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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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vergeudet, hat nur Mist damit zustande g e bracht. Ihre Pastel l wachsstifte und ihre Pastellkreide sind nur noch Stummel, so winzig, dass man sie nicht mehr halten kann. Ihr P a pier ist praktisch aufgebraucht.
    Auf der Kunstakademie bringen sie einem nicht bei, wie das geht, gleichzeitig telefonieren und malen. Das Telefon in der e i nen Hand und einen Pinsel in der anderen, sagt Misty: »P e ters Vater? Vor vierzehn Jahren, okay?«
    Misty verschmiert die Farben mit der Handkante, ve r reibt sie mit dem Daumenballen, sie ist nicht besser als Goya, was sie da tut, könnte ihr eine Blei-Enzephalopathie einbringen. Taubheit. D e pressionen. Lokale Vergiftung.
    Detective Stilton sagt: »Es gibt keine Dokumente, die b e legen, dass Harrow Wilmot überhaupt gestorben ist.«
    Um den Pinsel anzuspitzen, zwirbelt Misty ihn zwischen den Lippen. Sie sagt: »Wir haben seine Asche verstreut.« Sie sagt: »Es war ein Herzinfarkt. Vielleicht auch ein Hir n tumor.« Die Farbe an ihrer Zunge schmeckt sauer. Knirscht zwischen den Zähnen.
    Und Detective Stilton sagt: »Es gibt keinen Totenschein.«
    Misty sagt: »Vielleicht hat man seinen Tod nur vorg e täuscht.« Ihr fällt nichts mehr ein. Grace Wilmot und Dr. Touchet , allen auf der Insel geht es bloß um Imagepflege.
    Und Stilton sagt: »Wen meinen Sie mit man?«
    Die Nazis. Die vom Klan.
    Mit einem Kamelhaar-Grundierpinsel Nummer 12 malt sie e i nen perfekten blauen Himmel über die Bäume an einem perfe k ten zerklüfteten Gebirge am perfekten Horizont. Mit einem Ma r derhaarpinsel Nummer 2 bringt sie die Reflexion des Sonne n lichts auf jede einzelne perfekte Welle. Perfekte Kurven und G e raden und exakte Winkel, also scheiß auf Angel Delaporte.
    Nur um das festzuhalten: Auf dem Papier ist das Wetter so, wie Misty es voraussagt. Perfekt.
    Nur um das festzuhalten: Detective Stilton sagt: »Wie kommen Sie darauf, dass Ihr Schwiegervater seinen Tod vorgetäuscht h a ben könnte?«
    Misty sagt, das sei nur ein Scherz gewesen. Natürlich sei Harrow Wilmot tot.
    Mit einem Eichhörnchenpinsel Nummer 4 tupft sie Schatten in den Wald. Etliche Tage hat sie hier oben in ihrem Zimmer ve r geudet, und nichts von dem, was sie gemalt hat, ist auch nur halb so gut wie die Skizze eines Sessels, die sie hingeworfen hat, als sie sich in die Hose machte. Draußen auf der Landspitze. Von einer Halluz i nation bedroht. Mit geschlossenen Augen. Mit einer L e bensmittelvergiftung.
    Diese eine Skizze hat sie für lausige fünfzig Dollar ve r kauft.
    Detective Stilton fragt am Telefon: »Sind Sie noch da?«
    Misty sagt: »Definieren Sie da.«
    Sie sagt: »Gehen Sie nur. Besuchen Sie Peter.« Mit einem N y lonpinsel Nummer 2 setzt sie perfekte Blumen in eine perfekte Wiese. Wo Tabbi ist, weiß sie nicht. Falls man Misty jetzt bei der Arbeit erwartet, ist es ihr egal. Sicher ist nur eins: Das hier ist A r beit. Sie hat keine Kopfschmerzen. Die Hände zittern nicht.
    »Das Problem ist nur«, sagt Stilton, »die vom Hospital wollen, dass Sie anwesend sind, wenn ich Ihren Mann b e suche.«
    Und Misty sagt, sie kann nicht. Sie muss malen. Sie muss sich um ihre dreizehnjährige Tochter kümmern. Sie hat seit zwei W o chen Migräne. Mit einem Marderhaarpinsel Nummer 4 wischt sie einen grauweißen Streifen über die Wiese. Malt einen Weg ins Gras. Hebt eine Grube aus. Legt ein Fundament.
    Mit dem Pinsel fällt sie Bäume auf dem Papier und schleppt sie weg. Mit brauner Farbe reißt sie ein Loch in den Wiese n hang. Misty die Landschaftsarchitektin. Der Pinsel pflügt das Gras u n ter. Die Blumen sind weg. Weiße Steinmauern wachsen aus der Grube. In den Mauern tun sich Fenster auf. Ein Turm steigt e m por. Eine Kuppel schwillt überm Zentrum des Gebäudes. Tre p pen schwingen sich von den Türen hinab. Ein Gelä n der umläuft die Terrasse. Ein zweiter Turm schießt hoch. Ein weiterer Fl ü gel schiebt sich über die Wiese und drängt die Bäume z u rück.
    Das ist Xanadu. San Simeon. Biltmore. Mar a Lago. So etwas bauen sich reiche Leute, die Geborgenheit und Einsamkeit s u chen. Häuser, von denen Menschen sich einbi l den, sie könnten sie glücklich machen. Dieses neue Ba u werk ist bloß die nackte Seele eines Reichen. Der Altern a tivhimmel für Leute, die zu reich sind, um in den richtigen zu kommen.
    Du kannst alles malen, weil das Einzige, was du jemals darste l len wirst, immer du selbst bist.
    Und im Telefon sagt eine Stimme: »Sagen wir, morgen fün f zehn Uhr, Mrs. Wilmot?«
    Statuen erscheinen

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