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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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sie sich a b stützen.
    Als Misty die Eingangsstufen heraufkommt, zieht sie sich mit e i ner Hand am Geländer hoch.
    Detective Stilton hält ihr die Tür auf und sagt: »Sie sehen nicht sehr gesund aus.«
    Das sind die Kopfschmerzen, erklärt Misty. Die könnten von i h ren Farben kommen. Kadmiumrot. Titanweiß. Ölfarben entha l ten nicht selten Blei, Kupfer oder Eisenoxid. Und da ist es nicht gerade hilfreich, dass die meisten Künstler ihre Pinsel zwischen den Lippen drehen, um sie spitz zu machen. Auf der Kunstak a demie werden Vincent van Gogh und Toulouse-Lautrec immer als warnende Beispiele hingestellt. Alle diese Maler, die wah n sinnig wu r den und so schwere Nervenschäden erlitten, dass sie sich den Pinsel an der abgestorbenen Hand festbinden mus s ten. Toxische Fa r ben, Absinth, Syphilis.
    Schwache Handgelenke und Knöchel: sicheres Anzeichen für e i ne Bleivergiftung.
    Alles ist ein Selbstporträt. Auch dein obduziertes Gehirn. Dein Urin.
    Gift, Drogen, Krankheit. Inspiration.
    Alles ist ein Tagebuch.
    Nur um das festzuhalten, Detective Stilton notiert sich das a l les. Dokumentiert alles, was sie da so undeutlich aufzählt.
    Misty muss die Klappe halten, sonst reißt der Staat noch das Sorgerecht für Tabbi an sich.
    Sie gehen zu der Frau am Empfang und melden sich an. Sie tr a gen sich in die Besucherliste ein und erhalten Pla s tikschildchen , die sie sich an die Jacke heften müssen. Misty trägt eine von P e ters Lieblingsbroschen, ein mit ge l bem Strass besetztes Rad, die Perlen alle angeschlagen und trüb. Das Blattsilber an vielen Ste l len abg e schuppt, sodass die Glassteine nicht mehr funkeln. Wie Scherben einer Flasche auf der Straße.
    Misty befestigt das Namensschildchen neben der Br o sche.
    Und der Polizist sagt: »Das sieht alt aus.«
    Und Misty sagt: »Das hat mir mein Mann geschenkt, als wir uns kennen gelernt haben.«
    Während sie auf den Lift warten, sagt Detective Stilton: »Ich brauche einen Beweis, dass Ihr Mann in den vergangenen achtundvierzig Stunden hier im Haus war.« Er wendet den Blick von der blinkenden Anzeige des Au f zugs zu ihr und sagt: »Und Sie sollten mir ebenfalls sagen, wo Sie in dieser Zeit gewesen sind.«
    Der Lift öffnet sich, und sie treten ein. Die Tür geht zu. Misty drückt auf den Knopf für die dritte Etage.
    Beide starren die Lifttür an, und Stilton sagt: »Ich habe einen Haftbefehl für ihn.« Er klopft auf sein Sportsakko, dicht über der Innentasche.
    Der Lift hält an. Die Tür schiebt sich auf. Sie treten hi n aus.
    Detective Stilton schlägt sein Notizbuch auf, liest etwas und sagt: »Kennen Sie die Leute im Western Bayshore Drive 346?«
    Misty geht ihm durch den Korridor voran und sagt: »Sollte ich?«
    »Ihr Mann hat dort voriges Jahr einige Umbauarbeiten durc h geführt«, sagt er.
    Das verschwundene Wäschezimmer.
    »Und was ist mit den Leuten in der Northern Pine Road 7856?«, sagt er.
    Der verschwundene Wäscheschrank.
    Und Misty sagt, ja, genau. Ja, sie hat gesehen, was Peter da a n gerichtet hat, aber: nein, die Leute kennt sie nicht.
    Detective Stilton klappt sein Notizbuch zu und sagt: »Beide Häuser sind letzte Nacht niedergebrannt. Vor fünf Tagen ist noch ein Haus abgebrannt. Und davor wurde ein weiteres Haus zerstört, das Ihr Mann umgebaut hat.«
    In allen Fällen liegt Brandstiftung vor, sagt er. Jedes Haus, in dem Peter seine Hasstiraden eingemauert hat, geht in Flammen auf. Gestern ist bei der Polizei ein Schreiben eingetroffen, in dem eine Gruppe die Veran t wortung dafür übernimmt. Nennt sich Ozeanbündnis für Freiheit. Kurz OFF. Sie verlangen den sofort i gen Stopp aller Entwicklungsmaßnahmen an der Küste.
    Stilton folgt ihr durch den langen Linoleumkorridor und sagt: »Die Kämpfer für die Vorherrschaft der Weißen und die Grüne Partei haben eine lange gemeinsame Geschic h te.« Er sagt: »Ob man die Natur schützen oder die Rei n heit der Rasse bewahren will, das ist kein so großer Unte r schied.«
    Sie kommen zu Peters Zimmer, und Stilton sagt: »Wenn Ihr Mann nicht beweisen kann, dass er in jeder Nacht, in der es g e brannt hat, hier gewesen ist, muss ich ihn verhaften.« Und er klopft auf den Haftbefehl in seiner Tasche.
    Der Vorhang um Peters Bett ist zugezogen. Drinnen hört man das Pumpen des Beatmungsgeräts. Man hört das le i se Piepen des Herzmonitors. Man hört was Mozartähnliches aus seinen Kop f hörern rieseln.
    Misty wirft den Bettvorhang zurück.
    Eine Enthüllung. Eine

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