Das letzte Sakrament
Pandera, ohne zu wissen, wie er den Satz beenden sollte. Er räusperte sich. »Die Puppe war heruntergefallen … und damit ich sie wieder hochnehmen konnte, hat Tamara kurz das Steuer gehalten.« Innerlich atmete er auf, er hatte gerade noch so die Kurve gekriegt.
»Aha!«, bemerkte Edeling spitz und holte ein zweites Foto heraus, das einen vergrößerten Ausschnitt des ersten zeigte. »Und warum sieht die Puppe so aus wie ich? Und warum hat sie eine Nadel im Bauch?«
Pandera blickte zur Wand. Ihm fielen tausend Flüche ein, doch das war wohl kaum die richtige Antwort. Gab es überhaupt eine? Auf keinen Fall wollte er Tamara anschwärzen, das kam nicht infrage. »Das war Frustabbau«, sagte er schließlich.
»Und warum hatte ich dann eine Gastritis?«, fragte Edeling und baute sich drohend vor Pandera auf. »Ich will diese Puppe!«, tobte er. »Wo ist sie?«
»Ich weiß nicht …«, antwortete Pandera ausweichend, doch da machte sich Edeling schon an Tamaras Schreibtisch zu schaffen. »Die mit ihrem verdammten Voodoo!«, schrie er und riss eine Schublade nach der anderen auf. Schnell hatte er die Puppe gefunden. Triumphierend hielt er sie in die Luft, dann steckte er sie in seine Anzugtasche. »Wir sprechen uns noch, Pandera!«, giftete er, stürzte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Pandera atmete tief durch. Dann lächelte er. Das war es trotzdem wert gewesen.
Endlich kam Tamara aus der Cafeteria zurück. Sie hatte zwei Becher Kaffee in der Hand. Einen stellte sie Pandera hin. »Warum gehen Ameisen eigentlich nicht in die Kirche?«, fragte sie, noch bevor Pandera etwas sagen konnte. Er zuckte mit den Schultern.
»Weil Sie Insekten sind«, antwortete sie und lachte.
»Weil Sie Insekten sind?« Er runzelte die Stirn. Dann verstand er und lächelte. »Es gibt übrigens Nachrichten von unserem Boss.«
»Und, lebt er noch?«
»Er hat deine Puppe.«
»Warum das denn?«
»Er hatte eine Gastritis.«
»Was hatte er?« Tamara grinste. »Alex, ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so fest zustechen.«
»Hab ich auch gar nicht«, widersprach Pandera und musste jetzt selbst lachen.
»Wie hat er das eigentlich erfahren?«
»Offensichtlich lässt Edeling sich die Radarbilder geben, die im Dienst von uns geschossen werden.«
»Ui!« Tamara verzog das Gesicht. »Ich fürchte, da kommt noch was auf mich zu.«
Noch bevor Pandera ihr von den fehlenden Ordnern erzählen konnte, klingelte sein Mobiltelefon. Es waren die Kollegen aus Bern. Je länger das Gespräch andauerte, desto finsterer wurde seine Miene. »Okay, wir sind auf dem Weg«, sagte er schließlich und beendete das Gespräch.
»Was ist passiert?«, fragte Tamara.
»Wir fahren nach Bern«, antwortete Pandera. »Leuenberger ist tot.«
23
Roger Simovic stand am Rande des Petersplatzes. Hinter ihm strahlte der Petersdom in der späten Nachmittagssonne. Ein perfektes Bild für seine Verkündigung. Er richtete seine Krawatte und blickte in die Kamera. »Die Aufnahme beginnt in fünf Minuten«, hörte er seinen Assistenten Jerome sagen. Alle waren nervös, sie spürten, dass etwas Großes bevorstand. Doch das Beste war, niemand wusste, was es sein würde. Er hatte von Schindler eine Stunde Sendezeit verlangt, Donnerstag, 6. August, ab 18 Uhr.
Simovic hatte dem BIGNEWS CEO erklärt, entweder er bekäme die Stunde weltweite Ausstrahlung oder er verlasse den Sender sofort und würde mit der Story zur Konkurrenz gehen. Simovic wusste, dass Schindler schon immer viel von ihm gehalten hatte, trotzdem war er sich nicht sicher gewesen, ob der CEO mitspielen würde. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt. Schließlich hatte Schindler dem Deal zugestimmt, zähneknirschend zwar, aber er hatte zugestimmt.
Er würde es nicht bereuen. Wahrscheinlich würde es anfangs viele Skeptiker geben, doch war das bei Watergate nicht auch so gewesen? Mit der Zeit setzt sich die Wahrheit immer durch, das wusste Simovic. Er grinste. Sicherlich hatte er in der Vergangenheit die Wahrheit das ein oder andere Mal so verdreht, dass er sie im Grunde erwürgt hatte, aber das war Vergangenheit. Heute begann eine neue Zeitrechnung!
Er glaubte an diese Story, so wie er noch nie an etwas geglaubt hatte. Professor Wismut hatte ihn voll und ganz überzeugt. Und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch mit Beweisen. Es konnte keinen Zweifel mehr geben, das würden früher oder später auch jene einsehen, die nach der Sendung auf ihn einprügeln würden. Die Schergen des Vatikans, die
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