Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
Winter rufen sie mich an, wenn’s eng wird. Krankmeldungen oder andere Ausfälle. Beim Studium bin ich total gewissenhaft. Lernen ist mir irgendwie immer leichtgefallen.«
    »Was genau machst du im Krankenhaus?«, fragte Matthias.
    »Alles Mögliche. Ich assistiere bei Operationen. Im Grunde bin ich nur ein Handlanger – kümmere mich nach der Operation um die Reinigung der Instrumente, räume auf und so weiter. Nichts Besonderes.«
    Matthias schaute ihn eigentümlich an. »Was räumst du denn auf? Ich frage aus reiner Neugier; ich kenne mich in Krankenhäusern nicht gut aus.«
    »Alles Mögliche«, antwortete Halldór und griff nach der Zigarettenschachtel. »So Zeug halt.«
    »Aha«, brummelte Matthias. »Kannst du uns den Namen deines Vorgesetzten oder einer anderen Person nennen, die wir über deine Arbeit befragen können – speziell über deine Tätigkeit an dem Abend, als Harald ermordet wurde?«
    Halldór knabberte an einem Fingernagel seiner linken Hand. Er wusste offensichtlich nicht, ob und was er antworten sollte. »Gunnur Helgadóttir«, nuschelte er dann mürrisch. »Sie ist Oberschwester im OP.«
    »Eine Frage noch«, warf Dóra ein, während sie den Namen notierte. »Wer hat eigentlich Haralds Zungenoperation durchgeführt? Das warst doch du, oder?«
    Halldór hielt mitten im Anzünden seiner Zigarette inne und schaute sie besorgt an. »Warum? Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich wüsste es gern. Harald hat Fotos von der Operation auf seinem Computer. Die OP wurde in einer Privatwohnung durchgeführt. Es ist also naheliegend, dass es jemand gemacht hat, den er kannte. Die Operation ist nicht wichtig; ich möchte es nur gern wissen.«
    Zögernd blickte Halldór von einem zum anderen. Vermutlich überlegte er, ob der Eingriff ungesetzlich war oder hätte genehmigt werden müssen. Er knabberte eine Weile an seiner Unterlippe, ergriff dann aber das Wort. »Nein, ich hab’s nicht gemacht.«
    »Darf ich mal deinen Arm sehen?«, fragte Dóra daraufhin. Sie lächelte bei der Erinnerung an Hugis Aussage über Halldór und dessen Bedauern über seine Tätowierung.
    »Wieso?«, fragte Halldór und lehnte sich im Sofa zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
    »Nur so«, sagte Matthias und stützte sich auf die Armlehne. Er hatte keine Ahnung, worauf Dóra hinauswollte. »Stell dich nicht so an, Junge, und krempel mal für die Dame deine Ärmel hoch.«
    Halldór wurde dunkelrot im Gesicht. Matthias rutschte auf seinem Stuhl noch weiter vor, während Halldór noch tiefer im Sofa versank. Plötzlich verlor er den Mut. Er krempelte mit finsterem Gesicht seinen Ärmel hoch. »Hier«, sagte er ängstlich und streckte seinen Arm aus. Dóra reckte den Hals und lächelte.
    »Crap?«, sagte sie und betrachtete das Tattoo auf Halldórs rechtem Arm, unmittelbar oberhalb des Handgelenks.
    »Ja, und?«, entgegnete Halldór, während er seinen Ärmel wieder herunterkrempelte.
    »Nichts, ist nur bemerkenswert«, antwortete Dóra.
    Halldór fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und kniff die Augen zusammen. »Okay, ich war’s. Wir waren in Hugis Wohnung. Harald lag mir seit Ewigkeiten damit in den Ohren und am Ende hab ich’s halt gemacht. Hab mir Instrumente im Krankenhaus geliehen und Betäubungsmittel mitgehen lassen. Die vermisst niemand. Hugi hat mir dabei geholfen. Es war eine ziemliche Schweinerei. Aber das Ergebnis war cool.«
    Na ja, dachte Dóra. »Ich könnte mir vorstellen, dass das Krankenhaus nicht besonders erfreut ist, wenn es erfährt, dass du Medikamente geklaut hast, nicht wahr?«
    »Nein, natürlich nicht. Deshalb möchte ich auf keinen Fall, dass sich das rumspricht«, entgegnete Halldór. »Die Leute begreifen so was normalerweise nicht und ich will nicht als Perverser abgestempelt werden.«
    Matthias schüttelte den Kopf, beschloss dann aber plötzlich, das Thema zu wechseln. »Ich möchte dich etwas fragen, das vielleicht ein bisschen merkwürdig klingt, obwohl – du bist wahrscheinlich an einiges gewöhnt.« Er stockte einen Moment und schaute Halldór in die Augen. Dann redete er weiter. »Hast du bei Harald etwas von einer sexuellen Praktik mitbekommen, bei der man sich zur Steigerung der Lust die Luftröhre zudrückt?«
    Halldór wurde puterrot. »Darüber möchte ich nicht sprechen«, sage er kurz angebunden.
    »Warum nicht?«, insistierte Matthias. »Wer weiß, vielleicht ist Harald dabei umgekommen?«
    Halldórs Knie zuckten auf und ab und seine Füße trommelten einen

Weitere Kostenlose Bücher