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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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kennengelernt hatte und nicht fotografieren wollte. Sie begriff das nicht. Für sie ergab das alles nicht den geringsten Sinn.

26
    Fünf Menschen liefen in der Küche hin und her. Ihre Bewegungen waren rasch und effektiv. Trotzdem herrschte überraschende Stille, nur ab und zu war durch das leise Rauschen der riesigen Abzugshaube über dem Gasherd das Klappern von Metall gegen Metall zu hören. Billy T. war bei der Marine gewesen. Er hatte bei der Küchenwache Dienst getan und war im Norden bei der Fischereiaufsicht eingesetzt worden. Die Küche des Entré erinnerte ihn an die Kombüse. Ein wenig größer natürlich, aber ebenso eng und dominiert von rostfreiem Stahl.
    »Der Mittagstisch«, sagte der eine Koch munter und zog ein dampfendes Blech aus dem Backofen. »Saibling. Wir legen ihn auf ein im Wasserbad gegartes Bett aus Rührei mit feingehackten Trüffeln.«
    Er zeigte auf einen Lehrling, der in tiefer Konzentration in einer Schüssel aus rostfreiem Stahl herumrührte. Billy T. beugte sich über die Schüssel und schnupperte.
    »Riecht jetzt schon gut«, sagte er. »Sind Trüffel nicht wahnsinnig teuer?«
    »Hier«, sagte der Koch und wies mit der Messerspitze auf einen kleinen schwarzen Klumpen auf einem Hackbrett. »Das da kostet hundertsechzig Kronen. Aber es macht zum Ausgleich verdammt viel von sich her.«
    Billy T. hatte beschlossen, den Schnurrbart, den Tone-Marit ein halbes Jahr zuvor weggeschmeichelt hatte, wieder wachsen zu lassen. Er kratzte sich zwischen den Bartstoppeln und fragte sich, ob er sich die Sache vielleicht doch noch einmal überlegen sollte.
    »Sieht aus wie Hasch. Und kostet ungefähr genausoviel. Aber wo steckt Claudio?«
    Der Koch zuckte mit den Schultern.
    »Ist er hier, oder ist er nicht hier?«
    Niemand antwortete. Niemand schien es peinlich zu finden, daß niemand antwortete. Jeder der fünf Küchenangestellten wußte, was er zu tun hatte, und sie hackten, rührten, spülten und brieten munter weiter, ohne auch nur zu Billy T. hinüberzuschauen. Er packte den Saiblingmann am Arm, und zwar unnötig hart.
    »Soll ich den ganzen Tag hier rumstehen und euch beim Kochen zusehen, oder wird dein Chef die Güte haben, sich auch mal blicken zu lassen? Kannst du diesem Gagli-Heini mitteilen, wo immer er sich rumtreiben mag, daß die Polizei geruht, ihn sofort sehen zu wollen?«
    Er bereute das schon, noch ehe er geendet hatte. Der Koch war durchaus umgänglich und konnte schließlich überhaupt nichts dafür, daß Claudio Gagliostro bereits zwei Vorladungen zur Vernehmung nicht befolgt hatte. Billy T. mußte sich zusammenreißen. Es waren schon Klagen gekommen. Am Vorabend hatte der Polizeidirektor bei ihm vorbeigeschaut und dezent daran erinnert, daß auch Hauptkommissare höflich auftreten konnten. Das solle keine Warnung sein, hatte er erklärt, sondern nur ein freundschaftlicher Rat.
    Vielleicht hatte Billy T.s Ausbruch aber doch seine Wirkung getan. Plötzlich stand ein Mann, der kaum größer als eins fünfundsechzig sein konnte, in der Tür. Er trug eine Hose mit Pepitamuster und darüber eine riesige weiße Schürze. Sein Gesicht wirkte groß und aufgequollen und bildete einen schrillen Kontrast zu dem schmächtigen, schmalschultrigen Körper. Er hatte fast keine Wimpern, und die schwarzen Haare klebten in fettigen Strähnen an seiner Stirn. Billy T. ging auf, daß er diesem Mann schon einmal begegnet war, am Tag nach dem Mord an Brede Ziegler, als er beim Verlassen des Entré Suzanne getroffen hatte. Sicher hatte der Schock der unerwarteten Begegnung dafür gesorgt, daß er die auffällige Gestalt nicht weiter beachtet hatte.
    »Offenbar suchen Sie mich«, sagte der Mann. »Kommen Sie mit.«
    Billy T. vergaß alle guten Vorsätze. »Hätten Sie nicht schon um …«
    »Psssst«, sagte der Mann. »Nicht hier. Kommen Sie mit ins Büro.«
    Obwohl Claudio Gagliostro Billy T. kaum bis zur Brust reichte, ließ der Kommissar sich wie ein Kind am Arm nehmen. Fasziniert starrte er auf Gagliostros Kopf. Etwas stimmte da nicht. Wasserkopf vielleicht. Auf jeden Fall waren die Proportionen einfach unmöglich.
    Das Büro entpuppte sich als großer, quadratischer Arbeitstisch im Keller. Der Tisch stand vor einem hochlehnigen Sessel dicht an der Wand. Eine Architektenlampe ergoß ihr Licht über vier hohe Papierstapel, ein Telefon und einen Wirrwarr aus gelben Zetteln und Briefumschlägen.
    »Verdammt kalt hier«, sagte Billy T. sauer.
    »Elf Grad. Elfeinhalb, um genau zu sein.«
    Allmählich

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