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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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Wilhelmsen. »Wir suchen eine Frau, die … in diesem Haus wohnt angeblich eine Dame, eine vermutlich schon etwas ältere Dame. Wir wollen nur kurz mit ihr sprechen, sie ist eine eifrige Leserbriefschreiberin und …«
    »Tussi Helmersen«, sagte der Mann. »Aufgang B. Viel Glück übrigens. Ihr Mundwerk geht doch ununterbrochen.«
    Ein Klicken verriet, daß der Mann nicht so redselig war wie seine Nachbarin.
    »Yesssss«, rief Silje. »Gleich beim ersten Versuch ein Volltreffer.«
    »Werden sehen«, erwiderte Hanne weniger enthusiastisch und folgte ihrer Kollegin zum nächsten Aufgang.
    Die Namen der Bewohner waren mit weißen Buchstaben in kleine, schwarze, neben den Klingeln befestigte Platten graviert. Tussi Gruer Helmersen wohnte offensichtlich am längsten in diesem Komplex; ihr Name war halb verwischt. Hanne konnte nicht genau erkennen, ob da Gruer oder Gruse stand.
    »Gruer«, sagte Silje. »Das muß Gruer heißen. Der letzte Buchstabe ist jedenfalls ein r.«
    Sie klingelte. Keine Reaktion. Hanne klingelte. Noch immer keine Reaktion.
    »Zum Henker«, sagte Silje verzweifelt.
    »Was hattest du denn erwartet? Daß sie hier nett und ordentlich sitzt und auf uns wartet?«
    Hanne versuchte ihr Glück bei den übrigen Wohnungen. Eine Kinderstimme antwortete.
    »Hallo«, sagte Hanne. »Ist deine Mama zu Hause?«
    »Hhm.«
    »Heißt das ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Meinst du, ich könnte mal kurz mit ihr reden?«
    »Wieso denn?«
    »Hallo?«
    Eine Frau hatte dem Jungen den Hörer weggenommen. Sie öffnete die Tür und erwartete sie im vierten Stock. Ein kleiner Junge lugte halb verlegen, halb neugierig hinter ihrer Hüfte hervor.
    Hanne zeigte ihren Dienstausweis und stellte sich und ihre Kollegin vor. Der Junge strahlte und ließ den Oberschenkel seiner Mutter los.
    »Seid ihr echt von der Polizei?«
    »Und wie«, sagte Hanne Wilhelmsen und zog einen kleinen Streifenwagen aus der Jackentasche. »Hier. Der ist für dich.«
    Silje schaute sie überrascht an. Der Junge rannte in die Wohnung und rief: »Lalü, lalü!« Der Wagen sauste wie ein Flugzeug durch die Luft.
    »Allzeit bereit«, murmelte Hanne. »Eigentlich suchen wir Frau Helmersen. Kennen Sie die?«
    »Was für eine Frage …« Die Frau verdrehte die Augen, wischte sich die Hände an der Schürze ab und bat die Besucherinnen ins Wohnzimmer. Dort war deutlich zu sehen, daß Mutter und Sohn mit Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt gewesen waren. Der Tisch war mit rotem und grünem Glanzpapier, Scheren, Alleskleber und kleinen Tüten bedeckt. Als das Licht der Deckenlampe in ihr Gesicht fiel, sah Hanne, daß das Kinn der Frau von Goldpuder überzogen war. Der Junge saß auf dem Boden und ärgerte eine kleine Katze mit einem Strang Lametta. Den Streifenwagen hatte er in einen Geschenkekorb gesteckt.
    »Verzeihen Sie die Unordnung«, sagte die Mutter und bot ihnen Stühle an. »Tee? Ich habe schon welchen fertig, es macht also keine Umstände. Ich heiße übrigens Sonja, Sonja Gråfjell. Und das ist Thomas.« Sie lächelte zu dem Jungen hinüber.
    »Und Tigi«, erklärte Thomas und hob den Kater an den Vorderbeinen hoch.
    »Tussi Helmersen«, sagte Sonja Gråfjell langsam. »Eigentlich witzig, daß Sie nach ihr fragen. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, mich an die Polizei zu wenden. Wegen Frau Helmersen, meine ich. Aber es kam mir dann doch ein wenig … dumm vor.«
    »Ach«, sagte Hanne Wilhelmsen ruhig. »Und wieso das?«
    »Warum mir das dumm vorkam? Na ja, ich meine …«
    »Nein. Warum wollten Sie mit der Polizei über Frau Helmersen sprechen?«
    Sonja Gråfjell hob die Stimme und schaute zu ihrem Sohn hinüber. »Thomas. Kannst du mal eben in die Küche gehen und Tigi frisches Futter und Milch geben? Im Küchenschrank steht eine offene Dose.«
    Der Junge maulte, er hatte sichtlich keine Lust.
    »Thomas. Du hast doch gehört, was Mama gesagt hat.«
    Widerwillig stand Thomas auf, nahm den Kater unter dem Arm und stapfte zu einer Tür auf der anderen Seite des Zimmers.
    »Sie hat Thomas’ Kater umgebracht«, sagte die Mutter leise. »Sie hat Helmer vergiftet.«
    Hanne schluckte und schaute Silje an. Die blickte verwirrt zur Küchentür hinüber.
    »Nicht Tigi«, erklärte Sonja Gråfjell eilig. »Der ist ganz neu. Frau Helmersen hat Helmer umgebracht. Tigis Vorgänger. Thomas kam aus der Schule und … er hat eine Höllenangst vor Frau Helmersen, diese Person tyrannisiert den ganzen Block. Er hat gesehen, daß sie einen Teller mit Milch

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