Das Letzte Plädoyer: Roman
drei Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche gehören, Sir Hugo Moncrieff gestohlen. Drittens hat er ein Haus, nämlich die Nummer 12 in The Boltons, London SW 10, bewohnt, das rechtlich nicht ihm gehört. Viertens hat er eine einzigartige Briefmarkensammlung gestohlen beziehungsweise den Gewinn aus dem Verkauf dieser Sammlung, der sich auf über 25 Millionen Pfund beläuft. Und fünftens hat der Angeklagte Schecks für ein Konto bei Coutts in London ausgestellt und Geld von einer Privatbank in der Schweiz überwiesen. Keines dieser beiden Konten gehörte ihm, und natürlich hat er dadurch profitiert. Die Staatsanwaltschaft wird Ihnen vor Augen führen, dass alle fünf Vergehen miteinander in Verbindung stehen und von einer einzigen Person durchgeführt wurden, dem Angeklagten Daniel Cartwright, der sich fälschlicherweise als Sir Nicholas Moncrieff ausgab, rechtmäßiger Erbe des verstorbenen Sir Alexander Moncrieff. Um dies zu beweisen, meine Damen und Herren Geschworene, werde ich Sie ins Belmarsh-Gefängnis führen, um aufzuzeigen, wie es dem Angeklagten gelang, diese unerhörten Verbrechen zu begehen. Dafür muss ich auf das eigentliche Verbrechen zu sprechen kommen, für das Cartwright verurteilt wurde.«
»Das werden Sie schön bleiben lassen«, unterbrach ihn Richter Hackett mit strenger Stimme. »Das eigentliche Verbrechen des Angeklagten hat keinerlei Bezug auf die Vergehen, die vor diesem Gericht verhandelt werden. Sie werden diesen früheren Fall mit keinem Wort erwähnen, außer Sie können uns eine direkte, relevante Verbindung zwischen dem alten und diesem vorliegenden Fall vorlegen.«
Sir Matthew schrieb die Worte
direkte, relevante Verbindung
auf.
»Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt, Mr. Pearson?«
»Allerdings, Euer Lordschaft. Es tut mir leid. Ein Versehen meinerseits.«
Sir Matthew runzelte die Stirn. Alex würde schon ein geniales Argument auffahren müssen, um zu zeigen, dass beide Verbrechen miteinander in Verbindung standen, wollte er nicht den Zorn von Richter Hackett auf sich ziehen und mitten im Fluss gestoppt werden. Sir Matthew hatte darüber bereits ausführlich nachgedacht.
»Ich werde künftig vorsichtiger vorgehen«, versprach Pearson und blätterte zur nächsten Seite seiner Akte.
Alex fragte sich, ob Pearson diese Geisel schon so früh opferte, weil er von Anfang an gehofft hatte, Hackett würde sich aus großer Höhe auf ihn stürzen, denn er wusste nur zu gut, dass diese Anweisung des Richters für die Anklage sehr viel hilfreicher war als für die Verteidigung.
»Meine Damen und Herren Geschworene«, fuhr Pearson fort. »Ich möchte, dass Sie an alle fünf Vergehen denken, wenn ich Ihnen gleich zeige, wie eng sie miteinander in Verbindung stehen und daher auch nur von einer einzigen Person ausgeführt werden konnten: von dem Angeklagten Daniel Cartwright.« Pearson zupfte wieder an seinem Talar. »Der 7. Juni 2002 ist ein Tag, der bestimmt in Ihrem Gedächtnis eingebrannt ist, denn an diesem Tag wurde England von Argentinien bei der Fußball- WM geschlagen.« Es freute ihn, wie viele Geschworene angesichts der Erinnerung lächelten. »An jenem Tag ereignete sich im Belmarsh-Gefängnis eine Tragödie, die dazu führte, dass wir heute alle hier versammelt sind. Während die Mehrheit der Insassen im Erdgeschoss dem Fußballspiel im Fernsehen folgte, wählte einer der Gefangenen diesen Moment, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Dieser Mann war Nicholas Moncrieff, der sich gegen 13 Uhr 15 an jenem Nachmittag in der Gefängnisdusche erhängte. Das Jahr zuvor hatte Nicholas Moncrieff seine Zelle mit zwei weiteren Insassen geteilt, zu denen der Angeklagte Daniel Cartwright gehörte. Die beiden Männer waren ungefähr gleich groß und im Alter nur wenige Monate auseinander. Ihre äußere Erscheinung war sich so ähnlich, dass sie in ihrer Gefängniskluft als Brüder durchgehen konnten. Euer Lordschaft, mit Eurer Erlaubnis werde ich jetzt den Geschworenen Fotos von Moncrieff und Cartwright zeigen, damit sie sich hinsichtlich der Ähnlichkeit der beiden Männer selbst ein Urteil bilden können.«
Der Richter nickte, und der Gerichtsdiener sammelte einen Stapel Fotos von Pearsons Assistenten ein. Er reichte zwei Fotos an den Richter, dann verteilte er den Rest unter den Geschworenen. Pearson lehnte sich zurück und wartete, bis jeder einzelne Geschworene genug Zeit gehabt hatte, die Fotos eingehend zu betrachten. Dann sagte er: »Ich werde jetzt ausführen, wie Cartwright
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