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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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keuchte und stöhnte. Wenn er kam, kniff er die Augen noch fester zu und schrie: »Te amo.«
    Misty schrie durch die Badezimmertür: »Hast du auf die Di n ger gepinkelt?«
    Der Türknauf drehte sich, aber Misty hatte abgeschlo s sen. Und durch die Tür drang Peters Stimme: »Die brauchst du nicht. Du bist nicht schwanger.«
    Und Misty fragte, warum dann ihre monatliche Blutung au s bleibe.
    »Hier ist sie doch«, sagte seine Stimme. Dann erschienen Fi n ger im Spalt unter der Tür. Sie schoben etwas weiches Weißes hi n durch. »Das hast du vorhin fallen lassen«, sagte er. »Sieh es dir gut an.«
    Ihr Höschen, mit frischem Blut besprenkelt.

29. Juli
Neumond
    Nur um das festzuhalten: Das Wetter heute ist drückend und kratzig, und deine Frau schmerzt jede Bewegung.
    Dr. Touchet ist eben gegangen. Zwei Stunden lang war er mit i h rem Bein zugange, hat es mit klarem Acrylharz bestrichen und in sterile Tücher gewickelt. Ihr Bein ist vom Knöchel bis zum Schritt in Fiberglas gegossen. Das Knie, hat der Arzt g e sagt.
    Peter, deine Frau ist ein Trottel.
    Misty ist ein Trottel.
    Sie will mit einem vollen Tablett Waldorfsalat aus der Küche in den Speiseraum. Und stolpert schon im Küche n durchgang. Die Füße fliegen unter ihr weg, und Misty, das Tablett, die Teller mit Waldorfsalat, das alles landet kop f über auf Tisch acht.
    Natürlich eilen sämtliche Gäste herbei, um sie, die von oben bis unten mit Mayonnaise bekleckert ist, zu begaffen. Ihr Knie sieht gut aus, und Raymon kommt aus der Küche und hilft ihr auf die Beine. Trotzdem, das Knie ist verstaucht, sagt Dr. To u chet. Er kommt eine Stunde später, nachdem Raymon und Pa u lette ihr die Treppe hinauf in ihr Zimmer geholfen haben. Der Arzt drückt ihr einen Eisbeutel aufs Knie und lässt sie wählen, ob sie den Ve r band in Neongelb, Neonrosa oder Weiß haben will.
    Dr. Touchet hockt zu ihren Füßen; sie sitzt auf einem Stuhl, das Bein ruht auf einem Hocker. Er schiebt den Ei s beutel hin und her und sucht das Knie nach Schwellungen ab.
    Und Misty fragt, ob er Harrows Totenschein ausgestellt hat.
    Misty fragt, ob er Peter Schlaftabletten verschrieben hat.
    Der Arzt sieht sie kurz an, dann wendet er sich wieder ihrem Knie zu. Er sagt: »Wenn Sie sich nicht entspannen, werden Sie vielleicht nie wieder richtig gehen können.«
    Ihr Bein fühlt sich schon wieder ganz gut an. Und sieht gut aus. Nur um das festzuhalten: Das Knie tut überhaupt nicht weh.
    »Sie stehen unter Schock«, sagt Touchet. Er hat eine Aktent a sche mitgebracht. Keine schwarze Arzttasche, sondern eine T a sche, wie sie ein Anwalt haben könnte. Oder ein Banker. »Der Verband dient zur Prophylaxe«, sagt er. »Ohne Verband würden Sie weiter mit diesem Polizisten durch die Gegend la u fen, und Ihr Bein könnte niemals gesund werden.«
    Typisch Kleinstadt. Das ganze Wachsfigurenkabinett von W a ytansea Island spioniert ihr hinterher.
    Es klopft an die Tür, und dann treten Grace und Tabbi ins Zimmer. Tabbi sagt: »Mama, wir haben dir neue Farbe g e kauft.« Sie hält in jeder Hand eine Plastiktüte.
    Grace sagt: »Wie geht es ihr?«
    Und Dr. Touchet sagt: »Wenn sie die nächsten drei W o chen hier auf dem Zimmer bleibt, wird sie wieder.« Er fängt an, ihr Knie mit Gaze zu umwickeln, eine Schicht um die andere, dicker und i m mer dicker.
    Nur damit du's weißt, schon als Misty da auf dem Boden lag, als die Leute angelaufen kamen, um ihr aufzuhelfen, als man sie nach oben trug, schon als der Arzt ihr Knie untersuchte, fragte Misty immer wieder: »Worüber bin ich gestolpert?«
    Da ist nämlich nichts. In diesem Durchgang ist wirklich nichts, worüber man stolpern könnte.
    Immerhin dankte sie Gott, dass das während der Arbeit passiert war. Da konnte das Hotel sich unmöglich b e schweren, wenn sie jetzt nicht arbeiten konnte.
    Grace sagt: »Kannst du die Zehen bewegen?«
    Ja, das kann sie. Sie kann sie bloß nicht mit den Fingern erre i chen.
    Als Nächstes umwickelt der Arzt das Bein mit Glasfaserstre i fen.
    Tabbi kommt näher und berührt die riesige Fiberglasrö h re, in der das Bein ihrer Mutter fast zur Gänze ve r schwunden ist, und sagt: »Darf ich da meinen Namen draufschreiben?«
    »Warte noch einen Tag, bis es trocken ist«, sagt der Arzt.
    Mistys Bein in der starren Hülle wiegt etwa vierzig Kilo. Sie fühlt sich wie versteinert. In Bernstein eingeschlossen. Eine uralte Mumie. Jetzt hat sie buchstäblich einen Ble i fuß.
    Es ist schon komisch, wie der Verstand aus dem Chaos

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