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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Halbschwester rasch ausfindig gemacht, nur war sie nicht auf Anhieb bereit, noch einmal nach Köln zu kommen. Erst als sie hörte, dass Scheib sich acht lange Jahre bemüht hatte, ihren Halbbruder zu fassen, erklärte sie sich einverstanden. Vor Gericht war ihre Aussage nicht verwertbar, aber sie half ihm, einen zehnfachen Mörder zu durchschauen und seine letzten Irrtümer zu begraben.
    Keine dominante Mutter, auch keine Verliebtheit in ein Mädchen, das wie seine Schwester aufgewachsen war. «Es war eher eine besonders aggressive Form von Eifersucht», sagte Jona. «Er wollte Mutter für sich allein und Rabea nur für sich gewinnen, um Mutters Liebe nicht teilen zu müssen. So wie ein Kannibale meint, sich den Verstand eines Gegners einverleiben zu können, indem er ihn verspeist. Ich war damals noch keine Konkurrenz für ihn, hing meist am Rockzipfel unseres Hausmädchens. Als Rabea sich gegen seine Zudringlichkeiten wehrte, sogar anfing, sich über ihn zu beschweren, hat er sie ertränkt.»
    Jona war noch klein gewesen, aber sie erinnerte sich gut an ihren vierten Geburtstag, die Rangelei zwischen Marko und Rabea, die plötzlich aufsprang und zum Wasser lief. Marko folgte ihr, packte sie im Genick und tauchte sie unter.
    «Ich nehme an, er hat sie ein Stück hinausgezogen und dann treiben lassen», sagte Jona. «Als er zurückkam, waren schon einige Leute bei mir. Niemand hat mir geglaubt. Mein Vater geriet erst ins Grübeln, als sie mich in die Klinik bringen mussten. Für Mutter blieb Marko das arme kleine Kerlchen, und dann machte sie aus ihm sogar einen Helden.»
    Aber jedes Jahr im September erinnerte Margos Trauer ihn daran, dass sie auch ihre Töchter geliebt hatte. Er war jedes Jahr im September aus ihrer Nähe geflohen, zu dieser Erklärung rang Margo sich durch, als an Markos Schuld kein Zweifel mehr möglich war. Zum Prozess erschien sie nicht, machte keinen Versuch, ihre jüngste Tochter oder Karen wiederzusehen.
    Anfang Juli wurde Karen aus der Klinik entlassen. Norbert holte sie ab und brachte sie nach Hause, zurück zu ihrer Tochter. Ihr Sohn lebte immer noch bei Margo. Sie konnte sich nicht überwinden, Kevin zu sich zu nehmen. Da mochten Christa, Sarah und Norbert noch hundertmal sagen: «Der Junge kann doch nichts dafür.» Das wusste sie selbst, aber er war Markos Sohn.
    Vom ersten Verhandlungstag an saß sie im Gerichtssaal, obwohl Arno Klinkhammer und Thomas Scheib ihr davon abrieten, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber es war wie ein Zwang, sie musste dabei sein, alles hören und vielleicht verstehen, was sie ihm bedeutet hatte. Der Brutkasten für seinen Nachwuchs, sein größter Triumph, Norberts Schwester, Lis Freundin, Augenzeugin eines Mordes. Sein Schatz.
    Und er nahm an, sie säße dabei, um ihm zur Seite zu stehen. Dass sie ihn verraten haben könnte, der Gedanke kam ihm nicht. Bei der Urteilsverkündung schüttelte er fassungslos den Kopf. Lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Ehe man ihn abführte, wandte er sich noch einmal an sie. «Wann sehe ich dich wieder, Schatz?»
    «Gar nicht», sagte sie. «Man hat mir einen tollen Job in Rom angeboten.»
    Jona hatte dort eine kleine Agentur. Scheib hatte sie miteinander bekannt gemacht. Sie verstanden sich gut. Mit Jona konnte sie reden wie mit sonst keinem Menschen. Über Jasmin, die glaubte, sie wolle nur nach Rom, um den italienischen Austauschschüler zu suchen. Auch über Kevin und den Kampf, ihn doch bei Margo abzuholen, damit aus ihm nicht auch noch Margos armes Kerlchen wurde. Er sollte nun bei Christa leben wie Jasmin.
    In den Schulferien wollte Jasmin sie in Rom besuchen. Darauf freute sie sich schon, als sie mit Jona in den Flieger stieg. Sie wunderte sich selbst darüber. Es hatte sich nichts geändert an den Gefühlen für ihre Tochter. Aber es gab auch keinen Vaterschaftstest. Jasmin sollte bleiben, was sie war, in ihr gewachsen, aus ihr geboren, ausschließlich ein Teil von ihr. Sie hoffte, dass sie ihren Sohn eines Tages genauso sehen und lieben könnte. Dass sie irgendwann dieses Bild los wurde, wie er über den Rasen kroch, sich die Entenküken schnappte, sie an der Terrassenkante zerdepperte und sich die Scherben in den Mund steckte. Oder dass sie, wenn diese Szene vor ihrem geistigen Auge auftauchte, wenigstens denken könnte, er habe für sie die Enten verscheuchen wollen.
     
    Ende

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