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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Achterkajüte versuchte sich Bolithos Gruppe so zu verhalten wie immer. Jedes verdächtige Benehmen hätte wie ein Funke im Pulverfaß gewirkt.
    In einer dunklen Ecke packte Catherine zwei Taschen, von Sophie besorgt dabei beobachtet. Leise weihte Catherine sie ein: »Es könnte Probleme geben, Sophie, aber dir wird nichts passieren. Halte dich immer in meiner Nähe.«
    Keen saß am Tisch und spielte mit Yovell Karten. Jeder konnte sehen, daß es kein leichtes Spiel war.
    Bolitho fand Allday schwer atmend in der Nachbarkabine, die zum Stauen von Seekisten und anderen Dingen benutzt wurde.
    »Hier, sehen Sie, Sir Richard?« Allday riß an einer Leine, und frische Salzluft strömte in den muffigen Raum, als die unbenutzte Stückpforte sich einen Spalt öffnete. Bolitho sah Mondlicht auf dem Wasser blitzen, hörte das Knarren des Riggs und ab und zu ein Wort des Rudergängers.
    Vielleicht war das Schiff ja schon verloren … Wut überkam Bolitho. Keen hatte recht: morgen oder nie. Selbst Bezant mußte der nächste Versuch, ihre Fahrt durch Sabotage zu verlangsamen, auffallen – und dann war es zu spät.
    Alldays Atem kam laut und unregelmäßig. »Mein alter Freund Tojohn hält den Niedergang im Auge.« Er seufzte und sagte wie aus großer Ferne: »Ich hätte wirklich noch gern erfahren, wie John Polins schmucke Witwe mit Vornamen heißt. Hab’ doch glatt vergessen, sie danach zu fragen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich werde eben alt, da führt kein Weg dran vorbei.«
    Bolitho packte im Dämmerlicht Alldays kräftigen Arm. Er fand keine Worte, doch sie verstanden sich auch so.
    Es war kein ungewohntes Geräusch, das ihn weckte. Bolitho wußte später nicht, weshalb er aufgewacht war und sofort die Gefahr spürte. Er war kurz in seinem Sessel neben Catherines Schwingkoje eingedöst; jetzt fragte er sich, was draußen vor sich ging.
    Vorsichtig schlich er zu den Heckfenstern. Im Grau des Morgens sah der Horizont aus wie ein endloser heller Seidenfaden.
    Keen hatte abwechselnd mit Tojohns leise auf und ab gehend Wache gehalten. Sein Gesicht lag im Dunkeln, aber beide spürten die Gegenwart der Gefahr wie einen bösen Geist Aus einer Ecke löste sich ein blasser Schatten, stieß fast mit ihm zusammen. Schnell griff Bolitho zu. Es war die Zofe. Er legte ihr die Hand auf den Mund und flüsterte: »Weck jetzt Lady Catherine, Sophie. Aber leise! Und sprich ja kein Wort!«
    Keen trat so neben ihn, daß er durch das Skylight oben nicht gesehen werden konnte. »Was erwarten Sie, Sir?«
    »Ich bin mir noch nicht sicher.« Es war heiß und drückend in der Kajüte, doch sein Hemd fühlte sich am Rücken an, als sei es durch Eiswasser gezogen worden.
    Man konnte meinen, das Schiff sei bereits aufgegeben. Es schien, nur von einem Phantom gesteuert, einen unbekannten Kurs zu segeln. Das Flappen der Leinwand und das gelegentliche Schlagen der Fallen verstärkten noch den Eindruck, daß sich niemand mehr um den rechten Segeltrimm kümmerte.
    Bolitho spürte Catherines Parfüm. Sie war vollständig angekleidet, hatte ihr Haar aufgesteckt und hielt es mit dem großen spanischen Kamm zusammen. Er glänzte silbern, als mehr Licht durch das Skylight sickerte.
    Bolitho hatte oft genug dem Tod im Kampf entgegengesehen oder einem Ende auf dem blutigen Tisch des Schiffsarztes. Er spürte die Gefahr näher kommen. Zwei Schiffe begegneten sich auf leerer See, und sie selbst konnten nur warten. Warten war das Schlimmste, wie immer, so auch jetzt. Der Wahnsinn kam danach. Die Wut, welche die Furcht verjagte.
    Er hörte Allday vor der Tür atmen, wo er und Tojohn den Niedergang beobachteten. Auch sie warteten auf den peitschenden Knall eines Pistolenschusses oder auf die Schritte Bewaffneter.
    Als das Erwartete dann geschah, überraschte es sie dennoch. Zu erschreckend und fremd brach es vor der Küste Afrikas über sie herein.
    Plötzlich klirrte Glas, Schreie und Gelächter erklangen wild durcheinander.
    »Die haben sich erst mal den Rum gesichert«, stellte Keen fest.
    Eine Tür schlug auf, und Bezants mächtige Stimme dröhnte durch das Schiff, so laut, als stünde er neben ihnen. »Ihr verdammten Hunde! Was zum Teufel macht ihr da?«
    Ein Mann lachte so schrill wie jemand, der den Verstand verloren hatte. Etwas Schweres, wahrscheinlich ein Belegnagel, fiel aufs Deck und rollte hin und her. Bezant schrie: »Zurück, du Hurensohn!« Er hatte wohl eine Pistole abgefeuert. Als das Echo des Schusses verklang, war aus dem Gelächter ein

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