Das Letzte Plädoyer: Roman
werden könnten. Man erwägt sogar den Bauantrag für ein Hotel.« Mr. Munro nahm seine Brille ab. »Diese Informationen stehen Ihnen auch in den Mitschriften der Planungskomiteeprotokolle zur Verfügung, die an jedem Monatsletzten in der örtlichen Bibliothek ausgelegt werden.«
»Konnte Ihr Vetter das Anwesen schätzen?«, fragte Nick.
»Nicht offiziell, aber er meinte, in ähnlichen Fällen werde der Hektar derzeit mit annähernd einer Million vergütet.«
»Was das Anwesen fast drei Millionen Pfund wert macht.«
»Ich schätze eher dreieinhalb Millionen, wenn man die ausgedehnten Landwirtschaftsflächen dazuzählt. Aber – und es gibt immer ein Aber, wenn man es mit Ihrem Onkel Hugo zu tun hat – Sie dürfen nicht vergessen, dass sich auf dem Anwesen sowie auf dem Haus in London nun große Hypotheken befinden, die quartalsweise abzuzahlen sind.« Nick erwartete, dass noch eine Akte aufgeschlagen würde, und er wurde nicht enttäuscht. »Das Haus in The Boltons beläuft sich mit Nebenkosten und Hypothekenabzahlung auf ungefähr 3400 Pfund pro Monat, und dazu kommen weitere 2900 Pfund monatlich für Dunbroathy Hall, was alles in allem pro Jahr etwas über 75 000 Pfund ausmacht. Es ist meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, Sir Nicholas, dass die Hypothekenbanken das Recht haben, die Anwesen unverzüglich auf den Markt zu werfen, wenn Sie mit diesen Zahlungen mehr als drei Monate in Rückstand geraten. Sollte dieser Fall eintreten, wird Ihr Onkel zweifelsohne sofort als Käufer in Erscheinung treten.«
»Ich muss Ihnen sagen, Mr. Munro, dass sich mein derzeitiger Wochenlohn als Gefängnisbibliothekar auf zwölf Pfund beläuft.«
»Tatsächlich?« Mr. Munro machte sich eine Notiz. »Eine solche Summe schlägt keine große Kerbe in die 75 000 Pfund«, meinte er und zeigte damit einen seltenen Anflug von Humor.
»Unter diesen Umständen sollten wir uns womöglich an einen weiteren Vetter von Ihnen wenden?« Nick war unfähig, sein Lächeln zu verbergen.
»Leider gibt es keine weiteren«, erwiderte Mr. Munro. »Allerdings ist meine Schwester mit dem Filialleiter der Royal Bank of Scotland hier im Ort verheiratet, und der hat mir versichert, dass er kein Problem darin sieht, die Zahlungen vorzuschießen, sollten Sie bereit sein, beide Anwesen auch bei seiner Bank zu beleihen.«
»Sie haben sich sehr für mich eingesetzt«, sagte Nick. »Ich bin Ihnen überaus dankbar.«
»Ich muss zugeben – aber das ist selbstverständlich absolut inoffiziell –, dass ich zwar große Bewunderung, ja Zuneigung für Ihren Großvater hegte und sehr froh war, auch Ihren Vater vertreten zu dürfen, aber gegenüber Ihrem Onkel Hugo hatte ich leider nie dasselbe Vertrauen wie …« Es klopfte an die Tür. »Herein«, rief Mr. Munro.
Mr. Pascoe steckte den Kopf durch die Tür. »Tut mir leid, wenn ich unterbreche, Mr. Munro, aber wir müssen in ein paar Minuten los, wenn wir den Zug nach London noch erreichen wollen.«
»Danke«, sagte Mr. Munro. »Ich werde mich so kurz wie möglich fassen.« Er sprach erst weiter, als Pascoe die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Ich fürchte, dass Sie mir trotz unserer nur kurzen Bekanntschaft einfach vertrauen müssen, Sir Nicholas«, sagte Munro und breitete mehrere Dokumente vor Nick aus. »Ich muss Sie bitten, diese Vereinbarungen zu unterschreiben, auch wenn Sie nicht die Zeit haben, sie in Ruhe durchzugehen. Wenn ich jedoch schon aktiv werden soll, während Sie …« Er hüstelte.
»… noch meine Strafe absitze«, ergänzte Nick.
»Sehr richtig, Sir Nicholas«, sagte der Anwalt, zog einen Füllfederhalter aus seiner Gehrocktasche und reichte ihn seinem Mandanten.
»Ich habe ebenfalls ein Dokument, das Sie bitte für mich beglaubigen möchten.« Nick zog mehrere Blatt liniertes Gefängnispapier aus seiner Jackettinnentasche und reichte sie seinem Anwalt.
27
Lawrence Davenport bekam in der Premierennacht von
Bunbury oder Ernst sein ist alles
im Theatre Royal in Brighton drei Vorhänge. Er schien gar nicht zu bemerken, dass der Rest des Ensembles mit ihm auf der Bühne stand.
Während der Proben hatte er mit seiner Schwester telefoniert und sie nach der Premiere zum Essen eingeladen.
»Wie läuft es denn?«, hatte Sarah gefragt.
»Sehr gut«, hatte er erwidert. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich bitte, zu kommen. Ich muss mit dir über eine wichtige Entscheidung sprechen, die ich gefällt habe und die auch dich, ja die ganze Familie betrifft.«
Als er den
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