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Das Letzte Ritual

Das Letzte Ritual

Titel: Das Letzte Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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ausschließen. Die Bullen haben unsere Alibis kontrolliert und sie sind alle bestätigt worden.« Halldór beugte sich vor und zog eine Zigarette aus einem der Päckchen auf dem Tisch. Er zündete sie an, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch langsam aus.
    »Also hat Hugi ihn ermordet?«, fragte Dóra. »Willst du uns das sagen?«
    »Nein, das hab ich nicht gesagt! Du hörst nicht richtig zu«, erwiderte Halldór und seine Stimme vibrierte vor Erregung. Er neigte sich vor, so als wolle er weiterreden, aber Marta Maria drückte ihn mit ihrem Arm zurück ins Sofa.
    Dann fing sie an zu sprechen, wesentlich beherrschter als Halldór. »Ich weiß nicht, wer dir logisches Denken beigebracht hat, aber die Tatsache, dass wir Harald nicht umgebracht haben, bedeutet nicht automatisch, dass es Hugi war. Halldór hat lediglich darauf hingewiesen, dass wir Harald nicht umgebracht haben. Punkt.« Jetzt lehnte Marta Maria sich im Sofa zurück. Sie angelte die Zigarette aus Halldórs Fingern, nahm einen Zug und steckte sie dann wieder zurück an ihren Platz. Bríet wirkte verstört; diese demonstrative Vertrautheit irritierte sie offensichtlich.
    »Hugi hat ihn nicht umgebracht. Er ist nicht der Typ dafür«, murmelte Halldór verärgert. Er stieß Marta Marias Arm weg und beugte sich über den Tisch, um die Asche seiner Zigarette abzuklopfen.
    »Und du? Bist du der Typ dafür? Wenn ich mich recht erinnere, ist dein Alibi nicht so perfekt wie die deiner Freunde.« Matthias schaute Halldór fest an und wartete auf eine Reaktion.
    Halldór rutschte bis an die Sofakante vor und beugte sich so weit wie möglich zu Matthias. Seine Stimme war vor Wut ein paar Oktaven tiefer als zuvor: »Harald war mein Freund. Ein guter Freund. Er hat unglaublich viel für mich getan und ich für ihn. Ich hätte ihn niemals getötet. Niemals. Ihr seid noch mehr auf dem Holzweg als die Polizei, und du hast keine Ahnung, was du da faselst.« Er unterstrich seine Worte, indem er mit seiner brennenden Zigarette auf Matthias deutete.
    »Was hast du denn eigentlich für ihn getan? Außer ihm bei der Übersetzung von Aufsätzen behilflich zu sein?«, beeilte sich Dóra einzuwerfen.
    Halldór löste seinen Blick von Matthias und starrte Dóra fiebrig an. Er öffnete kurz den Mund, so als wolle er etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Nachdem er ein letztes Mal an seiner Zigarette gezogen und sie ausgedrückt hatte, sank er wieder ins Sofa.
    Der Geschichtsstudent Brjánn übernahm die Rolle des Schlichters. »Ähm, ich versteh ja, worauf ihr hinauswollt – natürlich hat irgendwer Harald umgebracht, und wenn nicht Hugi, wer dann? Ihr spart euch aber echt Zeit und Mühe, wenn ihr uns einfach glaubt, weil wir nämlich die Wahrheit sagen; keiner von uns hat Harald ermordet. Er war cool, einfallsreich, ein toller Gastgeber und ein guter Freund und Kumpel. Ohne ihn ist unser Verein zum Beispiel nichts mehr wert. Außerdem hätten wir ihn gar nicht umbringen können – wir waren nicht mal in der Nähe und ein Haufen Zeugen kann das bestätigen.«
    Andri, der im Masterstudiengang Chemie war, pflichtete ihm bei. Seine Augen waren glasig und Dóra hatte den Eindruck, er stünde unter Drogen. »Stimmt genau. Harald war was Besonderes; keiner von uns hätte ihn jemals loswerden wollen. Er konnte zwar krass und durchgeknallt sein, aber wenn’s drauf ankam, war er immer super anständig.«
    »Wie sympathisch«, bemerkte Matthias sarkastisch. »Eine Sache würde mich noch interessieren. Alle außer Halldór waren bei der Party; könnt ihr euch dran erinnern, dass Hugi und Harald zusammen ins Bad gegangen und mit Blut auf den Klamotten wieder rausgekommen sind?«
    Alle außer Halldór schüttelten die Köpfe. »Da hat sich niemand um irgendwelche Klamotten gekümmert«, sagte Andri und zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein, dass das so war; ich erinnere mich aber nicht.« Die anderen nickten zustimmend.
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Zigaretten wurden ausgedrückt und neue angezündet. Matthias durchbrach die Stille. »Ihr wisst also nicht, wer Harald ermordet hat?«
    Einstimmig sagten alle mit Nachdruck: »Nein.«
    »Und ihr habt nie Körperteile, beispielsweise einen Finger, bei euren Ritualen verwendet?«, fragte er weiter.
    Wieder tönte es einstimmig: »Nein.«
    »Und ihr kennt auch diese Zauberrune nicht?« Matthias warf eine Zeichnung der Rune, die in Haralds Brust geritzt worden war, auf den Tisch.
    Einstimmig: »Nein.«
    »Es wäre überzeugender,

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