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Das letzte Revier

Das letzte Revier

Titel: Das letzte Revier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nervös meine Kaffeetasse im Kreis auf dem Tisch. Tief in meinem Ellbogen pocht es langsam, während wir essen. Worin immer meine Probleme bestehen, ich will nicht darüber reden, als ob sie zum Leben erwachen könnten, wenn ich sie ausspräche - als führten sie nicht längst schon ein Eigenleben. Anna drängt mich nicht. Wir schweigen. Silber stößt gegen Teller, und der Schnee fällt dichter, überzieht Büsche und Bäume, hängt wie Nebel über dem Fluss. Ich gehe in mein Zimmer zurück und nehme ein langes, heißes Bad, den Gips auf dem Wannenrand aufgestützt. Ich ziehe mich unter Mühen an, und mir wird klar, dass ich mit einer Hand meine Schnürsenkel nie werde binden können. Es klingelt. Kurz darauf klopft Anna an meine Tür und fragt, ob ich angezogen bin.
    Dunkle Gedanken dräuen wie ein Sturm. Ich erwarte niemanden. »Wer ist da?«, rufe ich. »Buford Righter«, sagt sie.

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    Hinter seinem Rücken hat der Oberstaatsanwalt von Richmond viele Spitznamen: Easy Righter (schwacher Typ), Righter Wrong (wischiwaschi), Fighter Righter (alles andere als ein Kämpfer), Booford (Schiss vor seinem eigenen Schatten). Immer proper, immer zuvorkommend, ist Righter der typische Virginia-Gentleman, zu dem man ihn im Pferdeland von Caroline County erzogen hat. Niemand mag ihn. Niemand hasst ihn. Er wird weder gefürchtet noch geachtet. Righter hat kein Feuer. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals Gefühle gezeigt hätte, gleichgültig wie grausam oder he rzerschütternd der Fall war. Und was noch schlimmer ist, er scheut die Details, die ich vor Gericht schildere, und konzentriert sich lieber auf die Gesetze statt auf die menschlichen Verheerungen infolge ihrer Übertretung. Da er einen Bogen um das Leichenschauhaus macht, ist er in Gerichtsmedizin nicht so versiert, wie er eigentlich sein sollte. Ja, er ist der einzige erfahrene Staatsanwalt, den ich kenne, dem es anscheinend nichts ausmacht, die Todesursache nicht zur Diskussion zu stellen. Mit anderen Worten, für ihn gilt, was auf dem Papier steht, und nicht die Aussage des Gerichtsmediziners. Das ist ein Unding. In meinen Augen ist es eine Vernachlässigung der beruflichen Sorgfaltspflicht. Wenn der Pathologe nicht vor Gericht auftritt, dann ist in gewissem Sinn auch die Leiche nicht anwesend, und die Geschworenen sind nicht gezwungen, sich das Opfer einer Gewalttat und seine Qualen vorzustellen. Klinische Ausdrücke aus dem Protokoll machen das Grauen nicht deutlich, und aus diesem Grund ist es für gewöhnlich die Verteidigung und nicht die Staatsanwaltschaft, die die Todesursache außer Diskussion stellen will. »Buford, wie geht es Ihnen?« Ich halte ihm die Hand hin, und er blickt auf meinen Gips und die Schlinge, runte r auf meine offenen Schnürsenkel und meine aus der Hose hängende Bluse. Er hat mich bislang nur im Hosenanzug und in einer Umgebung gesehen, die meinem beruflichen Rang entspricht, und seine Stirn legt sich in Falten, die herablassendes Mitgefühl und Verständnis zum Ausdruck bringen sollen, die Bescheidenheit und Fürsorglichkeit jener von Gott Handverlesenen, die uns geringere Geschöpfe regieren. Seinen Typ gibt es zuhauf in den guten Familien von Virginia, privilegierte und fade Menschen, die das Talent kultiviert haben, Elitismus und Arroganz als Aura schwerer Bürden zu verkaufen, als ob es so verdammt hart wäre, einer von ihnen zu sein. »Das muss ich Sie fragen«, sagt er und macht es sich in Annas schönem ovalen Wohnzimmer mit der gewölbten Decke und dem Blick auf den Fluss bequem.
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich darauf antworten soll, Buford.« Ich setze mich in einen Schaukelstuhl. »Jedes Mal, wenn mich jemand danach fragt, macht mein Gehirn einen Warmstart.« Anna muss vor kurzem das Feuer im Kamin angezündet haben und ist verschwunden, und ich habe das unangenehme Gefühl, dass ihre Abwesenheit nicht nur als höfliche Unaufdringlichkeit zu deuten ist. »Kein Wunder. Ich verstehe gar nicht, wie Sie überhaupt funktionieren können nach allem, was Sie durchgemacht haben.« Righter spricht mit einem sirupartigen Virginia-Akzent. »Tut mir Leid, dass ich einfach so hereinplatze, Kay, es ist eine unerwartete Entwicklung eingetreten. Schönes Haus.« Er schaut sich um. »Hat sie es bauen lassen oder gekauft?« Ich weiß es nicht, und es ist mir auch gleichgültig. »Sie beide stehen sich sehr nahe, nicht wahr?«, fährt er fort. Ich bin nicht sicher, ob er Smalltalk macht oder ob er auf irgendetwas Bestimmtes

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