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Das letzte Opfer (German Edition)

Das letzte Opfer (German Edition)

Titel: Das letzte Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Kolbe strich sich bezeichnend mit einer Handkante über die Kehle und erklärte bedeutungsschwer: «Vom Bruder, soll aber nur ein angeheirateter gewesen sein. Offiziell wär’s als Unfall durchgegangen, sagte Li, abgesoffen im Rhein, dabei hätte er kräftig nachgeholfen. Hat er ihr erzählt, und auch, dass er danach beinahe noch ’ne zweite Schwester abgemurkst hätte, ein kleines Kind, mit kochendem Wasser, gemein was?»
    «Ja», sagte Klinkhammer nur. Ihm wurde plötzlich sehr warm.
    Kolbe atmete tief durch. «Das Problem war, Li hat’s zuerst nicht geglaubt. Er hat ihr nämlich noch von anderen Frauen erzählt, drei oder vier, die er kaltgemacht hätte. Und sie dachte, der spielt sich nur auf, weil sie es gerne hört und weil er verrückt nach ihr war. Als sie dahinter gestiegen ist, dass er sich das mit Dierdens Schwester nicht aus den Fingern gesaugt hat, war bei ihr der Ofen aus. Die Kleine hat ihr Leid getan. Nur wurde sie den Kerl nicht mehr los. Der dachte, er hätte sie fürs Leben gepachtet. Ich hab ihr geraten, zu den Bullen zu gehen. Wegen der Sache mit Dierdens Schwester hätte man ihn ja kassieren können. Sie meinte, das wär zu gnädig. ‹Dann sprich mit Dierden›, hab ich gesagt. ‹Der macht Hackfleisch aus ihm.› – ‹Eher andersrum›, meinte sie. ‹Das übernehm ich selbst. Den mach ich fertig, den mach ich fix und alle. Der wird keine mehr anfassen.› War komisch mit ihr, sie ging ab wie eine Rakete, wenn man so was erzählte. Aber dass es wirklich passierte, wollte sie nicht, jedenfalls nicht auf eine Weise, wo eine Frau dran kaputtgeht. Ich glaub, ihr war das auch mal passiert – als Kind. Und ganz zu Anfang hab ich mal gedacht, jetzt bin ich fällig. Ich hatte ziemlich dick aufgetragen, und plötzlich hatte ich ein Messer am Dödel.»
    Klinkhammer fühlte sich in diesen Minuten so ähnlich wie Scheib beim Anblick der Daten. Er hatte ihn!
    «Und Sie sind sicher, dass dieser Kerl Li – ich meine – Sie wissen schon, was ich meine», fragte Kolbe.
    «Ja», sagte Klinkhammer, schaltete das kleine Aufnahmegerät in der Hosentasche aus und hoffte inständig, dass alles auf Band war.
    Er saß noch nicht ganz wieder im Wagen, da hielt er bereits sein Handy an den winzigen Lautsprecher und spielte Scheib das gesamte Band vor. Kolbes Stimme war leicht gedämpft, aber gut zu verstehen. Ein Kompliment für seine gute Nase oder ein Hurra bekam er nicht. Weil er im Grunde genommen nichts hatte. Kolbes Erzählungen hatten vor Gericht keinen Wert.
    «Ich setze mich sofort mit Interpol Rom in Verbindung und lasse nach Jona Stichler suchen», sagte Scheib. «Wenn das mit dem kochenden Wasser zutrifft, müssen Spuren geblieben sein, mit denen Kolbes Schilderungen glaubwürdig werden.»
    Er sprach mit Engelszungen auf Klinkhammer ein, sich nun um den Namen und die genaue Adresse von Markos Großtante zu bemühen. Auch wenn die alte Frau nicht mehr lebte, vielleicht war ihr Haus vor vier Jahren nicht verkauft worden. Es musste für Marko einen besonderen Erinnerungswert haben. Er ärgerte sich, dass ihm der Gedanke erst jetzt kam.
    Auf keinen Fall sollte Klinkhammer das Band in der Uniklinik abspielen, wohin er bereits unterwegs war, um einer ahnungslosen Frau die Augen zu öffnen. «Ihre Ahnungslosigkeit ist ihre Lebensversicherung», sagte er. «Wenn ich mich bei dem Haus irre.»
    «Lebensversicherungen nutzen aber meist den Angehörigen», hielt Klinkhammer dagegen. «Und wenn Sie sich nicht irren, Frau Stichler weiß garantiert, wo wir das Haus finden.» Dann musste er nicht noch einmal Kniefälle bei der Oberstaatsanwältin tun. Er war genauso störrisch wie Scheib an jenem Freitagabend, als Wagenbach ihn vor dem großen Fehler warnte, den er zu dem Zeitpunkt schon gemacht hatte.

Das letzte Opfer
    So ahnungslos, wie Thomas Scheib meinte, war sie gar nicht mehr. Sie hatte zu viel Zeit, um über alles nachzudenken. Von morgens bis abends und die halbe Nacht allein, inzwischen lag sie in einem Einzelzimmer. Wohin sie nach der Entlassung aus der Klinik käme, wusste sie noch nicht.
    Das Haus am Amselweg stand zum Verkauf. Marko wollte ihr nicht zumuten, dorthin zurückzukehren. Er lebte mit Kevin bei Margo, suchte eine Wohnung in Köln, weil sie doch so gerne in der Stadt gelebt hatte. Eine Haushaltshilfe wollte er einstellen, weil ihr linker Arm steif bleiben und sie Zeit ihres Lebens hinken würde mit der zertrümmerten und mühsam geflickten Hüfte. Ab dem Herbst, wenn Kevin alt genug wäre

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