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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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durchsichtigem Heftpfla s ter geflickt, damit die Füllung nicht herausquoll. Das gepolsterte Armaturenbrett war von allzu viel Sonne ganz rissig. Chromlei s ten und Sto ß stangen waren von der salzhaltigen Luft rostfleckig. Der Lack stumpf unter einer dünnen weißen Oxi d schicht.
    Harrow hatte dichtes weißes Haar, das schwungvoll von der Stirn nach hinten gekämmt war. Die Augen waren blau oder grau. Die Zähne eher gelb als weiß. Kinn und Nase scharf g e schnitten. Alles andere hager und blass. Farblos. Man konnte seinen Atem riechen. Ein altes Inselhaus, dessen Inneres verrott e te.
    »Das Auto ist zehn Jahre alt«, sagte er. »Uralt für ein A u to hier an der Küste.« Er fuhr sie zur Anlegestelle der Fä h re, und als sie dort warteten, sahen sie über das Wasser zu der dunkelgr ü nen Insel hinüber. Es war Sommer, Peter und Misty hatten Semeste r ferien, sie suchten nach einem Job, träumten vom Leben in der Stadt, irgendeiner Stadt. Sie hatten überlegt, ob sie au s steigen und nach New York oder Los Angeles ziehen sollten. Während sie auf die Fä h re warteten, sprachen sie davon, dass sie auch in Chicago oder Seattle Kunst studieren könnten. I r gendwo, wo sie eine Karriere beginnen könnten. Misty erinnert sich, dass sie die Autotür dre i mal zuschlagen musste, bis sie zublieb.
    Es war das Auto, in dem Peter versucht hatte, sich umzubri n gen.
    Das Auto, in dem du versucht hast, dich umzubringen. In dem du diese Schlaftabletten genommen hast.
    Das Auto, das sie jetzt fuhr.
    An der Seite des Autos steht jetzt in knallgelben Buchstaben: »Bonner & Mills - Wenn Sie nie mehr von vorn anfangen wo l len.«
    Was man nicht versteht, kann man deuten, wie man will.
    Auf der Fähre an diesem ersten Tag blieb Misty im Auto, wä h rend Harrow und Peter draußen an der Reling sta n den.
    Harrow trat nah an Peter heran und sagte: »Bist du dir sicher, dass sie die Richtige ist?«
    Trat nah an dich heran. Vater und Sohn.
    Und Peter sagte: »Ich habe ihre Bilder gesehen. Sie ist gara n tiert die Richtige . ..«
    Harrow zog die Augenbrauen hoch, sein Corrugator le g te die Stirnhaut in lange Falten. Er sagte: »Du weißt, was das bede u tet.«
    Und Peter lächelte, aber nur mit seinem Levator labii, seinem Zähnefletschmuskel, und sagte: »Ja, sicher. Ich bin ein verdam m ter Glückspilz.«
    Und sein Vater nickte. Er sagte: »Das bedeutet, dass wir en d lich das Hotel umbauen können.«
    Mistys Hippiemutter, die hatte immer gesagt, die Am e rikaner träumen davon, so reich zu sein, dass sie allen a n deren aus dem Weg gehen können. Denk an Howard Hughes in seinem Pen t house. William Randolph Hearst in San Simeon. Denk an Biltm o re. Alle diese luxuriösen Landhäuser, die den Reichen zum Rückzug dienen. Die selbst gemachten Paradiese, in die wir uns zurückziehen. Wenn das zusammenbricht, und das tut es i m mer, kehrt der Träumer in die Welt zurück.
    »Kratz an irgendeinem Vermögen«, hat Mistys Mutter immer gesagt, »und du stößt nur ein oder zwei Generati o nen früher auf Blut.« Solche Reden sollten ihr Wohnwagenleben aufwe r ten.
    Kinderarbeit in Bergwerken oder Fabriken, sagte sie. Sklav e rei. Drogen. Börsenbetrug. Zerstörung der Natur durch Kah l schlag, Umweltverschmutzung, Ausbeutung von Ressourcen. Monop o le. Krankheiten. Krieg. Jedes Vermögen kommt von etwas Une r fre u lichem.
    Trotz ihrer Mutter glaubte Misty, ihre ganze Zukunft vor sich zu haben.
    Misty parkt vor der Komaklinik, bleibt noch kurz sitzen und sieht zu der dritten Fensterreihe hinauf. Peters Fen s ter.
    Dein Fenster.
    Neuerdings klammert Misty sich an alles, woran sie vorübe r geht: Fensterrahmen, Ladentheken, Tische, Stuhlle h nen. Um sich abz u stützen. Misty kann kaum noch den Kopf aufrecht halten. Wenn sie ihr Zimmer verlässt, muss sie eine Sonnenbri l le tragen, weil das Licht ihr wehtut. Ihre Kleider hängen lose und bauschen sich, als wäre d a runter gar nichts. Ihre Haare... in der Bürste sind mehr davon als auf ihrer Kopfhaut. Ihren Gü r tel kann sie sich doppelt um die entstandene Taille schlingen.
    Dünn wie eine in einer spanischen Seifenoper.
    Ihre Augen eingesunken und blutunterlaufen im Rüc k spiegel. Misty könnte Paganinis Leiche sein.
    Bevor sie aus dem Wagen steigt, nimmt sie noch eine grüne A l genpille, spült sie mit einer Dose Bier runter und bekommt prompt stechende Kopfschmerzen.
    Gleich hinter der Glastür wartet Detective Stilton und sieht sie über den Parkplatz kommen. An allen Autos muss

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