Das Letzte Plädoyer: Roman
Vielleicht glauben sie mir nicht, aber wenigstens werde ich danach ein reines Gewissen haben.«
»Wenn du das machst, könnten wir alle drei im Knast landen.« Craig schwieg kurz. »Und zwar für den Rest unseres Lebens. Bist du sicher, dass du das wirklich willst?«
»Nein, aber es ist das kleinere von zwei Übeln.«
»Und es macht dir keine Sorge, dass du unter einer Gefängnisdusche von zwei hundertfünfzig Kilo schweren Truckerfahrern vergewaltigt werden könntest?«, fragte Craig.
Davenport antwortete nicht.
»Ganz zu schweigen von der Schande, die du damit über deine Familie bringst«, fügte Payne hinzu. »Du magst momentan arbeitslos sein, Larry, aber ich versichere dir, wenn du beschließt, mit dieser Nummer vor Gericht aufzutreten, dann wird das deine allerletzte Vorstellung gewesen sein.«
»Ich hatte reichlich Zeit, über die Konsequenzen nachzudenken«, erwiderte Davenport hochnäsig. »Und mein Entschluss steht.«
»Hast du auch an Sarah gedacht? Wie sich das auf ihre Karriere auswirken wird?«, wollte Craig wissen.
»Ja, das habe ich, und wenn ich sie das nächste Mal sehe, werde ich ihr haarklein erzählen, was passiert ist. Ich bin sicher, sie wird mit meinem Vorgehen einverstanden sein.«
»Könntest du mir einen kleinen Gefallen tun, Larry«, fragte Craig. »Um der guten alten Zeiten willen?«
»Was für einen Gefallen?«, fragte Davenport misstrauisch.
»Warte eine Woche, bis du es deiner Schwester erzählst.«
Davenport zögerte. »Na schön, eine Woche. Aber keinen Tag länger.«
Leach wartete, bis um 22 Uhr die Lichter ausgingen, dann kletterte er von seiner Pritsche. Er nahm die Plastikgabel vom Tisch und ging zur Kloschüssel in der Ecke seiner Zelle – der einzige Ort, an dem er von den Schließern nicht durch den Türspion gesehen werden konnte, wenn sie auf ihren Runden überprüfen wollten, ob man auch brav im Bett lag.
Er nahm sich seine neue Trainingshose vor und setzte sich auf den Deckel der Toilette. Dann packte er die Plastikgabel fest mit der rechten Hand und löste den mittleren der drei weißen Streifen ab, die sich über das Hosenbein zogen – ein mühsames Unterfangen, das ihn vierzig Minuten kostete. Schließlich konnte er das lange, hauchdünne Zellophanpäckchen herauslösen. Darin befand sich genug weißes Pulver, um einen Süchtigen etwa einen Monat lang glücklich zu machen. Leach lächelte – was selten vorkam –, weil er wusste, dass es noch fünf weitere Streifen zum Ablösen gab: sie würden seinen Gewinn garantieren – ebenso wie Mr. Hagens Anteil.
»Mortimer wird von irgendwoher versorgt«, sagte Big Al.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Danny.
»Sonst stand er immer jeden Morgen vor der Tür der Krankenstation. Der Arzt wollte ihn schon auf Entzug setzen. Aber plötzlich lässt er sich nicht mehr blicken.«
»Das kann nur bedeuten, dass er eine andere Quelle gefunden hat«, mutmaßte Nick.
»Keiner der offiziellen Dealer, da bin ich sicher«, erklärte Big Al. »Ich hab mich umgehört und konnte nichts rausfinden.«
Danny sackte hilflos auf seiner Pritsche zusammen, das Lebenslänglichensyndrom.
»Schreib mich noch nicht ab, Dannyboy. Der kommt wieder. Die kommen alle wieder.«
»Besuchszeit!«, dröhnte eine vertraute Stimme, und wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen.
Danny hatte gehofft, Beth erzählen zu können, dass er die neuen Beweise aufgetan hatte, die Mr. Redmayne so dringend benötigte, um die Berufung zu gewinnen. Jetzt konnte er nur auf Big Als Überzeugung hoffen, dass sich Mortimer über kurz oder lang wieder auf der Krankenstation einfinden würde.
Im Gefängnis klammerten sich die Lebenslänglichen an die Hoffnung wie ein ertrinkender Matrose an ein Stück Treibholz. Danny ballte die Faust, als er zum Besucherzentrum ging, fest entschlossen, Beth keine Sekunde lang merken zu lassen, dass etwas nicht stimmte. Wenn er mit ihr zusammen sein durfte, war er immer auf der Hut; bei allem, was er durchmachte, durfte Beth ihre Hoffnung nicht verlieren.
Er war überrascht, als er den Schlüssel im Schloss hörte, denn Besuch bekam er niemals. Drei Beamte stürmten in die Zelle. Zwei von ihnen packten ihn an den Schultern und warfen ihn zu Boden. Im Fallen packte er einen Beamten an der Krawatte. Die Krawatte löste sich, und ihm fiel wieder ein, dass Wärter nur Ansteckkrawatten trugen, damit man sie nicht erdrosseln konnte. Einer der Beamten riss ihm die Hände auf den Rücken, ein anderer trat
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