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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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nicht.
    Kunen stieß Wismut weiter vor sich her bis zum Kabinentrakt von Deck 10, dem Luxusdeck der MS Atlantis . »Ich wette, Sie haben eine Suite mit schönem Balkon und unverbaubarem Meerblick.« Kunen bemerkte, wie Wismut sich immer stärker wehrte. Dann sind wir hier wohl richtig. Er nahm den Bordausweis und schob ihn an der ersten Kabine in den Leser. Eine rote Lampe leuchtete auf. Kunen trieb den Professor weiter.
    »Das kann vielleicht ein bisschen dauern«, flüsterte der Vikar. »Also, erzählen Sie, wie Sie es angestellt haben.«
    »Ich habe mir Proben der beiden Grabtücher besorgt, daraus die DNA extrahiert und Jesus geklont.«
    »Das klingt wie auswendig gelernt«, antwortete Kunen. »Und wahrscheinlich ist es das auch. Was haben Sie wirklich getan?«
    »Es ist so, wie ich gesagt habe«, erwiderte der Professor. »Und wenn Sie mit Roland Obrist gesprochen hätten, wüssten Sie, dass er herausgefunden hatte, dass ich Proben der Grabtücher von Plattner gekauft habe.«
    »Das weiß ich«, antwortete Kunen. »Aber ich weiß auch, dass Sie mit den Proben nichts anfangen konnten.«
    »Und wie erklären Sie dann den Jesusklon?«
    »Roland Obrist war überzeugt, Sie würden den größten Betrug des Jahrhunderts planen.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie mit Obrist gesprochen haben«, sagte Wismut, doch seine Stimme wurde immer brüchiger. »Er war doch schon lange nicht mehr Mitglied in Ihrem Orden. Er ist im Streit gegangen.«
    »Das war nur Tarnung«, erklärte der Vikar. »Niemand sollte wissen, dass er im Auftrag der Kirche arbeitete. Ich habe ihm sogar seinen Siegelring abgenommen. Das entspricht zwar nicht den Regeln des Ordens, und er hat sich dagegen gewehrt, aber genau deswegen war seine Tarnung ja auch perfekt.«
    »Sie … Sie wollen den Jungen töten.«
    »Was Sie nicht sagen«, antwortete der Vikar und blickte zornig auf das rote Licht des Lesers.
    »Sie können den Jesusklon nicht töten!« Wismut drehte sich um. »Er wird auferstehen! Sie können nicht ändern, was geschehen ist! Selbst wenn er tot ist – seine Gene werden überleben!«
    Kunen blickte den Professor mit finsteren Augen an und stieß ihn vorwärts. »Los, weiter«, zischte er.
    »Wenn Sie mit Obrist gesprochen haben, wissen Sie auch, dass noch andere Proben der Grabtücher kaufen wollten«, sagte Wismut. »Selbst wenn Sie mich und den kleinen Jesus umbringen, wird ein anderer Jesus klonen.«
    »Komisch, was Sie alles von Bruder Obrist wissen«, sagte Kunen. »Man könnte meinen, Sie wären die besten Freunde gewesen. Aber mir ist zufällig bekannt, wovon Sie reden. Von den Hütern des letzten Sakraments.« Kunen lachte. »Die ominöse Gruppe namens Sacramentum .«
    »Das war der Name«, sagte Wismut.
    »Ich war Sacramentum «, antwortete Kunen. »Niemand wusste davon. Ich musste schließlich sichergehen, dass kein Labor Proben verkauft, also habe ich so getan, als wolle ich welche kaufen und mich so von der Aufrichtigkeit der Laborleiter überzeugt. Nur Plattner wollte verkaufen, woraufhin ich Obrist einen Tipp gab und er herausfand, dass Plattner schon einen Teil der Probe verkauft hatte. An Sie.«
    Wismut blickte zu Boden und biss sich auf die Lippe.
    »Warum sind Sie gegen den neuen Jesus? Ist er nicht auch eine Chance für Ihre Religion? Ein neuer Heiland, der den Glauben wiederbeleben kann? Haben die Menschen nicht zweitausend Jahre lang darauf gewartet, dass er wieder zurückkommt auf die Erde? Und jetzt wollen Sie ihn umbringen?«
    »Das ist kein neuer Heiland! Das ist nicht einmal eine billige Kopie! Sie wollen die Menschheit nur glauben machen, er sei der neue Jesus!« Der Vikar führte den Bordausweis in einen Türleser ein, wieder ohne Erfolg. »Sie sind ein gottloser Verräter! Sie spielen mit dem Glauben der Menschen, Sie zerstören ihre Hoffnungen! Sie zerstören ihre Träume und ihre Seele!«
    »Das Gute trägt nicht automatisch ein Kreuz«, entgegnete Wismut. »Sie sind das beste Beispiel dafür.«
    »Und das Böse trägt schon lange keine Teufelshörner mehr, sondern den Mantel der Wissenschaft«, konterte der Vikar. »Ihr versucht, die Welt und das Universum zu erklären, doch ihr wisst nicht einmal, wie Leben entsteht.«
    »Ich habe Leben erschaffen!«
    »Sie haben kein Leben erschaffen, Sie haben es nur missbraucht!«, entgegnete Kunen. »Sie sind nichts anderes als eine Hyäne, die sich an Gottes Schöpfung labt!«
    Wismut blickte zu Boden. Er atmete nervös ein und aus. Der Vikar führte die Karte in das

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