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Das Letzte Plädoyer: Roman

Das Letzte Plädoyer: Roman

Titel: Das Letzte Plädoyer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hinderte.
    Beth saß aufrecht im Bett und versuchte, ein Buch zu lesen, aber sie blätterte keine einzige Seite um, denn ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um das Ende einer anderen Geschichte.
    Alex Redmayne schlief nicht, weil er wusste, wenn er morgen scheitern sollte, würde er keine dritte Chance erhalten.
    Sir Matthew Redmayne machte sich nicht einmal die Mühe, zu Bett zu gehen, sondern ging die Reihenfolge seiner Fragen immer und immer wieder durch.
    Spencer Craig warf sich schlaflos im Bett herum und grübelte, welche Fragen ihm Sir Matthew höchstwahrscheinlich stellen würde und wie er sich am besten um ihre Beantwortung drücken könnte.
    Arnold Pearson schlief nie.
    Richter Hackett schlief tief und fest.
     
    Der Gerichtssaal Nummer vier war bereits brechend voll, als Danny seinen Platz auf der Anklagebank einnahm. Er sah sich um und entdeckte zu seiner Überraschung eine Mischung aus altgedienten Prozess- und Strafanwälten, die sich die besten Plätze sichern wollten, um der Verhandlung zu folgen.
    Auf den Pressebänken drängten sich dicht an dicht die Journalisten, die in den vergangenen Wochen Hunderte von Zeitungsspalten geschrieben und ihren Chefredakteuren dringend geraten hatten, für die morgige Ausgabe einen Knüller auf der Titelseite einzuplanen. Sie konnten das Aufeinandertreffen des größten Advokaten seit F. E. Smith und des brillantesten jungen Staatsanwalts seiner Generation (
Times
) oder Ratte kontra Schlange (
Sun
) kaum erwarten.
    Danny sah zur Besucherempore hoch und lächelte Beth zu, die neben ihrer Mutter an ihrem üblichen Platz saß. Sarah Davenport saß mit gesenktem Kopf am Ende der ersten Reihe. Auf der Bank der Anwälte saß Mr. Pearson und plauderte mit seinem Assistenten. Er wirkte entspannter als während der gesamten bisherigen Verhandlung, aber heute war er ja auch nur Zuschauer, kein Teilnehmer.
    Die einzigen leeren Sitze befanden sich am anderen Ende der Anwaltsbank, die für Alex Redmayne und seinen Assistenten reserviert waren. Man hatte zwei zusätzliche Polizisten neben der Tür aufgestellt, um verspäteten Besuchern zu erklären, dass nur noch die Prozessbeteiligten Zugang zum Gerichtssaal erhielten.
    Danny saß mitten auf der Anklagebank, dem besten Platz im Theater. Bei dieser Vorstellung hätte er das Stück gern gelesen, bevor sich der Vorhang hob.
    Der Saal hallte wider von erwartungsvollem Geplauder, da alle auf die vier fehlenden Teilnehmer warteten, die ihren Auftritt erst noch hatten. Fünf Minuten vor zehn öffnete ein Polizist die Tür zum Saal. Alle Anwesenden verstummten, und jene, die keinen Platz mehr im Saal bekommen hatten, traten zur Seite, damit Alex Redmayne und sein Assistent zur Anwaltsbank schreiten konnten.
    An diesem Morgen sank Sir Matthew nicht in seiner Ecke in sich zusammen und schloss auch nicht die Augen. Er setzte sich nicht einmal. Er stand kerzengerade und sah sich im Gerichtssaal um. Es war schon viele Jahre her, seit er als Anwalt vor einem Gericht sein letztes Plädoyer gehalten hatte. Sobald er sich gefasst hatte, faltete er ein kleines Holzklapppult auseinander, das seine Frau in der Nacht zuvor vom Speicher geholt und das er über zehn Jahre lang nicht benutzt hatte. Er stellte es auf den Tisch vor sich und zog aus seiner Aktentasche einige Papiere, auf denen er in seiner ordentlichen Handschrift die Fragen vermerkt hatte, auf die sich Spencer Craig die ganze Nacht über mental vorbereitet hatte. Schließlich reichte er Alex zwei Fotos, die über das Schicksal von Danny Cartwright entscheiden würden, wie sie beide wussten.
    Erst nachdem alles an Ort und Stelle war, drehte sich Sir Matthew um und lächelte seinen alten Widersacher an. »Guten Morgen, Arnold«, sagte er. »Ich hoffe sehr, dass wir uns heute keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten werden.«
    Pearson erwiderte das Lächeln: »Eine Einstellung, der ich nur von ganzem Herzen zustimmen kann«, sagte er. »Ich werde sogar mit einer lebenslangen Gewohnheit brechen, Matthew, und Ihnen viel Glück wünschen, trotz der Tatsache, dass ich in all meinen Jahren vor Gericht noch nie den Wunsch verspürt habe, mein Gegner möge gewinnen. Der heutige Tag ist eine Ausnahme.«
    Sir Matthew deutete eine Verbeugung an. »Ich werde mein Bestes tun, um Ihren Wunsch zu erfüllen.« Dann setzte er sich, schloss die Augen und sammelte sich.
    Alex beschäftigte sich damit, Dokumente, Abschriften, Fotografien und diverse andere Unterlagen ordentlich zu stapeln, damit

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