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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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blätterte er langsam um. »War es nicht eine der Regeln dieser Gruppe, dass alle Mitglieder die Pflicht hatten, einem anderen Mitglied zu Hilfe zu eilen, sollte sich dieses in Gefahr befinden?«
    »Ja«, erwiderte Payne. »Ich fand immer, dass Loyalität die Latte ist, an der man einen Mann messen sollte.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Redmayne. »Gehörte Mr. Spencer Craig ebenfalls den Musketieren an?«
    »Ja, er war sogar einmal unser Vorsitzender«, erwiderte Payne.
    »Und sind Sie und die anderen Mitglieder ihm in jener Nacht des 18. September des vorigen Jahres zu Hilfe geeilt?«
    »Euer Lordschaft!« Pearson sprang wieder auf die Beine. »Das ist unerhört.«
    »Ich finde es unerhört, Euer Lordschaft«, warf Redmayne ein, »dass Mr. Pearson immer dann, wenn es den Anschein hat, dass einer seiner Zeugen in Schwierigkeiten gerät, um Ihre Hilfe ersucht. Gehört er womöglich ebenfalls den Musketieren an?«
    Einige Geschworene lächelten.
    »Mr. Redmayne«, entgegnete der Richter ruhig. »Wollen Sie damit andeuten, dass der Zeuge einen Meineid leistet, nur weil er zu seiner Universitätszeit einer bestimmten Gruppe angehörte?«
    »Wenn die Alternative darin besteht, dass sein bester Freund lebenslang hinter Gitter muss, Euer Lordschaft, ja, dann glaube ich, ist ihm dieser Gedanke durchaus nicht fremd.«
    »Das ist unerhört«, wiederholte Pearson.
    »Nicht so unerhört, wie einen Mann lebenslang ins Gefängnis zu schicken für einen Mord, den er gar nicht begangen hat«, erklärte Redmayne.
    »Euer Lordschaft, wir werden jetzt zweifelsohne gleich zu hören bekommen«, höhnte Pearson, der immer noch stand, »dass auch der Barkeeper ein Mitglied der Musketiere war.«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte Redmayne, »aber wir werden erfahren, dass der Barkeeper der einzige Mensch war, der in jener Nacht das Dunlop Arms nicht verlassen hat.«
    »Ich denke, Sie konnten Ihren Standpunkt veranschaulichen«, sagte der Richter. »Bitte fahren Sie mit Ihrer nächsten Frage fort.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.« Redmayne fand, er hatte seinen Standpunkt sehr gut präsentiert.
    »Möchten Sie den Zeugen erneut befragen, Mr. Pearson?«
    »Ja, Euer Lordschaft«, sagte Pearson. »Mr. Payne, können Sie bestätigen, dass Sie Mr. Craig nicht nach draußen gefolgt sind, als Sie den Schrei der Frau hörten? Nur damit die Geschworenen diesbezüglich Klarheit haben.«
    »Ja, das kann ich«, sagte Payne. »Ich war dazu ja auch gar nicht mehr fähig.«
    »Ganz genau. Keine weiteren Fragen, Euer Lordschaft.«
    »Sie dürfen den Gerichtssaal verlassen, Mr. Payne«, sagte der Richter.
    Alex Redmayne fiel auf, dass Payne nicht mehr so überheblich wirkte, als er den Saal verließ.
    »Möchten Sie Ihren nächsten Zeugen aufrufen, Mr. Pearson?«, fragte der Richter.
    »Ich hatte die Absicht, Mr. Davenport in den Zeugenstand zu rufen, Euer Lordschaft, aber möglicherweise sind Sie ja der Ansicht, dass es besser wäre, wenn er erst morgen früh aussagt.«
    Der Richter schien nicht zu bemerken, dass die meisten Frauen im Gerichtssaal den Wunsch hegten, er möge Lawrence Davenport ohne weitere Verzögerung in den Zeugenstand rufen. Er sah auf seine Uhr, zögerte und meinte dann: »Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn wir ihn morgen früh gleich als Ersten rufen.«
    »Wie Euer Lordschaft belieben«, sagte Pearson, entzückt von der Wirkung, die die Aussicht auf seinen nächsten Zeugen bereits jetzt auf die fünf Frauen unter den Geschworenen hatte. Er hoffte, dass der junge Redmayne dumm genug war, Davenport auf dieselbe Weise anzugreifen wie Gerald Payne.

5
    Am nächsten Morgen ging ein erwartungsvolles Raunen durch den Gerichtssaal, schon bevor Lawrence Davenport seinen Auftritt hatte. Als der Gerichtsdiener seinen Namen ausrief, tat er das mit verhaltener Stimme.
    Lawrence Davenport betrat die Gerichtsbühne von rechts und folgte anschließend dem Gerichtsdiener zum Zeugenstand. Er war ungefähr einen Meter achtzig groß, aber so schlank, dass er größer wirkte. Er trug einen marineblauen Maßanzug und ein cremefarbenes Hemd, das aussah, als sei es an diesem Morgen aus der Verpackung genommen worden. Davenport hatte beträchtliche Zeit mit der Überlegung verbracht, ob er eine Krawatte umbinden sollte, und hatte sich am Ende an Spencers Rat gehalten, dass es den falschen Eindruck erweckt, wenn man vor Gericht allzu lässig aussieht. »Lass sie denken, du seist Arzt, kein Schauspieler«, hatte Spencer gesagt. Davenport

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