Das Letzte Plädoyer: Roman
damit man die silberne Kette noch deutlicher sehen konnte.
»Schlagt eure Bücher auf Seite neun auf.« Danny hoffte, dass er wie Nick klang. »Ihr seht Abbildungen von Tieren auf der linken Seite und eine Liste mit Namen auf der rechten. Ich verlange nichts weiter, als dass ihr die Bilder mit den Namen in Verbindung bringt. Ihr habt zwei Minuten.«
»Ich kann Seite neun nicht finden«, sagte einer der Gefangenen. Danny ging zu ihm, als ein Beamter in den Raum trat. Er wirkte verwirrt.
»Moncrieff?«
Danny sah auf.
»Ich dachte, Sie hätten Sonderurlaub?« Der Beamte sah auf sein Klemmbrett.
»Sie haben absolut recht, Mr. Roberts«, sagte Danny. »Nick ist auf der Beerdigung seines Vaters in Schottland. Er hat mich gebeten, heute Morgen seinen Leseunterricht zu übernehmen.«
Roberts wirkte noch verwirrter. »Wollen Sie mich verarschen, Cartwright?«
»Nein, Mr. Roberts.«
»Dann bewegen Sie Ihren Hintern zurück in die Bibliothek, bevor ich eine Meldung mache.«
Rasch verließ Danny den Raum und kehrte an seinen Schreibtisch in der Bibliothek zurück. Er versuchte, nicht zu lachen, aber es dauerte eine Weile, bis er sich genug konzentrieren konnte, um an dem Aufsatz über seine Lieblingskomödie von Shakespeare weiterzuschreiben.
Kurz nach zwölf fuhr Nicks Zug im Waverly Bahnhof ein. Ein Streifenwagen wartete bereits auf sie, um sie von Edinburgh in das dreißig Meilen entfernte Dunbroath zu fahren. Als sie losfuhren, sah Pascoe auf seine Uhr. »Wir haben noch reichlich Zeit. Die Trauerfeier beginnt erst um 14 Uhr.«
Nick schaute aus dem Wagenfenster und sah, wie die Stadt dem offenen Land wich. Er spürte ein Gefühl der Freiheit, das er seit Jahren nicht mehr gekannt hatte. Nick hatte ganz vergessen, wie herrlich Schottland war, mit der rauen Landschaft in Grün und Braun und dem beinahe purpurnen Himmel. Fast vier Jahre in Belmarsh, wo man nur hohe Steinmauern mit Stacheldraht sah, hatten die Erinnerung getrübt.
Er versuchte, sich zu sammeln, bevor sie die Gemeindekirche erreichten, in der er getauft worden war. Mr. Pascoe hatte sich einverstanden erklärt, dass er nach dem Gottesdienst eine Stunde mit Fraser Munro, dem Familienanwalt, reden durfte, der auch seinen Sonderurlaub beantragt hatte. Außerdem vermutete Nick, dass Munro um minimale Sicherheitsvorkehrungen gebeten hatte, also ohne Handschellen, sobald sie die Grenze nach Schottland überquerten.
Der Streifenwagen fuhr 15 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes vor der Kirche vor. Ein älterer Herr, an den Nick sich aus seiner Jugend erinnerte, trat vor, als der Polizist den Wagenschlag öffnete. Der Mann trug einen schwarzen Gehrock, einen steifen Kragen und eine schwarze Seidenkrawatte. Nick schüttelte ihm die Hand und lächelte. »Guten Tag, Mr. Munro«, sagte er. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
»Guten Tag, Sir Nicholas«, erwiderte dieser. »Willkommen zu Hause.«
»Leach, obwohl Sie aus der Dunkelhaft entlassen wurden, möchte ich Sie daran erinnern, dass es nur eine einstweilige Entlassung ist«, sagte der Direktor. »Sollten Sie in Ihrem Flügel auch nur für den Hauch von Unruhe sorgen, werden Sie ohne Nachsehen meinerseits unverzüglich wieder in verdunkelte Einzelhaft kommen.«
»Ohne Nachsehen Ihrerseits?«, höhnte Leach, der vor dem Schreibtisch des Direktors stand, je einen Beamten zu beiden Seiten.
»Stellen Sie etwa meine Autorität in Frage?«, erkundigte sich der Direktor. »Falls dem so sein sollte …«
»Nein, keineswegs, Sir«, meinte Leach sarkastisch. »Nur Ihre Kenntnis der Gefängnisverordnung von 1999. Ich wurde in Dunkelhaft gelegt, bevor Meldung gemacht wurde.«
»Ein Direktor hat das Recht, eine solche Maßnahme zu ergreifen, ohne dass Meldung erstattet wurde, wenn er Grund zu der Annahme hat, dass der Tatbestand der …«
»Ich möchte sofort meinen Anwalt sprechen«, erklärte Leach kühl.
»Ich werde Ihr Ersuchen schriftlich festhalten.« Barton versuchte, Haltung zu wahren. »Und wer ist Ihr Anwalt?«
»Spencer Craig«, erwiderte Leach. Barton notierte den Namen auf einem Notizblock. »Ich werde fordern, dass er offiziell Beschwerde gegen Sie und drei Angehörige Ihrer Belegschaft einreicht.«
»Wollen Sie mir drohen, Leach?«
»Nein, Sir. Ich will nur sicherstellen, dass meine formelle Beschwerde in meine Akte kommt.«
Barton konnte seine Wut nicht länger verbergen. Er nickte kurz und bedeutete den Beamten, ihm den Gefangenen sofort aus den Augen zu schaffen.
Danny hätte
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