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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ich weiß, dass es ein komischer Name für ein Hundeweibchen ist, aber Zack hat sie so genannt. Mr. Peanut hat sich die Lunge aus dem Leib gebellt, als der Mann auftauchte. Wollte nicht zu ihm hin. Das Fell hat sich ihr im Nacken aufgestellt.«
    »Oder hat Ihr Hund vielleicht gebellt und sich aufgeregt, weil noch jemand anders in der Nähe war? Jemand, den Sie nicht gesehen haben?«, sage ich. »Kann sein.«
    Marino löst die zweite der Platten mit Ösenschraube, und die Leiter wackelt, als er herunterkommt. In seinem Werkzeugkasten kramt er nach einer Rolle dicker Alufolie und Klebeband und wickelt die Platten zu ordentlichen Paketen. Ich gehe ins Bad und leuchte es mit der Taschenlampe aus. Alles ist weiß, die Abstellfläche weist gelbe Brandflecken auf, wo Gäste eine Zigarette ablegten, um sich zu rasieren, zu schminken oder zu frisieren. Ich entdecke noch etwas, was Stanfield übersehen hat. Ein einzelner Faden Zahnseide baumelt in die Toilettenschüssel. Er hängt über dem Rand und steckt unter der Brille fest. Ich hole ihn mit der behandschuhten Hand heraus. Der Faden ist ungefähr dreißig Zentimeter lang, ein Stück davon nass vom Wasser in der Schüssel, der mittlere Teil blassrot, als hätte sich jemand die Zähne gereinigt und davon Zahnfleischbluten bekommen. Weil dieses Fundstück nicht vollständig trocken ist, lege ich es nicht in eine Plastiktüte, sondern auf ein viereckiges Stück Alufolie, das ich zu eine m Briefchen falte. Wahrscheinlich haben wir DNS. Die Frage ist, wessen DNS?
    Um halb zwei kehren Marino und ich zu seinem Wagen zurück, und Mr. Peanut kommt aus dem Haus gestürzt, als Kiffin die Tür aufreißt, um wieder reinzugehen. Der Hund jagt uns bellend nach, als wir losfahren. Im Seitenspiegel sehe ich, wie Kiffin ihren Hund anschreit. »Komm sofort her!« Sie klatscht ärgerlich in die Hände. »Komm her!«
    »Hat hier ein Arschloch beim Foltern 'ne Pause eingelegt für 'ne Zahnreinigung?«, fragt Marino. »Was ist das hier eigentlich? Wahrscheinlicher ist wohl, dass der Faden seit letztem Weihnachten im Klo hängt.«
    Mr. Peanut ist jetzt neben meiner Tür, der Wagen holpert über den nicht befestigten Weg, der zur Route 5 führt. »Komm sofort her!«, schreit Kiffin und geht in die Hände klatschend die Treppe hinunter. »Verdammter Hund«, beschwert sich Marino. »Halt an!« Ich habe Angst, dass wir das arme Tier überfahren. Marino tritt auf die Bremse, und der Wagen kommt zum Stehen. Mr. Peanut springt bellend an meiner Tür hoch, ihr Kopf taucht in meinem Fenster auf und verschwindet wieder. »Was ist nur los?« wundere ich mich. Der Hund interessierte sich kaum für uns, als wir vor ein paar Stunden hier eintrafen. »Komm zurück!« Kiffin hastet auf uns zu. Hinter ihr steht ein Kind in der Tür, nicht der kleine Junge, den wir zuvor sahen, sondern jemand, der so groß ist wie Kiffin.
    Ich steige aus, und Mr. Peanut wedelt mit dem Schwanz. Sie schnüffelt an meiner Hand. Die arme elende Kreatur ist schmutzig und stinkt. Ich nehme sie am Halsband und ziehe sie in Richtung ihrer Familie, aber sie will nicht weg vom Wagen. »Komm schon«, sage ich zu ihr. »Geh nach Hause, bevor du überfahren wirst.« Kiffin marschiert zu uns, fuchsteufelswild. Sie schlägt dem Hund hart auf den Kopf. Mr. Peanut blökt wie ein verwundetes Lamm, zieht den Schwanz ein und duckt sich. »Du wirst noch lernen zu folgen, verstanden?« Kiffin droht de m Hund wütend mit dem Finger. »Geh ins Haus!« Mr. Peanut versteckt sich hinter mir. »Los!«
    Der Hund setzt sich hinter mir auf den Boden, drückt den zitternden Körper gegen meine Beine. Die Person in der Tür ist verschwunden, dafür steht Zack jetzt dort. Er trägt Jeans und ein Sweatshirt, beides viel zu groß für ihn. »Komm her, Peanut!«, ruft er und schnalzt mit den Fingern. Er klingt so ängstlich wie der Hund.
    »Zack! Ich will dir nicht noch mal sagen müssen, dass du im Haus bleiben sollst!«, schreit ihm seine Mutter zu. Grausamkeit. Wenn wir weg sind, wird sie den Hund schlagen. Vielleicht auch das Kind. Bev Kiffin ist eine frustrierte Frau, die die Kontrolle über sich verloren hat. Das Leben hat ihr das Gefühl gegeben, machtlos zu sein, und in ihr brodeln Schmerz und Wut, Empörung über so viel Ungerechtigkeit. Vielleicht ist sie auch einfach nur böse, und der arme Hund läuft uns nach, weil wir ihn mitnehmen und retten sollen. Der Gedanke lässt mich nicht mehr los. »Mrs. Kiffin«, sage ich zu ihr in dem ruhigen Tonfall der

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