Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
beste. Das hier kostet bei GG Storkjøkken in der Torggate eintausendfünfundzwanzig Kronen und zweiundachtzig Öre. Mit anderen Worten, es ist die Sorte Messer, die ihr wohl kaum bei uns in der Kantine finden würdet.«
Er hob den Daumen zur Decke.
»Im Entré dagegen benutzen sie nur solche Messer. Das Problem ist, daß das auch für zehn bis zwölf andere Restaurants hier in der Stadt gilt. Mindestens. Die Klinge ist übrigens zweihundertzehn Millimeter lang. Zweiundachtzig davon haben in Zieglers Brust gesteckt. Die Spitze hatte den Herzsack ganz am Rand perforiert.«
Er verstummte. Niemand sagte etwas. Das Rauschen einer schrottreifen Klimaanlage verpaßte Billy T. eine Andeutung von Kopfschmerzen, und er rieb sich die Nasenwurzel.
»Leicht«, seufzte er. »Das Messer ist also außergewöhnlich leicht?«
»Ja. Ich war gestern bei GG und hab mir eins angesehen. Ich kann mir so ein Ding leider nicht leisten, aber du meine Güte, was für ein Messer! Ich hatte immer Sabatier für das Alleinseligmachende gehalten, aber jetzt weiß ich es besser.«
»Leicht«, wiederholte Billy T. und zog eine Grimasse. »Mit anderen Worten, wir können nicht ausschließen, daß wir es mit einer Frau zu tun haben.«
»Das könnten wir sowieso nicht«, sagte Karianne, offenkundig bemüht, nicht übellaunig zu klingen. »Ich meine, kein Messer wiegt so viel, daß eine Frau damit nicht …«
»Oder ein Kind«, fiel Billy T. ihr nachdenklich ins Wort.
»Genau. Die Waffe sagt uns eigentlich nur, daß der Mörder oder die Mörderin keine finanziellen Probleme hat oder in der Restaurantszene verkehrt.«
Wieder lief Karianne rot an. Sie fuhr sich energisch über eine Wange, wie um die Röte wegzuwischen.
»In der Restaurantszene«, wiederholte Karl. »Es kann sich aber auch um jemanden handeln, der diesen Eindruck erwecken will.«
»Wie wir es so oft haben.«
Billy T. schabte sich mit seinem Dienstausweis über den Hals, als wollte er sich rasieren.
»Aber es ist doch ein kleiner Trost, daß …« Silje Sørensen hatte sich unnötigerweise gemeldet. »Ich meine, es wäre sicher schlimmer für uns, wenn wir es mit einem IKEA-Messer zu tun hätten oder so. Es kann doch hierzulande nicht allzu viele Messer von dieser Sorte geben. Wissen wir etwas über die Fingerabdrücke?«
»Ja«, sagte Severin Heger. »Bisher keine Funde. Der Griff ist sauber, abgesehen von Blut und kleinen Partikeln von feinem Papier. Abgewischt mit einem Papiertaschentuch, wenn ihr mich fragt.«
»Und ich frage dich«, sagte Billy T. »Wie lange wird die DNA-Analyse dauern?«
»Zu lange. Sechs Wochen, sagen sie jetzt. Aber ich werde versuchen, das so weit wie möglich zu beschleunigen. Außerdem haben sie an Zieglers Leiche keine anderen Stichwunden gefunden. Auf der Spritze waren übrigens Fingerabdrücke. Die Kripo vergleicht sie gerade mit dem Register. Ich glaube aber, wir sollten uns da keine zu großen Hoffnungen machen. Ach, da fällt mir noch ein, die Gerichtsmedizin findet, daß Ziegler eine seltsame Gesichtsfarbe hatte. Der Arzt wollte wissen, ob er viel getrunken hat. Wissen wir etwas darüber?«
Alle starrten Karianne an, die für die Koordinierung der taktischen Ermittlungen zuständig war. Sie schüttelte leicht den Kopf.
»Wir haben vierundzwanzig Leute vernommen und wissen noch immer nicht, ob der Mann getrunken hat oder nicht. Das neue System, die Vernehmungen auf Band aufzuzeichnen, mag ja gut und schön sein, aber es kommt mir ziemlich blödsinnig vor, wenn wir keine Leute haben, die die Abschrift erstellen. Bisher haben wir erst drei schriftliche Fassungen. Silje und Klaus haben sich gewaltig ins Zeug gelegt, und wir haben an einem Tag mehr Vernehmungen geschafft als irgendwann sonst. Aber was hilft das, wenn sie alle nur als braune Bänder vorliegen? Ich hab keinen Nerv für weitere Vernehmungen, solange die, die wir haben, noch nicht abgeschrieben sind.«
»Natürlich hast du den Nerv.« Billy T. schaute sie an und fügte hinzu: »Ich verstehe ja das Problem. Ich werde sehen, was sich tun läßt. Aber du machst weiter mit den Vernehmungen, bis ich dir was anderes sage. Capisci?«
»Leute«, mahnte Severin Heger. »Wir wollten doch Ruhe und Frieden bewahren, oder? Was sagst du, Karianne, weißt du wirklich nichts über Zieglers Trinkgewohnheiten?«
Kariannes Wangenmuskeln strafften sich, ehe sie antwortete: »Einige behaupten, er hätte jeden Tag getrunken. Nicht so, daß er betrunken gewesen wäre, sondern eher … kontinentale
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