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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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stören.«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen. Kimberly trat vor, reichte Arius die Hand und stellte sich selbst vor. »Ich kenne jeden in New York, der etwas von Kunst versteht«, sagte sie, »aber ich bin sicher, dass ich Sie nicht kenne.«
    »Mr Arius ist nur zu Besuch in der Stadt«, sagte Raleigh und warf ihm rasch einen fragenden Blick zu, ob das korrekt war. Arius erhob keine Einwände.
    »Stimmt das, Mr Arius?«, fragte sie. »Sind Sie neu in der Stadt?«
    »Ja.«
    »Wie lange haben Sie vor zu bleiben?«
    »Das kann ich noch nicht sagen«, erwiderte er.
    Raleigh, der nicht wollte, dass sich die Unterhaltung zu weit vom Geschäftlichen entfernte, zog rasch Beth hinzu. »Und dies ist Beth Cox, die alles über unsere Sammlung weiß, was es zu wissen gibt.«
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Beth.
    »Ebenfalls!«
    »Haben Sie zufällig eine Karte?«, fragte Kimberly und trat Beth gewissermaßen auf den Zeh. »Mein Gatte – Sam Metzger – und ich bewirten oft Gäste in unserer Stadtwohnung, und wir sind stets auf der Suche nach frischem Blut.«
    »Nein, ich habe keine … Karte«, sagte Arius.
Ein weiterer Brauch, den ich mir aneignen muss
.
    »Oh. Dann lade ich Sie besser auf der Stelle ein. Sehen Sie, wir werden morgen Abend eine kleine Zusammenkunft haben, um halb acht, für die Kampagne zur Wiederwahl des Bürgermeisters. Am Sutton Place Nummer eins. Können Sie sich das alles merken?«
    Arius lächelte. »Ja, das kann ich. Danke.«
    »Sie werden also kommen?«, fragte sie kokettierend.
    Er nickte, den Blick immer noch hinter den dunklen Gläsern verborgen.
    Beth und Raleigh wechselten einen Blick, als wollten sie sagen:
Das ist doch nicht zu fassen!
Ihr waren bereits unzählige Gerüchte über Kimberly Metzgers Privatleben zu Ohren gekommen, aber so eine unverhohlene Anmache hatte Beth noch nie erlebt. In diesem besonderen Fall konnte sie es allerdings fast verstehen. Arius war in der Tat eine ziemlich umwerfende Erscheinung. Er war etwa so groß wie Carter, doch sein Haar war so blond, dass es beinahe weiß war, und glänzte in den Deckenlampen der Galerie. Seine Haut war ebenfalls nahezu makellos, nein, korrigierte sie sich, sie war vollkommen makellos, und seine Gesichtszüge wirkten, als seien sie aus einem Block lupenreinen Marmors herausgemeißelt. Seine Augen blieben hinter den dunklen Gläsern verborgen, und sie fragte sich flüchtig, was für ein Kunstliebhaber er schon sein konnte, wenn er bei der Betrachtung von Gemälden die Brille aufbehielt? Der einzige Farbtupfer in seinem Gesicht waren die Lippen, dunkelrosa, pulsierend vor Leben und ebenso voll wie die einer Frau. Verlockend und verschlagen zugleich.
    »Der van Eyck, den Beth mir gerade gezeigt hat«, sagte Kimberly gerade zu Raleigh, »ich würde gerne …«
    »Van Dyck«, korrigierte Beth sanft.
    »Ja, natürlich«, stellte Kimberly fest. »Habe ich das nicht gesagt?«
    »Ich muss mich verhört haben«, entschuldigte Beth sich. Raleigh warf ihr einen Blick zu, der sie glatt hätte töten können.
    »Ich überlege, ihn für unser neues Haus zu kaufen, das wir gerade im Hunt Country in Virginia bauen. Er könnte gut in die Bibliothek passen, aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Es ist immer schwierig, es zu wissen«, tröstete Raleigh sie, »bis Sie ihn tatsächlich an seinem Platz hängen sehen. Warum lassen Sie uns nicht wissen, wenn Sie fertig sind, und dann bringen wir ihn hin, damit Sie es selbst sehen können?«
    »Danke, Richard«, sagte sie und küsste ihm flüchtig die Wange. »Sie sind ein Schatz. Und Sie«, sagte sie kokettierend zu Arius, »sehe ich dann morgen Abend. Nicht vergessen!«
    Als sie die Galerie verließ, wandte Arius den Kopf um. Was war es, fragte Beth sich, das ihn so … einzigartig wirken ließ? So attraktiv und zur gleichen Zeit so … bezwingend? Man wollte ihn unbedingt ansehen und zur gleichen Zeit den Blick abwenden.
    »Nun, Beth«, sagte Raleigh, »haben Sie ein paar Minuten Zeit, um Mr Arius ein paar der Werke zu zeigen, die wir oben haben? Ich denke da besonders an die Courbets und Corots.«
    Sie hätte es kommen sehen müssen. Völlig ausgeschlossen, dass Raleigh diesen neuen Fisch aus seinem Netz schlüpfen lassen würde. Aber der Gedanke, Mr Arius zu einem privaten Beratungsgespräch mit nach oben zu nehmen, schickte ihr unwillkürlich ein Kribbeln über den Rücken. Dieser Mann hatte etwas ausgesprochen Seltsames und zugleich seltsam Vertrautes an sich. Obwohl es unmöglich

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