Das Letzte Plädoyer: Roman
Kenntnis zu setzen?«
»Nein. Ich hatte das Gefühl, das sei unverantwortlich. Darum nahm ich Kontakt zu einem Mitglied der Familie Moncrieff auf. Nur für den Fall, wie Sie es bereits hervorhoben, dass ich einen zu großen Sprung ins Ungewisse hinein getan haben könnte.«
Alex hakte ein weiteres Kästchen ab. Bislang hatte sein Vater noch keine Schwachstelle bei Craig offenlegen können.
»Mit welchem Mitglied der Familie nahmen Sie Kontakt auf?« Sir Matthew wusste es nur allzu gut.
»Mit Hugo Moncrieff, dem Onkel von Sir Nicholas. Er teilte mir mit, dass sein Neffe seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis 18 Monate zuvor keinerlei Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Das untermauerte natürlich mein Misstrauen.«
»Haben Sie zu diesem Zeitpunkt Chefinspektor Fuller Ihre Verdachtsmomente mitgeteilt?«
»Nein. Ich hatte das Gefühl, konkrete Beweise zu benötigen.«
»Aber der Chefinspektor hätte Ihnen diese Last abgenommen, Mr. Craig. Ich verstehe nicht, warum ein vielbeschäftigter ehrenwerter Gentleman wie Sie sich weiter um diese Angelegenheit kümmerte?«
»Wie ich bereits erklärte, Sir Matthew, hatte ich das Gefühl, es sei meine Pflicht, nicht die Zeit der Polizei zu verschwenden.«
»Was für ein Bürgersinn!«
Craig ignorierte den bissigen Kommentar von Sir Matthew und lächelte die Geschworenen an.
»Ich sehe mich zu der Frage gezwungen, wer Sie auf die möglichen Vorteile hingewiesen hat, die es mit sich brachte, wenn Sie beweisen konnten, dass der Mann, der sich als Sir Nicholas Moncrieff ausgab, in Wirklichkeit ein Hochstapler war?«, fuhr Sir Matthew fort.
»Vorteile?«
»Ja, die Vorteile, Mr. Craig.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen noch folgen kann«, sagte Craig. Alex machte das erste Kreuz auf seiner Liste. Offenbar spielte der Zeuge auf Zeit.
»Dann lassen Sie mich Ihnen auf die Sprünge helfen.« Sir Matthew streckte den rechten Arm aus, und Alex reichte ihm ein Blatt Papier. Sir Matthew fuhr mit dem Blick langsam über die Seite, ließ Craig Zeit, sich zu fragen, welche Bombe in diesem Papier enthalten sein könnte.
»Gehe ich recht in der Annahme, Mr. Craig, dass Hugo Moncrieff nicht nur den Familientitel, sondern auch ein gewaltiges Vermögen erben würde, wenn Sie beweisen konnten, dass Nicholas Moncrieff und nicht Danny Cartwright im Belmarsh Gefängnis Selbstmord beging?«
»Das war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst.« Craig zuckte mit keiner Wimper.
»Dann handelten Sie aus völlig selbstlosen Motiven?«
»Ja allerdings, Sir. Und aus dem Wunsch heraus, einen gefährlichen, gewalttätigen Kriminellen hinter Gittern zu wissen.«
»Ich komme gleich auf den gefährlichen, gewalttätigen Kriminellen zu sprechen, der besser hinter Gittern sein sollte, Mr. Craig. Doch zuvor erlauben Sie mir die Frage, ob Ihr ausgeprägter Bürgersinn nicht möglicherweise hinter der Möglichkeit zurückstehen musste, einen schnellen Reibach zu machen?«
»Sir Matthew«, unterbrach der Richter. »Das ist wohl kaum der angemessene Ton, den ich von einem Assistenten der Verteidigung gegenüber einem Staatsanwalt erwarte.«
»Ich entschuldige mich, Euer Ehren. Ich werde meine Frage neu formulieren. Mr. Craig, wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie mit der Information, die Sie von einem Freund beim Abendessen hörten, mehrere Millionen Pfund verdienen konnten?«
»Als Sir Hugo mich bat, ihn privatim in dieser Angelegenheit zu vertreten.«
Alex machte ein weiteres Häkchen für eine vorausgeahnte Frage, obwohl er wusste, dass Craig log.
»Mr. Craig, halten Sie es für ehrenhaft, wenn ein Staatsanwalt 25 Prozent des Erbes eines Mannes im Austausch für eine Information aus zweiter Hand erhält?«
»Es ist mittlerweile üblich, Sir Matthew, dass Anwälte ergebnisorientiert honoriert werden«, erklärte Craig gelassen. »Mir ist klar, dass dieses Vorgehen nach Ihrer Zeit aufkam, darum sollte ich vielleicht darauf hinweisen, dass ich kein Honorar und keine Spesen in Rechnung stellte. Sollten sich meine Vermutungen als falsch erweisen, hätte ich eine beträchtliche Menge meiner Zeit und meines Geldes umsonst aufgewendet.«
Sir Matthew lächelte ihn an. »Dann wird es Sie freuen zu hören, Mr. Craig, dass Ihre Selbstlosigkeit den Sieg davontragen wird.« Craig reagierte nicht auf Sir Matthews Bemerkung, obwohl er zu gern herausgefunden hätte, was er damit meinte. Sir Matthew ließ sich Zeit, bevor er fortfuhr. »Ihnen ist sicher bewusst, dass Mr. Fraser Munro, der Anwalt des verstorbenen Sir
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