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Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Das letzte Mahl: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt , Berit Reiss-Andersen
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längst beendet. Auf dem langen Tisch aus grobem Kiefernholz, der mitten im Raum stand, fand sich ein begrenztes Speisenangebot: Kräutertee, Haferschleim und Obst. Tussi Gruer Helmersen war auf Spezialdiät gesetzt worden und bekam nur eine dünne Kartoffelbrühe. Die Tasse vor ihr war halb voll, der Inhalt lauwarm. Neben der Untertasse lag ein hoher Zeitungsstapel. Frau Helmersen setzte ihre Brille auf. Die Gläser ließen ihre Augen in dem schmalen Gesicht seltsam groß aussehen. Sie achtete nicht auf das Personal, das die Reste der Mahlzeit abräumte, die im übrigen mehr kostete als das üppigste Hotelbüffet. Die Gesundheitsfarm bot ihren Gästen karge Kost und viel Bewegung und verlangte für beides einen Höllenpreis.
    Tussi Helmersen hatte die Leserbriefe studiert und machte sich nun an die Kriminalreportagen. Die Mittagszeitungen brachten immer noch täglich zwei bis drei Seiten über den Fall Ziegler. Ein bewaffneter Postüberfall in Stavanger war auf eine knappe halbe Seite weit hinten in den Zeitungen verbannt worden, und eine brutale Vergewaltigung in Enerhaugen wurde nur kurz erwähnt.
    Frau Helmersen kniff die Augen zusammen und starrte ins Dagbladet:
    »›Gutinformierte Quellen‹«, murmelte sie und ließ ihren Finger den Zeilen folgen, »›haben unseren Reportern gegenüber bestätigt, daß Brede Ziegler sich in Italien finanziell sehr stark engagiert hatte. Die Ausmaße seiner Investitionen in italienischen Firmen bleiben jedoch unübersichtlich.‹ Ha!«
    Sie schaute sich verwirrt um, wie auf der Suche nach einem Gesprächspartner. Das Personal war verschwunden. Vor den Panoramafenstern sah sie im schwachen Abendlicht, wie drei Gäste über eine Wiese auf einen Waldweg zugingen. Sie machte Anstalten, sich zu erheben, überlegte sich die Sache dann aber anders und las weiter.
    »›Der Polizeipräsident von Oslo will sich nicht zu den Gerüchten äußern, der Verstorbene sei in Geldwäsche verwickelt gewesen. Hans Christian Mykland bezeichnet das Ganze als pure Spekulation.‹ Das kann ich mir denken!«
    Eine junge Frau mit einem Wischlappen in der Hand kam herein. Ziemlich inspiriert ließ sie den Lappen über den Büfettisch tanzen, ohne auch nur einmal zu Frau Helmersen hinüberzuschauen.
    »›Quellen bei INTERPOL bestätigen, daß Mafiamorde oft wie symbolische Handlungen aussehen. Diese Quellen wollen die Möglichkeit nicht ausschließen, daß der Mord an Brede Ziegler als Warnung für die norwegische Polizei betrachtet werden sollte. Justizministerium und Wirtschaftskripo haben gemeinsam mehrere europäische Initiativen zur Bekämpfung des Waschens von Geldern aus kriminellen Unternehmungen vorgestellt.‹«
    Tussi strahlte die klinisch weißgekleidete Hotelangestellte an. »Sieh dir das an«, sagte sie wütend. »Mafia! Das habe ich immer schon gesagt.«
    Die andere zuckte die Schultern und schüttelte über einem riesigen Kamin aus grobem Granit den Lappen aus.
    »Lebensmittelimport. An der Mafia führt kein Weg vorbei. Was sagen Sie denn zum Kronprinzen, junge Dame?«
    »Der ist doch gar nicht schlecht«, sagte die junge Frau hilflos.
    »Gar nicht schlecht? Lesen Sie keine Zeitungen? Es kann uns passieren, daß Norwegen ohne Königin dasteht. Der Kronprinz war mit Homosexuellen aus!«
    »Aber in den Zeitungen steht vor allem was über die Frauen, mit denen er ausgeht«, erwiderte die andere und vertiefte sich in ihre Arbeit.
    »Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen, junge Dame.« Tussi rückte ihre turbanartige Mütze aus lila Wolle zurecht. »Der Kronprinz hätte bei der Armee bleiben sollen, wie sein Vater. Was soll denn das, einen Kronprinzen zum Studium in die USA schicken! Bald fährt er wohl auf Studienreise nach … Pakistan! Der Knabe interessiert sich doch offenbar mehr für diese Ausländergruppen als für uns, uns Alte, die dieses Land aufgebaut haben.«
    »Ich muß arbeiten«, sagte die Hotelangestellte mürrisch.
    »Ja, es ist noch viel zu tun.«
    Immer wieder glitt die Mütze ihr in die Augen. Frau Helmersen zog sie extra weit nach hinten. Ihre Haare kamen zum Vorschein, rot mit grauem Ansatz.
    »Hinweistelefon«, murmelte sie und blätterte wütend in VG. »Als könnte das der Polizei auch nur im geringsten weiterhelfen …«
    Sie faltete die Zeitungen sorgfältig zusammen und nippte an ihrer Kartoffelbrühe. Sie hatte schrecklichen Hunger und freute sich auf die Schokolade, die sie im Kleiderschrank versteckt hatte. An diesem Abend wollte sie sich

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