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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Mann gerettet wurde, wie er beglückt war, daß sein Onkel überlebt hatte.
    Und obwohl er das alles geahnt hatte, hatte er Zenoria genommen und sie geliebt, hatte sie gelehrt, ihn bis zur Erschöpfung zu lieben. Jetzt würde sie es sicherlich als grausam ansehen, daß er sie überwältigt hatte, als sie am verwundbarsten gewesen war.
    Adam ballte die Fäuste. Aber ich liebe dich wirklich, Zenoria, dachte er. Ich wollte dich nie verletzen oder mich dir aufdrängen … Er drehte sich zu seinem Ersten Offizier um, der ihn etwas gefragt hatte. Sargeant war damals von Plymouth bis nach Falmouth geritten, um ihm die Nachricht von Bolithos Rettung persönlich zu überbringen.
    »Also Bird Islands, Sir?«
    »Ja. Es ist nur so eine Vermutung. Manchmal ankern dort Schiffe, um ihre Wasserfässer zu füllen. Lord Sutcliffe soll noch ein bißchen warten, vielleicht bringen wir ihm eine Prise von hier mit.« Adam sah zur Flagge im Großtopp auf. »Wir ändern gleich Kurs auf Südwest zu Süd. Dann müßten wir noch vor dem Mittag dort sein.«
    Sie grinsten einander an. Zwei junge Männer, denen die See und die Welt gehörte.
    »An Deck! Segel an Steuerbord voraus!«
    Teleskope blitzten in der Sonne und wurden scharf eingestellt. »Ein großer Schoner, Sir«, meldete Leutnant Sargeant.
    Adam hielt sein Glas ruhig, während die
Anemone
sich langsam über eine anrollende See hob.
    »Afrikafahrer aus Guinea, würde ich sagen.« Er schob sein Glas zusammen, schon gingen ihm Distanzen und Peilungen durch den Kopf. »Wahrscheinlich randvoller Sklaven. Unser neues Anti-Sklaverei-Gesetz bringt ja manchen noch mehr Geld.«
    Sargeant rief durch die zum Trichter geformten Hände: »Beide Wachen an Deck! Achterdeck klar!«
    Partridge erkannte jetzt das ferne helle Segel deutlich vor anderen kleinen Inseln. »Den finden wir nie wieder, Sir, wenn wir ihn zwischen den Dunghaufen da verschwinden lassen.«
    Adam grinste. »Wahre Worte, Mr. Partridge. Aber natürlich werden wir ihn nicht entkommen lassen.« Er wandte sich an Sargeant: »Royals setzen. Und dann bitte den Stückmeister zu mir!«
    Obwohl auch das andere Schiff mehr Segel setzte und einen Kurs vom Verfolger weg einschlug, war es kein ebenbürtiger Gegner für die
Anemone
. Innerhalb einer Stunde wurde der Schoner für jeden sichtbar, der an Deck Zeit hatte. Zwei Stunden später lag er im Feuerbereich von
Anemones
Bugkanonen. Der Stückmeister peilte über seinen schwieligen Daumen und bewegte sich flink zwischen den Männern, die den beiden langen Neunpfündern mit Spaken die richtige Erhöhung gaben. Endlich nickte er zufrieden und hob die Hand.
    Adam rief: »Feuer frei! Und so nahe, wie Sie wollen, Mr.
    Ayres!«
    Einige Männer grinsten, und Adam war davon angetan. Die Besatzung war zu einem besseren Team geworden, als er je gehofft hatte. Dabei gab es wenige Freiwillige an Bord. Die meisten waren von anderen Schiffen auf die
Anemone
abkommandiert worden, als sie in Dienst gestellt wurde. Sie hatten beim Wechsel nicht an Land gehen dürfen, um ihre Familien zu besuchen. Trotzdem waren sie zur Besatzung eines Schiffes geworden, das sich fern der Flotte selbständig bewegen konnte. Ein neues Schiff, und er sein erster Kommandant. Adam hatte sich immer eine Fregatte gewünscht, nach dem Vorbild seines Onkels. Was er von sich selber verlangte, das erwartete er auch von seinen Offizieren und Matrosen. Und diese Erwartungen hatten sich erfüllt.
    Als sie Spithead verlassen hatten, um nach Westen gegen einen zunehmenden Sturm zu kreuzen, hatten sie eine Jolle entdeckt. Zwölf Seeleute von einem Handelsschiff pullten darin, vermutlich ohne Erlaubnis, an Land, um eine Nacht in den Kneipen zu verbringen. Adam hatte seinen Dritten mit einer Preßgang an Land geschickt und die Burschen zusammentreiben lassen, ehe sie überhaupt wußten, wie ihnen geschah. Das war natürlich nicht ganz nach dem Buchstaben des Gesetzes, aber er sagte sich, sie hätten eben an Bord bleiben sollen. Zwölf erfahrene, gut ausgebildete Männer zu bekommen, war ein seltenes Glück bei dem üblichen Abschaum aus den Häfen oder den Galgenvögeln aus den Gefängnissen, mit denen die meisten Kommandanten sich zufriedengeben mußten. Adam sah jetzt einen dieser Gepreßten, der sich mit seiner Situation abgefunden hatte, neben einem jungen Mann stehen, dem die Seebeine gerade erst wuchsen. Er zeigte ihm, wie man mit Marlspieker und Tauwerk nach Seemannsart umging.
    Die Bugkanone krachte, ihr heller Rauch wehte zwischen

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