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Das letzte Riff

Das letzte Riff

Titel: Das letzte Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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durchdringender Schmerzensschrei geworden.
    Wieder Bezants Stimme, diesmal erleichtert: »Endlich, Jeff!« Und dann verblüfft: »Um Gottes willen, was machst du da?« Wieder fiel ein Schuß, anscheinend von weit oben. Ein Körper schlug so schwer aufs Deck wie ein Baumstamm.
    »Fertig?« Bolitho ergriff Catherines Handgelenk. »Du darfst niemanden herausfordern! Nur eine falsche Bewegung, und …« Er vollendete den Satz nicht. Ein Musketenkolben zertrümmerte das Skylight über ihnen, und eine Stimme brüllte: »An Deck mit euch! Macht keinen Unsinn, sonst legen wir euch um!«
    Bolitho sah, wie Jenour in die Nachbarkabine schlüpfte, wo Ozzard bereitstand, die Stückpforte hinter ihm wieder mit Kisten und Kästen zuzustellen. Ein verzweifelter Gedanke jagte durch seinen Kopf: Falls Jenour sich doch nicht hindurchzwängen konnte? Und selbst wenn, welche Chancen hatte er?
    Am Fuß des Niedergangs standen Allday und Tojohns.
    Oben an Deck schienen schattenhafte Figuren auf sie zu warten.
    Bolitho ergriff Catherines Arm, zog sie an sich und sagte leise: »Denk’ immer daran, Kate: Ich liebe dich!«
    Keen schob sich an ihnen vorbei. »Ich gehe als erster nach oben.« Er wirkte so eiskalt wie ein Mann vor dem Erschießungskommando, wenn alle Hoffnung geschwunden ist und selbst Furcht sich nirgendwo mehr festsetzen kann. »Wir werden ja sehen. Möge Gott Sie beschützen, wenn ich falle!«
    Er griff ohne Zögern nach dem Handlauf. Einen Augenblick verhielt er noch an dem polierten Süll, das nur bei schwerem Wetter ausgeklappt wurde, um zu verhindern, daß Wasser von oben in die Kajüte rann. Nicht einmal Bolitho sah, wie er den Kolben einer Pistole berührte, die er dort in der Nacht versteckt hatte.
    Was Keen an Deck sah, hatte er erwartet, trotzdem wurde ihm fast übel. Bezant lag auf der Seite und hielt sich sein blutendes Bein. Ein Toter lag mit offenen Augen vor den Steuerbordspeigatten, offenbar getroffen von Bezants erstem und einzigem Schuß. Kleine Gruppen von Männern, einige bewaffnet, bedrohten andere Unbewaffnete. Diese blicken um sich, als träumten sie und erwarteten ein Erwachen.
    An den Luvwanten lud ein Mann lässig seine Muskete nach.
    Er hatte wahrscheinlich Bezant niedergestreckt, als der an Deck gestürmt war. Es war Jeff Lincoln, der Steuermann. Er starrte Keen an, die Muskete im Arm; Blut, sicher nicht sein eigenes, glänzte auf seinem Ärmel.
    »Nun, Kapitän? Sind Sie allein?«
    Keen sah Musketenläufe, die sich auf ihn richteten. Die Männer an den Waffen waren offensichtlich die befreiten früheren Soldaten. Einer lehnte am Mastfuß, brummte vor sich hin und trank in gierigen Schlucken Rum aus einem Steinkrug.
    »Meine Begleiter kommen jetzt nach oben, Mr. Lincoln. Wenn Sie Ihnen auch nur ein Haar krümmen …«
    Lincoln schüttelte den Kopf. »Sie geben hier keine Befehle mehr, Sir. Wie ich hörte, haben Sie erst kürzlich eine sehr junge Frau geheiratet.« Er sah Keens Gesicht zucken. »Die wollen wir doch nicht so bald zur Witwe machen, oder?« Ihm antwortete ein wildes Lachen von Männern, die mitmachten, ohne zu wissen, auf was sie sich eingelassen hatten.
    Keen sah Lincoln kühl an. »Sie könnten die Waffen immer noch niederlegen. Jedes Gericht würde unter diesen Umständen Verständnis zeigen.« Er sah jetzt am Steuermann vorbei.
    »Sie kennen doch die Navy, Mr. Lincoln.« Der neue Offizier, Tasker, trat heran, sein Blick lief von ihm zu Lincoln und zurück. Keen fuhr fort: »Meuterei ist schlimm genug, aber so wichtige Leute festzunehmen wie den Vizeadmiral …«
    Tasker sagte heiser: »Wir hatten doch keine Ahnung, daß er an Bord sein würde!«
    Lincoln fuhr herum und schnauzte ihn an: »Halt die Klappe, Mann! Merkst du nicht, was dieser Aristokrat mit uns vorhat?« Und wieder an Keen gewandt: »
Ich
gebe hier die Befehle.« Er deutete auf den verwundeten Skipper.
    »Wenn Sie ihn retten wollen und sich selber, dann tun Sie was!«
    Keen kniete sich neben den stöhnenden Bezant und band das Bein mit seinem Halstuch ab. Die Kugel stak noch in der Wunde, der Knochen hatte sie wahrscheinlich abgelenkt.
    Das fuhr ihm durch den Sinn, während er mit dem Blick die Entfernung bis zur Luke maß. Wenn schon alles andere schiefging, mußte wenigstens ihr Erstschlag gegen die Meuterer klappen.
    Er sah den Bootsmann Luke Britton von zwei Männern gestützt dastehen. Blut rann aus einer tiefen Wunde an seiner Stirn. Er war so loyal geblieben wie die Leute in seiner Nähe.
    Entsetzen lähmte sie,

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