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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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abgerundete Handauflage des Geländers war rutschig. Pandera verfluchte die Ledersohlen seiner Schuhe, die ihm bei der Nässe kaum Halt boten. Der Wind blies, als gebe es kein Morgen. Doch er konnte jetzt nicht aufgeben. Zentimeter um Zentimeter kämpfte er sich vorwärts.
    Als er genau zwischen beiden Kabinen stand, tödliche vierzig Meter über dem Meer, erfasste ihn eine heftige Böe. Sie zog so kräftig an seinem Körper, dass seine Hände am Metall der Trennwand entlangglitten.
    Panik stieg in ihm auf.
    Er verlor den Halt.
    Er versuchte fester zuzugreifen, doch seine eiskalten Finger gehorchten ihm nicht mehr.

83
    Roger Simovic fragte sich, ob er nicht doch ein bisschen zu viel getrunken hatte. Er war von einem Geräusch aus dem kleinen Lautsprecher neben seinem Kissen geweckt worden. Er hatte auf den Bildschirm seines Laptops geblickt und nichts gesehen, nur dichten Regen. Er hatte näher herangezoomt und immer noch nichts erkennen können. Hatte ihn doch nur der Sturm geweckt? Er hatte sich schon wieder hinlegen wollen, da war auf einmal das Licht in der Kabine über ihm angeschaltet worden.
    Von da an saß er mit offenem Mund vor dem Laptop und tat nichts weiter, als dem Geschehen über ihm atemlos zuzuschauen. Nur ab und an bewegte er den kleinen Kamerakopf, um die Personen im Bild zu behalten. Er hatte einiges in diese Ausrüstung investiert. Als er noch ein Promireporter gewesen war, hatte sie ihm so manche Story gesichert. Eine kleine Videokamera, nur so groß wie ein Hemdknopf, montiert an einem flexiblen einarmigen Metallstativ. Das Objektiv war per Fernbedienung steuerbar, die Kamera verfügte über eine drahtlose Datenübertragung. Natürlich war sie wasserdicht. Kurz und gut, die klassische Spionageausrüstung in der Version für gut situierte Starreporter.
    Er klopfte sich selbst auf die Schulter, weil es, wie so häufig, niemand sonst tat. Dabei war es so einfach gewesen, die Kamera am Boden des oberen Balkons zu montieren und so auszurichten, dass sie fast die ganze Kabine erfasste. Endlich waren die Jungs von dieser Detektei ihr Geld wert gewesen. Sie hatten herausgefunden, wo Wismut sich versteckt hielt, und Simovic dessen Kabinennummer genannt. Schließlich hatte es ihn noch zwei Riesen und das Versprechen eines Kapitänsdinners gekostet, die Oma, welche die Kabine unter Wismut gemietet hatte, zu einem Tausch mit seiner nicht weniger luxuriösen Suite auf der anderen Seite des Schiffes zu überreden.
    Der Reporter blickte noch immer gebannt auf den Monitor. Die Aufnahmen waren zwar etwas pixelig, aber wenn der Sturm nicht gerade einen Schwall Regen gegen die Kamera warf, konnte er alles erkennen. Es sollte ja auch kein Hollywood-Film werden. Im Gegenteil, es sollte so authentisch aussehen wie möglich. Und bei Gott, es war verdammt authentisch!
    Die Bilder fesselten ihn, wie ihn zuvor noch nie etwas gefesselt hatte. Nicht einmal 9/11 hatte ihn so berührt, obwohl er die Berichterstattung damals achtundvierzig Stunden lang ohne Pause vor der Mattscheibe verfolgt hatte. 2001 war er noch zur Uni gegangen, doch schon zu jener Zeit war in seinem Innern eine Weiche umgestellt worden. Sein Lebenszug hatte sich zwar erst Jahre später in Bewegung gesetzt, aber er hatte ihn genau dahin geführt, wo er sich heute befand. Die Weiche hatte dafür gesorgt, dass er nach dem schnell verdienten Geld an der Wall Street einen neuen Weg eingeschlagen hatte. Trotz seiner Erfolge als Börsenmakler hatte etwas in ihm gebrodelt und ihn schließlich für den Reporterberuf Feuer und Flamme werden lassen.
    So war er Journalist geworden, und in diesem Augenblick spürte er, was damals sein wahrer Beweggrund gewesen war: Er hatte diesen Nervenkitzel wieder spüren wollen. Diesen Adrenalinstoß, an den keine Droge der Welt auch nur annähernd herankam. Die Faszination, die Wahrheit zu verfolgen – und zwar live. Ohne Drehbuch, ohne Regisseur und ohne Ahnung, was als Nächstes kam. Natürlich war die Geschichte mit dem Jesusklon auch ein Höhepunkt, aber sie basierte bisher nur auf Aufzeichnungen. Sie war zwar perfekt, aber sie war nicht unmittelbar. Nicht direkt. Nicht live! Das hier war etwas ganz anderes.

84
    Alex Pandera spürte, wie seine Füße auf dem glitschigen Geländer den Halt verloren. Seine Hände rutschten an der Kabinentrennwand entlang und suchten verzweifelt nach einem Halt. Panderas Finger glitten an die überstehende Kante der Trennwand.
    Es war seine letzte Chance! Er packte alle Kraft in die

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