange Pause)
    H. W.:
    Ich glaube, ich versteh nicht …
    I. F. (unterbricht, wird sehr laut):
    Das verstehen Sie nicht? Er hat gelächelt! Dasselbe Lächeln. Dasselbe aasige, abstoßende, egoistische Lächeln! Als spiele die Tatsache, daß er seinen Sohn, meinen Daniel, sein Leben lang verleugnet hat, keine Rolle mehr, jetzt, da Daniel erwachsen ist. Dann ist er ja kein Kind mehr. Fertig die Kiste. Daniels ganze Kindheit, seine Krankheit, seine ganze … Daniels ganze (ruft) Existenz! … Die glaubte er einfach wegwischen zu können wie … (schluchzt laut) Da bin ich durchgedreht. Da habe ich begriffen, daß ich es mit einem schlechten Menschen zu tun hatte. Ich kann das nicht anders ausdrücken. Bis dahin hatte ich ihn für seicht, oberflächlich, unsympathisch gehalten. Aber in dem Moment, bevor ich zustach, habe ich gespürt, daß Brede Ziegler ganz einfach schlecht war (sehr lange Pause). Ich … (leise, unsichere Stimme) … ich glaube, Eli Wiesel hat das gesagt. Daß das Gegenteil von Liebe nicht Haß ist, sondern Gleichgültigkeit. So war er, Brede Ziegler. Durch und durch gleichgültig. Auch Daniel gegenüber, seinem eigenen Sohn. Meinem Daniel. (eine Minute lang nichts zu hören)
    H. W.:
    Ich habe für heute noch eine Frage. Welche Schuhgröße haben Sie?
    I. F.:
    (kaum hörbar) Achtunddreißig. In der Regel.
    H. W.:
    Danke, Idun. Das Verhör endet um 17.32 Uhr.

    Bemerkung der Protokollantin (H. W.)
    Die Angeklagte konnte sich vor und nach dem Verhör im Nebenzimmer mit ihrer Anwältin beraten. Anwältin Bodil Bang-Andersen teilt mit, daß ihre Mandantin sich mit vier Wochen Untersuchungshaft mit Post- und Besuchsverbot einverstanden erklärt. Die Angeklagte bittet darum, daß ihre Schwester, Thale Åsmundsen, von ihrer Festnahme verständigt wird. Die Angeklagte wird um 18.25 Uhr in den Arrest gebracht. Sie wird ins Osloer Kreisgefängnis überführt werden, sowie die richterliche Genehmigung vorliegt.

65
    Es war der seltsamste Weihnachtsbaum, den Hanne je gesehen hatte. Er war kugelrund und viel zu groß für die Wohnung. Die Spitze krümmte sich unter der Decke, und der Stern ragte zur Seite. Er zeigte auf eine exklusive Weihnachtskrippe, die auf dem Fernseher aufgestellt worden war. Der Baum war mit Obst und Gemüse geschmückt, mit Apfelsinen, Gurken und, ganz dicht am Stamm, einer schönen Traube Wein. Teure Glasfiguren hingen an Seidenschlingen neben mißratenen Zierkörbchen. Am beeindruckendsten waren die Kerzen. Der Baum strahlte. Nefis und Harrymarry hatten offenbar Lichter für fünf Bäume gekauft; die grünen Leitungen waren um fast jeden Zweig gewickelt und ließen den Baum aussehen wie ein glitzerndes Geschenkpaket. Zu seinen Füßen lagen sieben Geschenke. Es war schon Mitternacht, und beide Baumschmückerinnen schliefen.
    Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Zettel von Harrymarry:
    »Lihbe Hanne. Wir ham den Baum geschmöckt und wie doof eingekauft. Im Kühlschrank steet Essen, das ham wir gekocht. Wir ham auch für morgen essen gekauft. Cabiliau und Schweinebraten und gute Sachen. Nefis ist toll. Die ist Muslimistin und hat keine Aanunk von Weihnachten. Aber ist

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