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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nickte, als Herrick sich wieder setzte. »Gut. Ich war bei der Verhandlung, hörte die Zeugen und ahnte, was Sie vorhatten: sich verurteilen zu lassen, um so mit der Tragödie fertig zu werden. Das war doch Ihre Absicht, nicht wahr?«
    Godschale schloß die Fenster, damit niemand Sillitoe reden hörte. Ärgerlich kam er zum Tisch zurück. Die kleine Kutsche war verschwunden.
    »Ich hätte jedes Urteil angenommen«, wehrte sich Herrick.
    Mitleidslos sah ihn Sillitoe an. »Schließlich sind Sie Konteradmiral.«
    »Den Rang habe ich mehr als einmal verdient, Sir!«
    »Ja, mit Hilfe Ihres Freundes, der selber Admiral wurde.« Herrick nickte und wartete wie ein Terrier auf den nächsten Angriff.
    »Bolitho hat Ihnen sehr geholfen. Und doch sind Sie erst Konteradmiral. Haben Sie Besitzungen, ein Vermögen?« Herrick entspannte sich etwas. »Nein. Ich habe nichts geerbt und keine Familie, die mich unterhält.«
    Gequält unterbrach ihn Godschale. »Was Sir Paul damit sagen will …« Er schwieg, als Sillitoe ihn anblitzte.
    »Hören Sie mir genau zu, bitte. Artikel siebzehn bestimmt genau, was passiert wäre, falls man Sie schuldig gesprochen hätte: Man hätte Sie exekutiert. Aber vorher hätten Sie den Schaden ersetzen müssen, den Sie Reedern, Befrachtern, Eignern – kurz allen, die mit dem Konvoi zu tun hatten – verursacht haben. Und das mit dem Sold eines Konteradmirals?« Plötzlich schwang Verachtung in Sillitoes Worten mit. »Wieviel Geld hätten Sie aufbringen können? Zwanzig Schiffe, randvoll mit Nachschub. Dazu die Toten und Verwundeten. Wieviel Geld hätten Sie gehabt, um alle Forderungen zu erfüllen?« Als Herrick schwieg, fuhr er fort: »Vielleicht gerade genug, um die Pferde zu ersetzen, die an dem Tag verendet sind.« Sillitoe stand auf und ging leichtfüßig zu Herrick hinüber. »Sie zu hängen, wäre nicht nur dumm und unsinnig gewesen. Man hätte auch die gesamte Schadensrechnung hier abgegeben, hier in der Admiralität!«
    »Du lieber Gott!« stöhnte Godschale. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Sillitoes Blick verriet, was er dachte: natürlich nicht. Er wartete, bis Herrick ihn wieder ansah, und fuhr dann fort: »Sie sehen also, Sir, Sie mußten freigesprochen werden. Es war angenehmer so – für alle.«
    Herricks Hände öffneten und schlossen sich, als wollten sie etwas zerquetschen. »Aber auf so etwas läßt sich doch ein Kriegsgericht nicht ein!«
    »Es blieb keine andere Wahl. Sie haben Sir Richard Bolitho als Verteidiger abgelehnt. Er wäre der einzige gewesen, der Ihren Hals hätte retten können.«
    Bleich und ungläubig starrte Herrick den falkengesichtigen Sillitoe an. »Ich brauchte seine Hilfe nicht!«
    Die Tür öffnete sich, und Godschale brüllte: »Was zum Teufel willst du hier? Du siehst doch, daß wir etwas zu besprechen haben!«
    Der Diener blieb ernst und gefaßt. »Dies ist gerade über den optischen Telegraph aus Portsmouth gekommen, Mylord. Ich dachte, Sie sollten es sofort lesen.«
    Godschale überflog das Papier und sagte nach kurzem Schweigen: »Auch das noch, verdammt!« Er gab es Sillitoe weiter. »Lesen Sie selber.«
    Herrick schaute verständnislos von einem zum anderen. Sillitoe las, sah den Admiral fragend an und reichte, als dieser nickte, das Telegramm an Herrick weiter.
    Kalt sagte Sillitoe: »Von ihm brauchen Sie also nichts mehr zu befürchten und auch keine Hilfe mehr zu erwarten.«
    Damit verließ er den Raum, als wolle er sich vor einer Ansteckung schützen.
    Als Herrick das Papier wieder auf den Tisch legte, wußte er, daß er von nun an allein war, ganz allein.
    Lady Belinda Bolitho blieb auf dem kleinen, eleganten Platz stehen und schützte ihre helle Haut mit einem Schirm vor der brennenden Sonne.
    »Endlich wieder Sommer, Lucinda«, sagte sie. »Wie schnell, er wiederkam!«
    Ihre Freundin, Lady Lucinda Manners, lachte leise. »Wenn man sein Leben genießt, fliegt die Zeit eben dahin.«
    Die warme Brise ließ ihre Kleider beim Gehen flattern.
    »Ich freue mich schon auf den Tee – nach all den Anstrengungen beim Einkaufen.«
    Zwei Pferdeknechte, die vorbeigingen, grüßten die lachenden Damen.
    »Ich bin froh, daß deine Elizabeth wieder ganz gesund ist. War ihr Vater eigentlich betroffen über den Unfall?«
    Belinda überlegte kurz. Als Frau eines ältlichen Bankiers war Lady Lucinda immer die erste, die Gerüchte auffing und weitergab, am liebsten solche, die mit Skandalen gewürzt waren.
    »Er hat die Rechnung bezahlt. Mehr wollte ich

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