Das Letzte Plädoyer: Roman
Nick die guten Nachrichten am liebsten sofort übermittelt, aber er wusste, dass Nick erst nach Mitternacht aus Schottland zurückkehren würde.
Alex Redmayne hatte ihm geschrieben, dass sein Berufungsverfahren für den 18. Juni angesetzt worden war – in nur drei Wochen. Mr. Redmayne wollte auch wissen, ob Danny an der Anhörung teilzunehmen wünschte, denn er erinnerte sich, dass er in der Verhandlung keine Aussage gemacht hatte. Danny hatte postwendend geantwortet, dass er unbedingt dabei sein wollte.
Danny hatte auch an Beth geschrieben. Sie sollte die Erste sein, die erfuhr, dass Mortimer ein volles Geständnis abgelegt hatte und Big Al jedes einzelne Wort auf Dannys Kassettenrekorder festgehalten hatte. Die Aufnahme war jetzt sicher in seiner Matratze versteckt; er würde sie Mr. Redmayne bei dessen nächstem Besuch überreichen. Danny hätte das Beth gern geschrieben, aber er konnte es nicht riskieren, irgendetwas schriftlich festzuhalten.
Big Al versuchte, nicht allzu deutlich zu zeigen, wie stolz er auf sich war. Er bot sich sogar als Zeuge an. Es hatte den Anschein, als sollte Nick recht behalten. Danny würde noch vor ihm auf freien Fuß kommen.
26
Der Kirchendiener wartete in der Sakristei auf Sir Nicholas. Er deutete eine Verbeugung an, dann begleitete er das neue Familienoberhaupt in die erste Reihe, rechts vom Mittelgang. Mr. Pascoe und Mr. Jenkins setzten sich in die Reihe hinter ihm.
Nick sah nach links, wo sich der Rest der Familie in den ersten drei Reihen auf der anderen Seite des Mittelgangs niedergelassen hatte. Keiner von ihnen sah in seine Richtung. Offenbar folgten alle Onkel Hugos Anweisung, ihn zu ignorieren. Das hielt jedoch Mr. Munro nicht davon ab, sich zu Nick ganz nach vorn zu setzen. Die Orgel schlug an, und der Gemeindepfarrer führte in Begleitung des Regimentskaplans den Chor zu den Klängen von
Der Herr ist mein Hirte
das Mittelschiff entlang.
Die Sopranstimmen reihten sich ins Chorgestühl ein, gefolgt von den Tenören und den Bässen. Wenige Augenblicke später trugen sechs Rekruten der Cameron Highlanders den Sarg auf ihren Schultern in die Kirche und stellten ihn vorsichtig auf einer Bank vor dem Altar ab. Während des Trauergottesdienstes wurden alle Lieblingshymnen des Oberst gesungen. Es endete mit
The Day Thou Gave, Lord, is Ended
. Nick senkte den Kopf und betete für einen Mann, der an Gott, Krone und Vaterland geglaubt hatte.
Während der Pfarrer die Trauerrede hielt, erinnerte sich Nick an einen Satz, den sein Vater jedes Mal zu sagen pflegte, wenn sie an einer Regimentsbeerdigung teilgenommen hatten: Der Padre hat ihm alle Ehre gemacht.
Sobald der Kaplan das Schlussgebet und der Pfarrer den Segen gesprochen hatten, versammelten sich Angehörige, Freunde, Vertreter des Regiments und Ortsansässige auf dem Friedhof der Kirche, um den Sarg in die Erde zu lassen.
Zum ersten Mal fiel Nick die massige Gestalt eines Mannes auf, der über 150 Kilo wiegen musste und der in Schottland irgendwie fehl am Platze wirkte. Der Mann lächelte. Nick erwiderte das Lächeln und versuchte sich zu erinnern, wann er ihm das letzte Mal begegnet war. Dann fiel es ihm wieder ein: Washington. Eine Ausstellungseröffnung im Smithsonian zur Feier des 80. Geburtstages seines Großvaters, dessen berühmte Briefmarkensammlung der Öffentlichkeit präsentiert worden war. Aber der Name des Mannes fiel Nick immer noch nicht ein.
Nach der Beisetzung zog der Moncrieff-Clan ab, ohne dass auch nur ein Einziger dem Sohn und Erben des Verstorbenen sein Beileid ausgesprochen hätte. Ein oder zwei Ortsansässige, deren Lebensunterhalt nicht von seinem Onkel Hugo abhing, kamen zu ihm und schüttelten ihm die Hand. Der Offizier, der das Regiment vertrat, nahm Haltung an und salutierte vor ihm. Nick hob daraufhin seinen Hut.
Als er das Grab verlassen wollte, sah Nick, wie Fraser Munro auf Mr. Jenkins und Mr. Pascoe einredete. Dann kam er auf ihn zu. »Die Herren sind einverstanden, dass wir uns eine Stunde lang über Familienangelegenheiten unterhalten, aber ich darf Sie nicht in meinem Wagen in meine Kanzlei fahren.«
»Ich verstehe.« Nick dankte dem Kaplan und stieg dann wieder in den Streifenwagen. Gleich darauf nahmen Pascoe und Jenkins ihre Plätze neben ihm ein.
Als der Wagen losfuhr, schaute Nick aus dem Fenster und sah, wie sich der massige Mann eine Zigarre anzündete.
»Hunsacker«, entfuhr es ihm, »Gene Hunsacker.«
»Warum wollten Sie mich sprechen?«, verlangte Craig zu
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