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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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dachte, das sei die übliche Vorgehensweise.«
    Die Frau wirkte trotz dieses durchaus berechtigten Tadels nicht feindselig. Billy T. musterte sie und kratzte sich dabei am Oberschenkel. Sie war wohl um die Fünfzig. Als dick konnte man sie nicht bezeichnen, aber wohlgenährt war sie auf jeden Fall. Ihre Brüste beulten den grünen Pullover aus, die Maschen dehnten sich und ließen die schwarze Unterwäsche durchscheinen. Sie musterte ihn über den Brillenrand hinweg und schien nicht so recht zu wissen, was sie von ihm halten sollte.
    »Sie haben recht«, sagte Billy T. kichernd. »Das ist jetzt nicht ganz nach den Regeln. Aber ich war ohnehin in der Gegend, und da dachte ich, ich könnte mal nachsehen, ob Sie im Haus sind. Sie brauchen überhaupt nicht mit mir zu reden. Sie werden auf jeden Fall noch auf die Wache bestellt werden. Zu einer richtigen Vernehmung, meine ich. Und wenn Sie …« Er erhob sich halbwegs.
    »Bleiben Sie sitzen.«
    Ihre Stimme erinnerte ihn an die seiner Mutter. Er wußte nicht, ob ihm das gefiel oder nicht. Langsam setzte er sich wieder.
    »Herr Kommissar«, sagte sie.
    »Hauptkommissar. Aber das ist nicht so wichtig.«
    »Ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden.«
    »Der ist auch nicht so wichtig. Billy T. reicht vollständig aus. Stimmt es, daß Sie ein Buch über Ziegler schreiben sollten?«
    Idun Franck zog den Gummi von dem Pferdeschwanz, der ihr über den Rücken hing. Erst jetzt fiel Billy T. auf, daß ihre aschblonden Haare von ziemlich vielen grauen Strähnen durchzogen waren. Trotzdem sah ihr Gesicht mit den offenen Haaren jünger aus; ihre Wangenknochen wirkten nicht mehr so lehrerinnenhaft streng unter den ungewöhnlich großen Augen.
    »Tja«, sagte sie und verzog den Mund zu etwas, das durchaus als Lächeln gedeutet werden konnte.
    »Tja?«
    »Ich sollte nicht direkt ein Buch über Brede Ziegler schreiben. Ich bin Verlagslektorin, keine Autorin.«
    »Aber …« Billy T. zog einen Zeitungsausschnitt aus der Jackentasche und strich ihn auf seinem Knie gerade. »Das hat vor ungefähr drei Wochen in Aftenposten gestanden …«
    »Stimmt. Wir wollten eine kulinarische Biographie herausgeben. Eine Art Reise durch Zieglers Leben und Werk. Mit Rezepten und Anekdoten, Lebensgeschichte und Bildern. Das Außergewöhnliche war, daß ich das Schreiben übernehmen sollte, aber es sollte trotzdem eine Art Autobiographie werden. Eine Mischform, wenn Sie so wollen. In mehreren Passagen sollte der Text in der Ich-Form gehalten sein. Spielt das eine Rolle?«
    Wieder verzog sie den linken Mundwinkel zu etwas, das vielleicht ein Lächeln sein sollte. Es gab ihrem Gesicht etwas Schelmisches; Billy T. spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er streifte seine Jacke ab, ohne zu wissen, wohin damit.
    »Kannten Sie Ziegler länger?« fragte er und ließ die Jacke auf den Boden fallen.
    »Nein. Ich habe ihn erst in Verbindung mit diesem Projekt kennengelernt.«
    »Aber jetzt kennen Sie ihn gut, oder? Ich meine, wie weit waren Sie schon mit diesem … Kochbuch?«
    Idun Franck sprang auf und strich mit beiden Händen ihren Tweedrock glatt.
    »Ich hätte Ihnen natürlich Kaffee anbieten müssen. Verzeihen Sie. Schwarz?«
    Sie nahm ihren eigenen Becher und verschwand, ohne seine Antwort abzuwarten. Das Telefon klingelte. Billy T.starrte den Apparat an. Das Geräusch war ungewöhnlich unangenehm: ein altmodisches, eindringliches Piepen, das ihn schließlich aufspringen und zum Hörer greifen ließ. Er zögerte noch kurz, und in dem Moment verstummte das Telefon.
    »Suchen Sie etwas Besonderes?« hörte er sie fragen und fuhr herum.
    Idun Franck brachte zwei Becher Kaffee. In ihrer Miene mischten sich seiner Ansicht nach Verärgerung und Neugier.
    »Das Telefon«, sagte er und zeigte darauf. »Es hat einen Höllenlärm gemacht. Ich wollte schon rangehen, aber dann war Ruhe. Ein grauenhaftes Klingeln.«
    Idun Francks Lachen war unerwartet tief und heiser. Sie zwängte sich an Billy T. vorbei, reichte ihm einen Becher und fischte aus einer Packung, die in einer Schublade lag, eine Beige Barclay.
    »Wo waren wir?«
    Wieder musterte sie ihn über den Brillenrand hinweg. Billy T. begriff, daß er diese leicht übergewichtige Frau von fünfzig Jahren attraktiv fand. Sie machte ihn unsicher und unbeholfen. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht ununterbrochen auf ihren Busen zu starren.
    »Wie gut haben Sie den Mann gekannt?« fragte er und schlug mit Mühe die Beine übereinander. »Wie weit waren Sie mit der

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