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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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nächste Lesegerät. Wieder nichts. Lange konnte es nicht mehr dauern.
    »Warum lügen Sie mich an?«, fragte Kunen. »Warum lügen Sie selbst noch in der Stunde Ihres Todes?«
    Wismut schwieg.
    Kunen versuchte es an der nächsten Tür. Es leuchtete grün. Kabine 1023.
    Er war am Ziel.

82
    Alex Pandera zog den Koffer unter dem Liegestuhl hervor und öffnete ihn. Die Regentropfen färbten das mit rotem Samt ausgeschlagene Innere so dunkel, dass es aussah, als wäre es mit Blut getränkt. In der Mitte befand sich eine Vertiefung in Form eines Kreuzes. Er ist hier gewesen. Was will Kunen mitten in der Nacht bei diesem Sturm mit einem Kreuz? Wettergott spielen? Das hat wohl nicht geklappt.
    Der Kommissar untersuchte den Koffer nach einem Geheimfach, doch er fand nichts. Plötzlich sprang er auf, rannte zurück zum mittleren Teil des Oberdecks und lehnte sich über die Reling. Kaum blickte er nach unten, wurde ihm schwindelig. Das war definitiv zu hoch für ihn. Aber solange er das Gitter fest umklammert hielt, würde es irgendwie gehen.
    Hastig zählte er die Fensterreihen der Kabinen und fand Deck 4. In der ganzen Reihe brannte kein einziges Licht. Kunen war noch nicht wieder zurück in seiner Kabine. Oder der Vikar hatte den Vorhang wieder vorgezogen. Aber warum hätte Kunen das tun sollen? Schließlich konnte ihn auf hoher See niemand beobachten.
    Panderas Blick glitt am Schiff entlang. In keiner der Kabinen auf dieser Seite brannte Licht. Kein Wunder, es war drei Uhr nachts, und morgen wartete ein erlebnisreicher Tag in Algier auf die Urlauber. Der Kommissar lief auf die andere Seite des Schiffes und blickte auch dort über die Reling. Er zählte vier beleuchtete Kabinen. Drei auf den unteren Decks und eins auf Deck 9. Er wollte schon losrennen, als plötzlich noch ein Licht anging. Auf Deck 10, direkt über der hellen Kabine auf Deck 9. Was für ein Zufall. Pandera zählte die Kabinen ab und rannte los.
    Außer Atem kam er an der Kabine auf Deck 10 an. Er strich sich das Wasser aus den Haaren, lehnte sich an die Tür und lauschte. Zwei gedämpfte Männerstimmen. Die eine klang wie Kunen. Pandera nahm seine Pistole in die eine Hand, die Bordkarte in die andere und steckte sie in den Leser. Das Licht sprang auf Grün. Er griff nach dem Türknauf, um ihn zu drehen, doch dieser bewegte sich nicht. Er versuchte es noch einmal, mit mehr Kraft, doch ohne Erfolg. Anscheinend verfügten die Suiten über eine Sperre, sodass man sie von innen abschließen konnte. Mierda!
    Pandera horchte wieder an der Tür. Die beiden Männer unterhielten sich immer noch. Anscheinend war ihnen nichts aufgefallen.
    Er ging eine Tür weiter und führte seine Bordkarte in den Leser ein. Das Licht sprang auf Grün, und er öffnete die Tür. Gott sei Dank, sie war nicht von innen verriegelt. Er hatte keine Ahnung, was er den Gästen in dem Raum erzählen sollte. Doch was war die Alternative? Warten, bis er einen Schuss hörte? Er knipste das Licht an und blickte auf ein leeres Bett. Sind alle im Schiff auf einer verdammten Geheim-Party, und nur ich bin nicht eingeladen?
    Pandera steckte die Waffe weg, löschte das Licht wieder und öffnete die Tür zum Balkon. Sofort schoss ihm der Sturm den eisigen Regen ins Gesicht. Er schaute nach links, zur anderen Kabine. Zwischen den beiden Balkonen war eine metallene Trennwand als Abgrenzung angebracht. Sie reichte vom Boden bis zur Decke und von der Kabinenwand bis ans Geländer.
    Pandera lehnte sich über das Geländer und versuchte, in die Kabine nebenan zu blicken. Auf deren Balkon standen zwei Stühle und ein Tisch. Da der Vorhang nicht zugezogen war, erspähte er auch einen kleinen Teil vom Inneren der Kabine. Erkennen konnte er eine Ecke des Bettes. Die Männer standen offensichtlich weiter hinten. Er beugte sich noch weiter vor, aber mehr konnte er dadurch nicht sehen.
    Pandera wusste, es gab nur einen Weg. Er blickte in den Abgrund und fluchte. Vierzig Meter unter ihm toste das Meer. Er spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Was mache ich hier überhaupt? Ist Kunen wirklich in dieser Kabine? Und wer ist der andere? Der Professor? Und was soll ich tun, wenn ich es wirklich schaffe, den anderen Balkon zu erreichen? Ans Fenster klopfen und mit den beiden ein Schwätzchen halten?
    Egal, ich muss da rüber. Kunen geht über Leichen. Und Wismut auch.
    Pandera atmete tief durch und kletterte auf das Geländer. Er klammerte sich mit beiden Händen an die nasskalte und glitschige Trennwand. Auch die

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