Das Letzte Protokoll
sieht zu Detective Stilton hinüber und schreit: »Schleichst du dich nachts hier raus, um Häuser in Brand zu stecken?«
Misty schreit: »Bist du einer vom OFF?«
Ozeanbündnis für Freiheit.
Stilton verschränkt die Arme, senkt das Kinn auf die Brust und beobachtet sie unterm oberen Lidrand hervor. Die Orbi cularis-oris-Muskeln um seinen Mund pressen die Lippen zu einem dünnen geraden Strich zusammen. Der Frontalis-Muskel hebt seine Augenbrauen, sodass seine Stirn sich von Schläfe zu Schl ä fe in drei Falten legt. Fa l ten, die vorher nicht da waren.
Misty kneift Peter mit einer Hand in eine Brustwarze und zieht sie hoch, streckt sie zu einer länglichen Spitze.
Mit der anderen Hand sticht sie die Nadel hindurch. Und zieht sie wieder heraus.
Der Herzmonitor piept regelmäßig weiter, keinen Schlag schneller oder langsamer.
Misty sagt: »Peter, Darling? Kriegst du das mit?« Und wieder sticht sie die Nadel da hindurch.
Damit du jedes Mal frischen Schmerz empfinden kannst. Die Stanislawski-Methode.
Nur damit du's weißt, du hast da so viel Narbengewebe - man könnte ebenso gut eine Nadel in einen Traktorreifen stechen. Die Haut um die Brustwarze dehnt sich ewig, bis die Nadel an der anderen Seite herauskommt.
Misty schreit: »Warum hast du dich umgebracht?«
Peters Pupillen starren an die Decke, die eine weit offen, die andere winzig wie ein Nadelstich.
Dann schlingen sich von hinten zwei Arme um sie. Detective Stilton. Er zieht sie weg. Sie schreit: »Warum hast du mich auf diese Scheißinsel geholt?«
Stilton zieht sie weg, bis die Nadel in ihrer Hand, lan g sam, zäh und langsam aus der Brustwarze kommt. Sie schreit: »W a rum zum Teufel hast du mich geschwängert?«
28. Juli
Neumond
Mistys erste Packung Antibabypillen wurde von Peter manip u liert. Er tauschte die Pillen gegen kleine Zimtbo n bons aus. Die nächste Packung hat er einfach ins Klo g e spült.
Hast du ins Klo gespült. Aus Versehen, hast du gesagt.
Danach wollte der studentische Gesundheitsdienst ihr kein E r satzrezept ausstellen. Stattdessen ließ man ihr ein Diaphra g ma anpassen, und eine Woche später entdeckte Misty darin ein wi n ziges Loch, genau in der Mitte. Als sie es ans Fenster hielt, um es Peter zu zeigen, sagte er: »Die Dinger halten auch nicht ewig.«
Misty sagte, das sei aber noch ganz neu.
»Die verschleißen schnell«, sagte er.
Misty sagte, sein Penis sei nicht so riesig, dass er bis an ihren Gebärmutterhals reiche und ein Loch in ihr Di a phragma stoßen kö n ne.
Dein Penis ist nicht so riesig.
Danach ging Misty dauernd der Spermizid-Schaum aus. Das kostete sie ein Vermögen. Kaum hatte sie eine Dose einmal b e nutzt, war sie auch schon leer. Nach einigen Dosen kam sie e i nes Tages aus dem Bad und fragte Peter, ob er an ihrem Schaum herumm a che?
Peter saß vor einer spanischen Seifenoper, in der die Frauen alle so schmale Taillen hatten, dass sie wie ausgewrungene nasse Lappen aussahen. Sie schleppten Riesenbrüste unter Spaghett i trägern mit sich herum. Ihre Augen waren mit Glitzer-Make-up zugekleistert. Und das sollten Ärztinnen und Anwä l tinnen sein.
Peter sagte: »Hier«, und griff sich mit beiden Händen an den Nacken. Er zog etwas aus dem Kragen seines schwa r zen TShirts und hielt es ihr hin. Eine schimmernde Hal s kette aus rosa Strass, in eiskaltem Rosa bezogene Schnüre, rosa blitzend und funkelnd. Und er sagte: »Willst du die?«
Und Misty war so sprachlos wie seine dummen spanischen Gänse. Sie war nur noch fähig, die Hand auszustr e cken und die Kette zu nehmen, und hielt sie dann an beiden Enden. Im Bad e zimme r spiegel lag sie glitzernd auf ihrer Haut. Während sie die Kette befühlte und im Spiegel betrachtete, hörte sie aus dem N e benzimmer das G e schwafel der Spanier.
Misty brüllte: »Fass bloß nicht mehr meinen Schaum an. Okay?« Aber Misty hörte nur Spanisch.
Ihre nächste Periode kam natürlich nicht. Nach zwei T a gen gab Peter ihr eine Schachtel Schwangerschaftstes t streifen. Die Sorte, auf die man pinkeln muss. Zeigen an, ob man ein Kind kriegt, ja oder nein. Die Streifen waren nicht weiter verpackt. Und alle r o chen nach Pisse. Und zeigten bereits »nein«: nicht schwanger.
Dann sah Misty, dass die Schachtel unten geöffnet und wieder zugeklebt worden war. Zu Peter, der draußen vor der Badezi m mertür wartete, sagte sie: »Hast du die heute gekauft?«
Peter sagte: »Was?«
Misty hörte nur Spanisch.
Beim Vögeln hielt Peter die Augen geschlossen,
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