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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Profil zu erstellen und dann an unsere Projektion zu glauben. Er hat Seiten, die uns vollkommen entgangen sind, und obwohl er eingesperrt ist, ist er es auch wieder nicht.« Marino holt seine Zigaretten heraus.
    »Begreifst du, was ich sagen will?«, fahre ich fort. »In unserer Arroganz haben wir festgelegt, wie er ist. Wir haben das Ganze wissenschaftlich begründet und das, was wir am Ende hatten, war in Wahrheit nichts weiter als eine Annahme. Eine Karikatur. Er ist kein Werwolf. Er ist ein Mensch, und gleichgültig, wie böse er ist, er hat viele Facetten, die wir erst jetzt entdecken. Auf dem Video ist das ganz offensichtlich. Warum sind wir nur so schwer von Begriff? Ich will nicht, dass Vander allein in dem Motel ist.«
    »Gute Idee.« Marino greift nach dem Telefon. »Ich werde ihn ins Motel begleiten, und du kannst mit meinem Pickup nach Richmond zurückfahren.«
    »Da stand jemand in der Tür«, sage ich. »Hast du ihn gesehen? Er war groß.«
    »Ich habe niemand gesehen. Nur das kleine Kind, wie heißt er gleich? Zack. Und den Hund.«
    »Ich habe noch jemanden gesehen«, beharre ich. »Ich werde es überprüfen. Hast du Vanders Nummer?« Ich gebe sie ihm, und er ruft an. Vander ist bereits unterwegs, und seine Frau gibt Marino eine Handy-Nummer. Ich schaue aus dem Fenster auf bewaldete Grundstücke, die großen Kolonialhäuser weit von der Straße zurückgesetzt. Eleganter Christbaumschmuck schimmert durch die Bäume.
    »Ja, da draußen ist was verdammt merkwürdig«, sagt Marin o zu Vander am Telefon. »Deswegen wird meine Wenigkeit Ihren Leibwächter spielen.« Er beendet den Anruf, und eine Weile schweigen wir. Der gestrige Abend geht mir immer noch nicht aus dem Kopf. »Seit wann weißt du es?«, frage ich Marino schließlich noch einmal, weil ich nicht zufrieden bin mit der Antwort, die er mir auf Annas Einfahrt letzte Nacht gegeben hat. »Wann genau hat Righter dir gesagt, dass er eine Jury einsetzen will und aus welchem Grund?«
    »Du warst noch nicht mal mit ihrer verdammten Autopsie fertig.« Marino zündet sich eine Zigarette an. »Bray lag noch auf deinem Tisch, um genau zu sein. Righter ruft mich an und sagt, er will nicht, dass du die Autopsie machst, und ich sage: >Und was soll ich jetzt tun? Soll ich ins Leichenschauhaus gehen und ihr befehlen, das Skalpell fallen zu lassen und die Hände zu heben?< Der verdammte Idiot.« Marino bläst Rauch aus, und die Angst in meinem Kopf nimmt eine schreckliche Gestalt an. »Deswegen hat er auch nicht um Erlaubnis gefragt, als er kam, um in deinem Haus herumzuschnüffeln«, fügt Marino hinzu. Das hatte ich mir bereits gedacht.
    »Er wollte wissen, ob die Polizei etwas gefunden hat.« Er hält inne, um Asche abzustreifen. »Einen Maurerhammer zum Beispiel. Insbesondere einen Maurerhammer mit Brays Blut darauf.«
    »Auf dem Hammer, mit dem er auf mich losging, kann gut und gern ihr Blut sein«, sage ich ruhig und gelassen, während sich die Angst in mir breit macht.
    »Das Problem ist nur, dass dieser Hammer in deinem Haus gefunden wurde«, erinnert mich Marino.
    »Natürlich. Er hat ihn ja mitgebracht, um mich damit zu erschlagen.«
    »Und ja, ihr Blut ist drauf«, fährt Marino fort. »Sie haben die DNS schon überprüft. Hab noch nie erlebt, dass die Labors so schnell arbeiten wie in diesem Fall, und du kannst dir denken , warum. Der Gouverneur lässt sich auf dem Laufenden halten -für den Fall, dass seine Chefpathologin sich als wahnsinnige Mörderin entpuppt.« Er zieht an seiner Zigarette und blickt zu mir. »Und noch etwas, Doc. Ich weiß nicht, ob Berger es erwähnt hat. Aber der Maurerhammer, den du in dem Werkze ugladen gekauft hast, wir haben ihn nicht gefunden.«
    »Was?« Ich kann es zuerst nicht glauben, dann werde ich wütend. »Es war nur der Hammer mit Brays Blut dran in deinem Haus. Ein Maurerhammer. Gefunden in deinem Haus. Mit Brays Blut dran«, stellt er widerwillig noch einmal klar.
    »Du weißt, warum ich den Hammer gekauft habe«, erwidere ich, als wollte ich seine letzte Aussage bekräftigen. »Ich wollte wissen, ob ihre Verletzungen von so einem Werkzeug stammen könnten. Und er war hundertprozentig in meinem Haus. Wenn ihr ihn nicht gefunden habt, dann habt ihr ihn entweder übersehen oder jemand hat ihn an sich genommen.«
    »Weißt du noch, wo du ihn zuletzt gesehen hast?«
    »Ich habe in der Küche damit auf Hühnerbrüste eingeschlagen, und ich wollte wissen, welches Muster der spiralförmige Griff hinterlässt.«
    »Ja,

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