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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Geschäftsführer vom Entré. Er kennt Brede … immer schon, hab ich den Eindruck. Ihm gehört auch ein Teil des Restaurants, glaube ich. Nein, ich weiß, daß ihm ein Teil vom Entré gehört. Er wußte jedenfalls als einziger vorher schon, daß wir in Mailand heiraten wollten. Abgesehen von den beiden von der Illustrierten Se & Hør, meine ich. Die mitgekommen sind, um eine Reportage zu machen. Die haben alles bezahlt.
    PROTOKOLLANTIN:
    Eine Illustrierte hat Ihre Hochzeit bezahlt? (Pause). Wie fanden Sie das denn?
    ZEUGIN:
    Weiß nicht … (unhörbar) … so ungefähr. Brede war auf Publicity angewiesen. Er hat immer gesagt, er muß sich selbst anbieten, sonst würde niemand das haben wollen, was er zu bieten hat. So hat er sich ausgedrückt. Leuchtet ja eigentlich auch ein. Sie haben einfach nur Fotos gemacht. Brede kennt jede Menge Leute in Mailand, mit denen wir uns getroffen haben. Die reden doch alle Italienisch miteinander, und da fand ich es gut, mit den Fotografen Leute zu haben, mit denen ich mich verständigen konnte.
    PROTOKOLLANTIN:
    Jetzt, wo Ihr Mann tot ist … Sind Sie sich im klaren über die finanziellen Folgen, die das für Sie haben wird? Es tut mir leid, aber …
    ZEUGIN:
    Nein, ich … (schnieft, weint). Einmal hat er etwas von Gütertrennung gesagt, aber … (Pause, undeutliche Wörter, Schniefen). Ich weiß nicht, ob das schon in die Wege geleitet war. Er hatte allerlei Papiere, die ich unterschreiben sollte, aber ich habe nicht genau mitgekriegt, worum es dabei ging. (Pause) Wissen Sie, was jetzt passiert? Mit der Wohnung und so?
    PROTOKOLLANTIN:
    Na ja … Brede Ziegler hatte doch sicher einen Anwalt, der diese Dinge für ihn geregelt hat. Wissen Sie, wer das sein könnte?
    ZEUGIN:
    Nein … er hat viele Anwälte gekannt. Promis. Sie … (weint wieder).
    PROTOKOLLANTIN:
    Hören Sie. Sie wenden sich selbst an einen Anwalt. An einen, der nur Sie vertreten soll. Dann kommt schon alles in Ordnung. (Heftiges Weinen, vermutlich die Zeugin) Wir legen eine Pause ein, ja? Ich lasse Ihnen Kaffee und etwas zu essen bringen. Ist Ihnen das recht?
    ZEUGIN:
    Mhm. Ja. (Weint immer noch heftig.)

11
    Es war schon einige Sekunden her, daß er »Entschuldigung« gesagt und mit den Fingerknöcheln gegen die offene Tür geklopft hatte. Die Frau am Schreibtisch kehrte ihm den Rücken zu und schien sich nicht umdrehen zu wollen. Aber sie mußte ihn gehört haben.
    »Verzeihung«, wiederholte Billy T. »Darf ich hereinkommen?«
    Sie trug einen apfelgrünen Pullover und schien den Atem anzuhalten.
    »Sie haben mich erschreckt«, sagte sie endlich und drehte sich langsam um. »Sie haben mich wirklich erschreckt.«
    »Tut mir leid.«
    Billy T. reichte ihr die Hand. Sie erhob sich und griff danach. Ihr Händedruck war fest, beinahe zu hart.
    »Billy T.«, sagte er. »Ich komme von der Polizei. Und Sie sind Idun Franck?« Er zeigte auf das Schild an der Glaswand, die das Büro vom Flur trennte.
    »Ja. Setzen Sie sich.«
    Es war kaum genug Platz für ihn. Die eine Längswand war von oben bis unten mit vollgestopften billigen Bücherregalen bedeckt. Auf dem Boden neben der Tür ragte ein Bücherstapel auf, für den der Raum zu klein war. Auf dem riesigen Tisch unter dem Fenster lag eine unbegreifliche Menge Papier, dazwischen Kugelschreiber und Tassen und Bleistifte. Ein Muminvater aus schmutzigem Plüsch hockte auf der äußersten Tischkante. Die Krempe seines Zylinders war eingerissen, und er starrte mit leeren Blicken einen Druck von Gustav Klimt an. Eine Pinnwand mit Karikaturen, zwei Fotos und drei Zeitungsausschnitten hing schräg über Billy T.s Kopf. Idun Franck nahm ihre in Gold gefaßte Brille ab und wischte sie mit dem Pulloverärmel sauber.
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Brede Ziegler.«
    Billy T. kam sich vor wie eingesperrt. Er versuchte die Klinke der Tür zu erreichen, die er eben hinter sich geschlossen hatte.
    »Ich kann das Fenster aufmachen«, sagte Idun Franck und lächelte. »Hier drinnen wird es schnell stickig.«
    Kalte, von Auspuffgasen gesättigte Luft strömte herein.
    »Auch nicht viel besser, fürchte ich.«
    Trotzdem ließ sie das Fenster offenstehen.
    »Daß es um Brede Ziegler geht, hatte ich mir schon gedacht«, sagte sie langsam und setzte die Brille wieder auf.
    »Genau. Wie ich höre, haben Sie an einem Buch gearbeitet. Über Ziegler, meine ich.«
    »Führen Sie Zeugenvernehmungen immer am Arbeitsplatz durch? Ich hatte mit einer Art Vorladung gerechnet. Wirklich, ich

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