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Das letzte Relikt

Das letzte Relikt

Titel: Das letzte Relikt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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fest, dass er eine Sonnenbrille mit bernsteinfarbenen Gläsern trug. Sein Gesicht sah aus, als sei es aus makellosem Alabaster gemeißelt.
    »Haben Sie sich verlaufen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Auch sein Akzent war seltsam. »Weil die Party dort drüben stattfindet«, sagte Ezra und deutete mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.
    »Ja«, sagte der Mann. Er lächelte, als sei ihm nachträglich etwas eingefallen, dann ging er davon. Die Luft, stellte Ezra fest, roch nach einem Kranz aus immergrünen Zweigen.
    Er hatte indes nicht weiter darüber nachgedacht, sondern sich direkt wieder dem Abschnitt gewidmet, mit dem er sich seitdem abmühte. Es handelte sich um eine wahrhaftige Auflistung der Engel selbst, eine Liste mit den alten Namen, und er kam auffallend langsam voran. Den ganzen Morgen und den größten Teil des Nachmittags hatte er darauf verwendet, die blassen Buchstaben zu analysieren und die verblichenen Worte zu entziffern. In keiner bekannten Sprache gab es wörtliche Entsprechungen, so dass er versuchte, die Begriffe grob zu übersetzen. Aber der Klang war schwer zu kopieren, die Konsonanten waren hart wie Walnüsse, und die Vokale verwischten miteinander auf eine Art, die für moderne Zungen schwer auszusprechen waren. Die Silben erforderten, oder besser schufen, eine Art fremdartige Melodie, und alles, was er tun konnte, war, sich den geheimnisvollen Namen grob anzunähern. Araquiel … Semjaza … Gadreel … Penemue … Tamuel … Baraqel … Ereus …
    Vielleicht lag es daran, dass er von seiner Arbeit so in Anspruch genommen war, dass er das Kratzen auf dem Glas hinter sich zuerst gar nicht hörte. Erst allmählich drang es in sein Bewusstsein ein, und jetzt hörte er auch, wie der Türknauf an der Terrassentür gedreht wurde. Er wirbelte auf seinem Stuhl herum und starrte zur Veranda. Die Türen waren geschlossen, die bodenlangen Vorhänge zugezogen, doch irgendetwas rührte sich dort draußen auf der Veranda, das wusste er.
    Er warf ein leichtes Stück Stoff über seine Arbeit auf dem Zeichentisch und schlich verstohlen zur Tür.
    Das kratzende Geräusch erstarb, doch plötzlich hämmerte jemand gegen das Glas.
    Mit einem Finger teilte er die Vorhänge, und ein Auge, ein wildes, grünes Auge presste sich von der anderen Seite gegen das Glas und starrte ihn an.
    »Lass mich herein, Ezra«, hörte er. »Ich muss den Innenarchitekten herumführen.«
    Wie bitte? Kimberly stand dort draußen in der Kälte, bekleidet, wie er jetzt sah, nur mit einem rosa Satinbademantel. Und sie war allein.
    »Mach auf! Wir frieren hier draußen!«
    Auf dieser Seite erstreckte sich die Veranda über das gesamte Apartment, vom Hauptschlafzimmer bis zu seinen eigenen Räumen, aber er hätte nie gedacht, dass Kimberly jemals bis hierher kommen würde. Er zog den Vorhang zurück und fummelte am Türgriff der Terrassentür herum. Sie wurden so selten benutzt, dass der Griff klemmte und sich nur schwer öffnen ließ. Als die Tür endlich aufging, schlüpfte Kimberly rasch hindurch. Ihr Haar war lose und zerzaust, die Füße nackt.
    »Warum musst du diese Zimmer immer verschlossen halten wie ein Gefängnis?«, beschwerte sie sich, und Ezra wusste nicht, was er sagen sollte. Genauso wenig wusste er, was er davon halten sollte. Sie sah sich im Zimmer um, sah die Klarsichthüllen an den Wänden, in denen die zusammengefügte Schriftrolle steckte, auf den Arbeitsplatz, an dem noch die Neonlampe brannte, auf den Berg aus Bürsten und Plastikhandschuhen und Schablonenmessern auf der alten Spielzeugkiste. Angewidert rümpfte sie die Nase. »Du hast ja noch nicht einmal angefangen zu packen.«
    »Warum sollte ich?«, fragte Ezra.
    »Damit wir anfangen können, das Kinderzimmer einzurichten«, erwiderte sie, als sei er der dümmste Mensch auf der Welt.
    Sie phantasierte eindeutig. Seit der Party für den Bürgermeister war sie krank. Laut Gertrude hatte sie sich heimlich von der Party davongemacht und war in ihrem Zimmer zusammengebrochen. Seitdem war sie weder zu den Mahlzeiten noch aus einem anderen Grund herausgekommen. Gertrude hatte ihr Hühnerbrühe und Medikamente gebracht, aber offensichtlich hatte sich ihr Zustand noch verschlechtert. Sein Vater war, wie nicht anders zu erwarten, nicht in der Stadt, sondern geschäftlich in Dallas.
    »Erinnerst du dich nicht«, sagte er, »dass ich hier wohnen bleiben muss, wo ich unter Beobachtung stehe?«
    »Wovon redest du da?«
    »Von der Anweisung des Gerichts«, erwiderte

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