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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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schon darauf, jeden Einzelnen Ihrer engen Freunde ins Kreuzverhör zu nehmen, Mr. Craig. Ich möchte zu gern erfahren, warum Sie ihnen nach Ihrer Rückkehr in die Kneipe rieten, nach Hause zu gehen.«
    »Meine Freunde hatten ja nicht mitangesehen, wie Ihr Mandant Mr. Wilson erstach, darum waren sie auch in keiner Weise beteiligt«, erwiderte Craig. »Und ich fürchtete, sie könnten in Gefahr kommen, wenn sie blieben.«
    »Aber wenn jemand in Gefahr war, dann doch wohl der einzige Zeuge für den Mord an Mr. Wilson? Warum sind Sie nicht zusammen mit Ihren Freunden gegangen?«
    Craig blieb wieder stumm und dieses Mal nicht, weil er die Frage keiner Antwort für wert erachtete.
    »Vielleicht ist der wahre Grund, warum Sie Ihre Freunde zum Gehen aufforderten, der, dass Sie sie aus dem Weg haben wollten, damit Sie nach Hause laufen und Ihre blutverschmierte Kleidung wechseln konnten, bevor die Polizei eintraf?«, sagte Redmayne. »Schließlich haben Sie selbst zugegeben, nur ›hundert Meter entfernt‹ zu wohnen.«
    »Sie scheinen vergessen zu haben, dass Detective Sergeant Fuller nur wenige Minuten nach der Tat eintraf, Mr. Redmayne«, meinte Craig verächtlich.
    »Der Detective Sergeant traf sieben Minuten nach Ihrem Anruf am Tatort ein. Aber er verbrachte beträchtliche Zeit damit, meinen Mandanten zu befragen, bevor er dann die Kneipe betrat.«
    »Glauben Sie, ich hätte es mir leisten können, ein solches Risiko einzugehen, wenn ich doch wusste, dass die Polizei jeden Moment eintreffen konnte?« Craig spuckte es förmlich aus.
    »Ja, das glaube ich«, antwortete Redmayne. »Die Alternative bestand nämlich darin, den Rest Ihres Lebens im Gefängnis zu verbringen.«
    Im Gerichtssaal brach lautes Murmeln aus. Die Augen der Geschworenen waren nun auf Spencer Craig geheftet, aber der erwiderte wieder einmal nichts. Redmayne wartete noch einen Moment, bevor er hinzufügte: »Mr. Craig, ich wiederhole, ich freue mich darauf, Ihre Freunde einen nach dem anderen ins Kreuzverhör zu nehmen.« Er wandte sich an den Richter. »Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
    »Mr. Pearson?«, sagte der Richter. »Sie wollen den Zeugen doch sicher erneut befragen?«
    »Ja, Euer Lordschaft«, bestätigte Pearson. »Es gibt da eine Frage, auf die ich unbedingt eine Antwort möchte.« Er lächelte den Zeugen an. »Mr. Craig, sind Sie Superman?«
    Craig wirkte perplex, aber da er wusste, dass Pearson ihm helfen wollte, erwiderte er: »Nein, Sir. Warum fragen Sie?«
    »Weil nur Superman, nachdem er einen Mord gesehen hat, in das Lokal hätte zurückkehren, seine Freunde instruieren, nach Hause fliegen, duschen, sich umziehen, ins Lokal zurückfliegen und lässig an seinem Tisch hätte sitzen können, bevor Detective Sergeant Fuller auftauchte.« Einige Geschworene versuchten, ein Lächeln zu unterdrücken. »Oder vielleicht war passenderweise eine Telefonzelle in der Nähe?« Aus dem Lächeln wurde Gelächter. Pearson wartete, bis es verstummte, bevor er weitermachte. »Mr. Craig, erlauben Sie mir, die Phantasiewelt von Mr. Redmayne zu verlassen und Ihnen eine ernsthafte Frage zu stellen. Als die Gerichtsmediziner von Scotland Yard die Mordwaffe untersuchten, wurden da Ihre Fingerabdrücke auf dem Griff des Messers gefunden? Oder die des Angeklagten?«
    »Es waren ganz sicher nicht meine«, sagte Craig. »Sonst würde ich jetzt auf der Anklagebank sitzen.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft«, sagte Pearson.

4
    Die Zellentür öffnete sich, und ein Beamter reichte Danny ein Plastiktablett mit abgetrennten Bereichen voller Plastikgerichte, in denen Danny herumstocherte, während er darauf wartete, dass die Verhandlung am Nachmittag fortgesetzt würde.
    Alex Redmayne ließ das Mittagessen aus, damit er noch einmal seine Notizen durchgehen konnte. Hatte er den Zeitrahmen unterschätzt, der Craig zur Verfügung stand, bevor Detective Sergeant Fuller die Kneipe betrat?
    Richter Sackville nahm das Mittagessen in seinen Büroräumen zu sich, gemeinsam mit einem Dutzend anderer Richter. Keiner von ihnen sprach über seine Fälle, während sie ihr Fleischgericht mit zwei Gemüsesorten verspeisten.
    Mr. Pearson aß allein in der Gerichtskantine im obersten Stock. Er fand, dass sein hochverehrter Herr Kollege einen bösen Fehler gemacht hatte, was den Zeitrahmen anging, aber es war nicht an ihm, ihn auf diesen Fehler hinzuweisen. Er schob eine Erbse von einer Seite des Tellers auf die andere, während er über die möglichen Konsequenzen

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