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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf der Kommode. Aufgeschlagen sind das sechste und siebte Kapitel des Predigers Salomo, die Seiten sind mit Ruß bedeckt, die Fläche unter der Bibel ist sauber, was darauf hindeutet, dass sie an dieser Stelle lag, als das Feuer ausbrach. Die Frage ist, ob die Bibel an derselben Stelle aufgeschlagen war, als das Opfer das Zimmer bezog, oder ob sie überhaupt zu diesem Zimmer gehört. Mein Blick schweift die Zeilen hinunter und bleibt am ersten Vers des siebten Kapitels hängen. Ein guter Ruf besser als eine gute Salbe und der Tag des Todes besser als der Tag der Geburt. Ich lese es Marino vor und erkläre ihm, dass das übergreifende Thema die Eitelkeit ist.
    »Passt irgendwie zu der schwulen Geschichte, findest du nicht?« sagt er, als draußen Aluminium klappert und Kiffin i n einem Schwall kalter Luft zurückkehrt. Marino nimmt ihr die mit Farbe bespritzte, verbogene Leiter ab und klappt sie auseinander. Er steigt hinauf und leuchtet mit der Taschenlampe auf die Ösenschrauben. »Verdammt, ich brauche eine neue Brille. Ich sehe überhaupt nichts«, sagt er, während ich die Leiter für ihn halte. »Soll ich mal schauen?«, frage ich. »Bitte.« Er kommt wieder herunter.
    Ich hole eine kleine Lupe aus meiner Tasche und steige hinauf. Er reicht mir die Taschenlampe, und ich sehe mir die Schrauben an. Ich kann keine Fasern entdecken. Wenn welche daran haften, wird es uns nicht gelingen, sie hier abzunehmen. Das Problem besteht darin, ein Beweisstück zu sichern, ohne ein anderes zu zerstören, und an den Ösenschrauben können sich drei mögliche Beweistypen befinden: Fingerabdrücke, Fasern und Spuren von Werkzeugen. Wenn wir den Ruß wegbürsten, um nach latenten Fingerabdrücken zu suchen, verlieren wir womöglich Fasern des Seils, das eventuell durch die Ösen gezogen war; wir können die Ösenschrauben auch nicht aus der Decke entfernen, weil wir dann riskieren, neue Spuren eines Werkzeugs, zum Beispiel einer Zange, zu hinterlassen. Die größte Gefahr besteht darin, versehentlich Fingerabdrücke zu vernichten. Die Umstände und Lichtverhältnisse in diesem Raum sind so schlecht, dass wir hier eigentlich überhaupt nichts tun sollten. Ich habe eine Idee. »Kannst du mir zwei Tüten geben?«, sage ich zu Marino. »Und Tesafilm?« Er reicht mir zwei kleine durchsichtige Plastiktüten. Ich schiebe eine über jede Schraube und wickle vorsichtig Klebestreifen oben herum, darauf bedacht, weder die Schrauben noch die Zimmerdecke zu berühren. Ich steige von der Leiter, und Marino öffnet seinen Werkzeugkasten. »Ich tu's nicht gern«, sagt er zu Kiffin, die vor der Tür steht, die Hände tief in den Jackentaschen, um sich warm zu halten. »Aber ich muss ein Stück der Decke raussägen.«
    »Als ob das jetzt noch was ausmachen würde«, sagt si e resigniert, oder höre ich Gleichgültigkeit heraus? »Nur zu.« Ich wundere mich noch immer, warum das Feuer nur schwelte. Es beschäftigt mich unablässig. Ich frage Kiffin, was für eine Tagesdecke und was für Bettwäsche auf der Matratze lagen.
    »Sie war grün.« In diesem Punkt scheint sie sicher. »Die Tagesdecke war dunkelgrün, ungefähr so wie die Tür. Keine Ahnung, was mit der Bettwäsche passiert ist. Sie war weiß.«
    »Wissen Sie, was für Material es war?«, frage ich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tagesdecke aus Polyester war.«
    Polyester ist leicht entzündlich, deswegen trage ich nie synthetische Materialien, wenn ich fliege. Wenn bei der Landung etwas passiert und ein Feuer ausbricht, möchte ich nichts weniger auf der Haut tragen als Polyester. Man könnte sich genauso gut Benzin über den Körper gießen. Wenn eine Tagesdecke aus Polyester auf dem Bett lag, als das Feuer gelegt wurde, dann wäre höchstwahrscheinlich das ganze Zimmer verbrannt, und zwar rasch. »Woher haben Sie die Matratzen?« frage ich sie. Sie zögert. Sie will es nicht sagen. »Also«, ringt sie sich schließlich durch, »neue Matratzen sind furchtbar teuer. Wenn möglich nehme ich gebrauchte.«
    »Von wo?«
    »Aus dem Gefängnis in Richmond, das vor ein paar Jahren geschlossen wurde«, sagt sie. »Das in der Spring Street?«
    »Ja. Aber ich nehme keine, auf denen ich nicht selbst schlafen würde«, verteidigt sie ihre Auswahl an Schlafkomfort. »Ich nehme immer die neuesten.«
    Das könnte erklären, warum die Matratze nur schwelte und nicht richtig brannte. Matratzen in Krankenhäusern und Gefängnissen werden ausgiebig mit Brandhemmern behandelt. Und wer immer das Feuer

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