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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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einen Sinn herauszufiltern versucht. Jetzt hat Misty ein schlechtes G e wissen deswegen, doch als Raymon aus der Küche kam, e i nen Arm um sie schlang und ihr aufhalf, da hatte sie ihn gefragt: »Hast du mir ein Bein gestellt?«
    Er wischte ihr den Waldorfsalat, die Apfelstückchen und Wa l nussbröckchen, aus den Haaren und sagte: » Como ?«
    Was man nicht versteht, kann man deuten, wie man will.
    Die Küchentür stand offen, der Fußboden war sauber und tr o cken.
    Misty sagte: »Wie bin ich hingefallen?«
    Und Raymon sagte achselzuckend: »Auf deinen culo.«
    Das ganze Küchenpersonal stand da und lachte.
    Jetzt, oben auf ihrem Zimmer, ihr Bein in eine schwere weiße pinata gehüllt, fassen Grace und Dr. Touchet sie unter den A r men und helfen ihr zum Bett hinüber. Tabbi nimmt die grünen A l genpillen aus Mistys Handtasche und legt sie auf den Nach t tisch. Grace stöpselt das Telefon aus, wickelt die Schnur auf und sagt: »Du brauchst jetzt Ruhe.« Grace sagt: »Dir fehlt nichts, was mit ein wenig Kunsttherapie nicht zu heilen wäre«, und packt die Ei n kaufstüten aus, legt Stapel von Farbtuben und Pinseln auf die Fr i sierkommode.
    Der Arzt nimmt eine Spritze aus seiner Aktentasche. Wischt Mistys Arm mit kaltem Alkohol ab. Besser ihr Arm als ihre Brustwarze.
    Kriegst du das mit?
    Der Arzt zieht die Spritze auf und sticht ihr die Nadel in den Arm. Dann gibt er ihr einen Wattebausch, den sie auf die Ei n stichstelle drücken soll. »Damit Sie besser schlafen können«, sagt er.
    Tabbi setzt sich auf die Bettkante und sagt: »Tut es weh?«
    Nein, kein bisschen. Ihr Bein fühlt sich gut an. Die Spri t ze hat mehr wehgetan.
    Der Ring an Tabbis Finger, der funkelnde grüne Chrysolith, r e flektiert das Licht vom Fenster. Der Teppich vorm Fenster stülpt sich leicht nach oben, darunter hat Misty ihre Trinkgelder ve r steckt. Ihre Rückfahrkarte nach Tecumseh Lake.
    Grace packt das Telefon in eine leere Einkaufstüte und streckt die Hand nach Tabbi aus. Sie sagt: »Komm. Wir wollen deiner Mutter etwas Ruhe gönnen.«
    Dr. Touchet steht in der offenen Tür und sagt: »Grace? Kann ich Sie mal unter vier Augen sprechen?«
    Tabbi steht vom Bett auf, und Grace beugt sich zu ihr und flü s tert ihr etwas ins Ohr. Und Tabbi nickt heftig. Sie trägt die schwere schimmernde rosa Strasskette. Die ist so massiv, dass sie an ihrem Hals bestimmt genauso bleiern zieht wie der Verband am Bein ihrer Mutter. Schrottschmuck. Ein funkelnder Müh l stein. Eine Ankerkette. Tabbi öffnet die Schließe, bringt die Kette ans Bett und sagt: »Nimm mal den Kopf hoch.«
    Sie legt Misty die Kette um den Hals und lässt den Ve r schluss zuschnappen.
    Nur um das festzuhalten: Misty ist nicht schwachsinnig. Die arme Misty Marie Kleinman hat gewusst, dass das Blut auf ihrem Höschen von Peter war. Aber jetzt, in di e sem Augenblick, ist sie sehr froh, dass sie ihr Kind nicht abgetrieben hat.
    Dein Blut.
    Warum Misty deinen Heiratsantrag angenommen hat - sie weiß es nicht. Warum tut man etwas? Schon versinkt sie schlaff in den Kissen. Ihr Atem geht immer langsamer. Die Levator-palpebrae-Muskeln haben hart zu arbeiten, um ihre Augen o f fen zu halten.
    Tabbi nimmt einen Block Zeichenpapier von der Staff e lei. Sie legt das Papier und einen Kohlestift neben ihre Mutter auf die Bettd e cke und sagt: »Falls dir was einfällt.«
    Und Misty gibt ihr einen Zeitlupenkuss auf die Stirn.
    Kette und Verband drücken Misty aufs Bett. Sie fühlt sich wie angenagelt. Ein Opfertier. Eine Anachoretin.
    Grace nimmt Tabbi bei der Hand, und die beiden folgen Dr. Touchet auf den Flur. Die Tür fällt zu. Es ist so still, dass Misty sich nicht sicher ist, ob sie richtig hört. Aber da kommt tatsäc h lich noch ein leises Klicken hinterher.
    Und Misty ruft: »Grace?« Misty ruft: »Tabbi?« In Zeitl u pe sagt sie: »Hallo? Ist da noch jemand?« Nur um das fes t zuhalten: Die haben sie eingeschlossen.

30. Juli
    Bei ihrem ersten Erwachen nach dem Unfall stellt Misty fest, dass ihr Schamhaar weg ist und ein Katheter in ihr drinsteckt und schlängelt sich an ihrem gesunden Bein entlang zu einem durchsichtigen, am Bettpfosten aufg e hängten Plastikbeutel. Der Schlauch ist mit weißem Hef t pflaster an ihrem Bein befestigt.
    Lieber geliebter Peter, niemand muss dir erklären, was das für ein Gefühl ist.
    Dr. Touchet hat sich mal wieder betätigt.
    Nur um das festzuhalten: Mit Medikamenten voll gepumpt aufwachen, die Schamhaare wegrasiert und einen Plasti k schlauch

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