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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zenoria.« Sie senkte das Gesicht auf die Blumen, ihr Haar wehte im Wind wie eine schwarze Flagge. Sie sah ihn nicht an, konnte es nicht. Und als sie an die scheußlichen Umstände dachte, unter denen Kapitän Keen sie gerettet hatte, schmerzte die Erinnerung plötzlich nicht mehr. Überrascht stellte sie fest, daß sie die Arme dieses Mannes gern um sich gespürt hatte. Unsicher geworden, fragte sie sich, was wohl geschehen wäre, wenn sie ihn nicht gebremst hätte.
    Schweigend ritten sie den alten Kutschweg entlang. Einmal noch griff er nach ihrer Hand, schwieg aber. Als ihnen eine kleine Kutsche entgegenkam, trieben sie die Pferde zur Seite, um sie passieren zu lassen. Doch der Kutscher hielt, das Fenster öffnete sich, und eine Frau schaute heraus. Adam erkannte ihr hageres, feindliches Gesicht sofort wieder: die Schwester seines Onkels.
    »Oh, Adam, ich wußte gar nicht, daß du wieder hier bist.«
    Kühl musterte sie die junge Frau in Reitrock und lockerer weißer Bluse. »Kenne ich diese Dame?«
    »Das ist Mrs. Keen«, sagte Adam nur. »Wir wollten das schöne Wetter genießen.« Er ärgerte sich, weil er anfing, sich zu rechtfertigen. Mrs. Vincent hatte ihn immer nur wie einen Bekannten, nie wie einen Neffen behandelt, denn sie sah einen Bastard in ihm.
    Ihr kalter Blick glitt über die junge Frau und übersah nichts: die geröteten Wangen, Gras auf Rock und Stiefeln. »Ich dachte, Kapitän Keen ist auf See?«
    Adam beruhigte sein Pferd mit einer Hand und erkundigte sich wie nebenbei: »Und was macht dein Sohn Miles? Ich habe gehört, er dient nicht mehr dem König.« Der Hieb saß.
    »Schicke ihn doch auf mein Schiff. Ich bin nicht wie mein Onkel, bei mir wird er schon parieren.«
    Die Kutsche ruckte an und rollte in einer Staubwolke davon.
    »Kaum zu glauben«, sagte Adam, »daß sie die gleichen Eltern wie mein Onkel hat.«
    Als Zenoria später im Garten an der Stelle stand, wo sie sich vor sieben Wochen von ihrem Mann verabschiedet. hatte, wünschte sie sich, Lady Catherine wäre hier. Immer noch klopfte ihr Herz bei dem Gedanken an Adam.
    Schritte. Er kam ihr entgegen, jetzt in Uniform. Sein Haar war gekämmt, den Dreispitz trug er unter dem Arm.
    »Darf ich noch einmal zu Besuch kommen, ehe wir auslaufen?«
    Sie sah das Bangen in seinen Augen und hob die Hand.
    »Aber dies ist doch Ihr Haus, Adam.
Ich
bin der Eindringling.« Unglücklich schaute er auf das große Haus zurück und legte dann eine Hand auf seine Brust. »
Hier
sind Sie der Eindringling, Zenoria.«
    Damit drehte er sich abrupt um und schritt aus dem Garten. Ferguson hatte alles von einem Fenster aus beobachtet und seufzte tief. Die beiden sahen wirklich aus wie füreinander geschaffen.
    Admiral Lord Godschale schwang die kleine Klingel auf dem Tisch und zupfte ungeduldig an seinem Halstuch. »Es ist so verdammt heiß hier, daß man zerfließen könnte!«
    Sir Paul Sillitoe nippte an einem großen Glas Rheinwein und fragte sich, wie der Wein in der Admiralität so kühl gehalten wurde.
    Geräuschlos öffnete sich die Tür, einer von Godschales Dienern schaute fragend herein.
    »Mach die Fenster auf, Chivers!« Der Admiral goß Wein nach. »Lieber ertrage ich den Geruch von Pferdemist und den Lärm der Straße, als daß ich wie ein Schwein schwitze.«
    Sillitoe lächelte. »Wir waren stehengeblieben, Mylord, bei …«
    »Richtig. Beim Zustand der Flotte. Mit den Schiffen, die wir den Dänen weggenommen haben, und mit denen, die aus Kapstadt zurückkehren werden, sind wir so stark, wie wir jemals sein werden. Die Werften arbeiten tagaus, tagein. In ganz Kent gibt es keine einzige alte Eiche mehr.«
    Sillitoe nickte, doch seine umschatteten Augen verrieten nichts. Er sah vor sich die großen Aufgaben, die ihm die Regierung überantwortet hatte. Der König verhielt sich zunehmend unlogischer, und Sillitoe schien der einzige zu sein, auf dessen Rat er überhaupt noch hörte.
    Wo mochte die
Golden Plover
jetzt sein? fragte er sich. Wann kehrten der Admiral und seine Geliebte wieder zurück? Er dachte noch oft an seinen Besuch bei Lady Somervell. An ihre Nähe, ihren schönen Hals, die hohen Wangen, die Blicke, die einen verbrennen konnten.
    »Noch etwas, Mylord.« Sillitoe merkte, wie Godschale sich sofort zur Abwehr bereitmachte. »Ich habe gehört, Konteradmiral Herrick wartet noch immer auf ein neues Kommando. Sollte er nicht nach Westindien versetzt werden?«
    Sillitoe machte selbst einen Lord der Admiralität unsicher.
    Ein kalter Fisch,

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